2024-04-24T13:20:38.835Z

Pokal
Nach seinem Schubser gegen Fortunas Kristoffer Andersen (weißes Trikot) musste der starke Vincent Geimer (l.) das Feld verlassen. Beide Spieler erhielten einen Platzverweis. Foto: Randow
Nach seinem Schubser gegen Fortunas Kristoffer Andersen (weißes Trikot) musste der starke Vincent Geimer (l.) das Feld verlassen. Beide Spieler erhielten einen Platzverweis. Foto: Randow

TV Herkenrath scheitert an Fortuna Köln

Elfmeter besiegelt das Aus im Halbfinale des Bitburger-Pokals - Vincent Geimer sieht die Rote Karte

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Im bislang größten Spiel der Vereinsgeschichte schied der TV Herkenrath vor 824 Zuschauern im Halbfinale des Bitburger-Verbandspokals unglücklich mit 1:2 (0:1) aus. Gegen den Drittligisten SC Fortuna Köln boten die Gäste eine couragierte Leistung.

Dabei misslang der Start. Nach nur zehn Minuten klingelte es im Kasten von Torhüter Andreas Kath, der Favorit aus der Kölner Südstadt führte. Die Vorarbeit des agilen Cauly Oliveira Souza veredelte Christopher Theisen, der den Ball aus fünf Metern an Kath vorbei einschob. In der Anfangsphase versteckte sich der TVH keineswegs, stand hoch und presste früh.

Dabei stellten Celal Kanli, der überraschend den Vorzug vor Marcel Wandinger erhielt, Norman Wermes und André Kreuer geschickt die Räume zu. So zwangen sie die Hausherren immer wieder zu langen Pässen, die im Nirwana endeten – bis Oliveira Souza eine Lücke fand: „Wer sich hier nur hinten reinstellt, kassiert zwangsläufig die Tore. Das ist nicht unsere Art, Fußball zu spielen“, erklärte Herkenraths Trainer Alexander Voigt.

Was den Bergischen allerdings fehlte, waren klare Möglichkeiten. In der ersten Halbzeit blieb es bei zwei Chancen. Erst verpasste Kanli am zweiten Pfosten eine Flanke von Vincent Geimer, den Wermes in Szene gesetzt hatte (8.). Dann scheiterte Kanli aus der Distanz (23.). Die Fortunen machten es nicht besser. Ein Freistoß von Markus Pazurek strich knapp über die Latte (18.). Das 2:0 hatte Oliveira Souza auf dem Schlappen, doch ihm rutsche das Spielgerät über den Spann (20.). Für die nötige Stabilität in der Viererkette des TVH sorgte der umsichtige Patrik Flender, der die Abwehr klug dirigierte. Seine Kollegen und er schliefen beim Kopfball von Hamdi Dahmani, der an die Latte knallte (22.).

Nach der knackigen Startphase gönnten sich beide Teams eine Kreativpause. Nach dem Verschnaufen ging es munter weiter. Geimer zirkelte eine Hereingabe von links vor den Kasten, doch Jimmy Mbiyavanga kam einen Schritt zu spät (31.). Oliveira Souza bediente Selcuk Alibaz, der am Ball vorbeigrätschte (37.). Zum Schluss des ersten Durchgangs prüfte Kreuer Kölns Keeper Tim Boss, doch der Schuss landete in den Armen des Torwarts.

Ein Zweiklassenunterschied war in den ersten 45 Minuten nicht zu erkennen, dafür blitzte gelegentlich die individuelle Klasse der Drittliga-Kicker auf. So monierte Fortuna-Trainer Uwe Koschinat zur Pause den fehlenden Zugriff seiner Elf auf den Halbpositionen: „Außerdem kommen wir nicht schnell genug aus den Abseitspositionen heraus.“ Insgesamt tat der Favorit nicht mehr als nötig, die knappe Führung ging durchaus in Ordnung.

