2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Sebastian Jung (links, hier im Gespräch mit Trainer Armin Veh), bekam bei Eintracht Frankfurt schon als U-19-Spieler einen Profivertrag, Foto: dpa
Sebastian Jung (links, hier im Gespräch mit Trainer Armin Veh), bekam bei Eintracht Frankfurt schon als U-19-Spieler einen Profivertrag, Foto: dpa

U-23: Mehr Bubis für die Bundesligisten

Weil Fußballprofis immer jünger werden, meldet Eintracht Frankfurt sein U-23-Team ab - Folgen für die Regionalliga

Über U-23-Mannschaften von Erst- und Zweitligisten sollen talentierte Fußballer den Weg ins Profitum finden. Weil das nicht überall klappt, wurde die Pflicht zur Stellung dieser Nachwuchsteams gelockert. Als erster Verein schert Eintracht Frankfurt aus - mit Auswirkungen auf die Regionalliga Südwest, in der Eintracht Trier spielt.

Frankfurt/Trier. Sie heißen Sebastian Jung, Sonny Kittel und Luca Waldschmidt. Wer bei Eintracht Frankfurt als Toptalent einen Profivertrag bekommt, ist meist noch A-Jugendlicher. Die in der Regionalliga Südwest beheimatete U 23 hat sich in den vergangenen Jahren nicht als Sprungbrett erwiesen. Grund genug für die Hessen, vom kürzlich bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga beschlossenen Recht Gebrauch zu machen, in der neuen Saison kein U-23-Team mehr am Spielbetrieb teilnehmen zu lassen.
"Nutzen und Aufwand stehen bei uns in keinem guten Verhältnis. Durch das Leistungszentrum werden unsere Nachwuchsspieler früher reifer. Deshalb kommen Profis meist schon aus der A-Jugend. Und wer es dort nicht ganz packt, bleibt nicht in der U 23 in der Regionalliga, sondern geht vielleicht in die dritte Liga", argumentiert Armin Kraaz, Leiter des Frankfurter Leistungszentrums, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Frankfurt II steht damit als erster "Absteiger" fest (siehe Hintergrund). In der Regionalliga Südwest sind die Hessen vorerst die Ausnahme.



Eine TV-Umfrage hat ergeben, dass die anderen vier Lizenzclubs Mainz 05, SC Freiburg, 1. FC Kaiserslautern und 1899 Hoffenheim auch in der nächsten Saison U-23-Mannschaften stellen werden. "Bei uns ist die U 23 als zentrale Mannschaft im Übergangsbereich zwischen U 19 und Profis unverzichtbar", sagt Sebastian Neuf aus der Leitung der Freiburger Fußballschule. Konrad Fünfstück, Chef des Lauterer Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), verweist auf eine Reihe von Spielern, die beim FCK über die U 23 ins Lizenzteam gerückt sind - Willi Orban, Jan-Lucas Dorow, Steven Zellner. Wie bei den Pfälzern heißt es auch bei Mainz 05: "Eine Abmeldung der U 23 steht nicht zur Diskussion" (Volker Kersting, Leiter NLZ).
So verhält sich auch 1899 Hoffenheim. Alexander Rosen, Direktor Profifußball, sagt: "Die U 23 ist für uns eine ideale Entwicklungsmannschaft, in der unsere besten Talente aus der Akademie und junge Spieler aus dem Lizenzspielerkader wichtige Wettkampfzeit auf einem guten Niveau erhalten."

Meinung Versuchslabor Regionalliga
Jetzt also auch in dieser Saison: Haben in den vergangenen Jahren Lizenzentzüge dafür gesorgt, dass sich die Zahl sportlicher Absteiger in manchen Regionalligen verringerte, sorgt nun im Südwesten der freiwillige Rückzug von Eintracht Frankfurt II für eine neue Ausgangslage im Kampf um den Klassenerhalt. Möglich macht's eine Lockerung der Bestimmungen, die sich die Erst- und Zweitligisten selbst gegönnt haben. Wer will, darf auch künftig mit einer U 23 spielen. Wer nicht mag, lässt es eben bleiben. Gegen diese Entscheidung wäre nichts einzuwenden, wenn sich die Nachwuchsteams lediglich untereinander messen würden. Das tun sie aber nicht. Und so kollidieren vor allem in den Regionalligen die Interessen der Lizenzclubs mit ihren "Windelgruppen" mit denen von gewachsenen (Traditions-)Vereinen. Die neue U-23-Regel zementiert das. Die Regionalligen verkommen so noch stärker als bislang zum Versuchslabor. m.blahak@volksfreund.de Extra Da sich Eintracht Frankfurt nicht mehr mit einer U 23 um eine Zulassung zur Regionalliga Südwest 2014/15 bewirbt, reduziert sich in der aktuellen Spielzeit die Anzahl der sportlichen Absteiger: Direkt absteigen muss der Tabellenletzte (derzeit Pfullendorf). Ob weitere Teams den Gang in die Oberliga antreten müssen, ist vom Auf- und Abstieg zur beziehungsweise aus der 3. Liga abhängig. bl
Aufrufe: 08.4.2014, 21:34 Uhr
volksfreund.de/Mirko BlahakAutor