In der Kabine fand Voigt die richtigen Worte. Er schaffte es, seine Elf bis in die Haarspitzen zu motivieren. Denn fortan gab der TVH den Ton an und gestaltete das Spiel. Für Sebastian Schauer durfte Yoschua Grazina ran. Der Gast schnürte die Fortuna für zehn Minuten in der eigenen Hälfte ein. Erst fand Geimer in Boss seinen Meister (46.), dann kam Wermes nach Vorarbeit von Kanli und Geimer einen Tick zu spät (51.). Für Entlastung sorgte Kölns Alibaz, der aus der Drehung verzog (53.). Nach einem Foul von Pazurek an Wermes schlenzte Geimer den Ball vors Tor. Boss sprang vorbei, doch der Kopfball von Mbiyavanga verfehlte das Ziel (54.). Die Verunsicherung der Hausherren war deutlich zu spüren. Erst verstolperte Ebewa-Yam Mimbala den Ball ins Seitenaus (56.), dann klärte Bone Uaferro unbedrängt zur Ecke (58.).

Der Ausgleich lag in der Luft. Und er fiel. Der überragende Geimer setzte Boss nach einer Rückgabe unter Druck. Der Torwart rutschte weg, der TVH-Aktivposten netzte eiskalt zum 1:1 ein (60.). Groß war der Jubel beim Herkenrather Anhang, der zahlreich erschienen war: „TVH, TVH“, schallte es durchs altehrwürdige Südstadion. Einen kleinen Seitenhieb konnte sich der Anhang des Mittelrheinligisten nicht verkneifen: „Die Nummer eins am Rhein sind wir.“

Als Oliver Lanwer Boss prüfte, hatte dieser seine Sicherheit wiedergefunden (69.). Dann folgte die spielentscheidende Szene. Der TVH setzte zu einem Konter an, den Kristoffer Andersen auf Höhe der Mittellinie mit einem heftigen Foul unterband. Eine Rudelbildung war die Folge. Ausgerechnet Geimer, der offensive Dreh- und Angelpunkt des TVH, ließ sich zu einem nicht minder heftigen Schubser gegen Andersen hinreißen. Der Unparteiische Benjamin Bläser schickte die beiden Streithähne mit einer Roten Karte vorzeitig zum Duschen (75.): „Geimer ist einer unserer wichtigsten Spieler. Er wird uns nach dieser Tätlichkeit im Aufstiegskampf fehlen. Das ist bitter“, konstatierte Voigt.

Kein Klassenunterschied zu sehen

Auf einmal witterte die Fortuna Morgenluft. Die Domstädter gewannen an Sicherheit und kamen zu Chancen. Erst blieb ein Ballverlust von Grazina ohne Folgen, dann foulte Fabian Heinen den Torschützen Theisen im Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte Pazurek (83.). Kath war noch am Ball, konnte den erneuten Rückstand aber nicht verhindern.

Voigt stellte auf Dreierkette um, bei Ballbesitz sicherte nur noch Flender und Kreuer hinten ab. Die Gäste suchten spielerische Lösungen, anstatt den Ball blind nach vorn zu dreschen. Die Möglichkeit zum Ausgleich hatte Wermes, der eine Ecke direkt aufs Tor zirkelte. Doch Boss konnte klären (88.). In der Schlussphase vergab der eingewechselte Johannes Rahn zweimal die Chance zum 3:1.

Nach dem Abpfiff blickte Coach Voigt sofort nach vorn: „Wir werden einen Tag unsere Wunden lecken und uns dann gezielt auf das Spiel beim FC Friesdorf vorbereiten.“ In einer Begegnung auf Augenhöhe scheiterte sein Team gegen einen Drittligisten, gespickt mit Profis, zum einen an der mangelnden Erfahrung, zum anderen an dem fehlenden Quäntchen Glück. Fortunas Endspielgegner ermitteln der Bonner SC und Viktoria Köln am 2. Mai.

Aufrufe: 020.4.2017, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Lars HeyltjesAutor