2024-04-30T08:05:46.171Z

Transfers
Eine für ihn überraschende  Entscheidung: Aleksandar Kalic ist in Echterdingen raus. Günter E. Bergmann
Eine für ihn überraschende Entscheidung: Aleksandar Kalic ist in Echterdingen raus. Günter E. Bergmann

TV Echterdingen: Aus blauem Auge wird ein Knockout

Landesliga, Staffel 2 - Echterdingen trennt sich von Kalic

Der TV Echterdingen feuert seinen Trainer Aleksandar Kalic.

Mit einem blauen Auge davongekommen - so hatte Aleksandar Kalics Schlusssatz nach dieser alles in allem verkorksten Saison gelautet. Immerhin hatten die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen das größte Schreckensszenario abgewendet und den drohenden Abstieg verhindert. Es war also gerade noch einmal gut gegangen. Oder etwa doch nicht? Was den Trainer selbst anbelangt, steht die Antwort seit dem späten Mittwochabend. Sie lautet: nein. Der Filderclub hat seinen Coach gefeuert, wie wir bereits an diesem Donnerstag berichteten. ,,Die sportliche Entwicklung der Rückrunde hat uns zu der Entscheidung gebracht, dass es besser ist, einen Neuanfang zu machen", sagt der Abteilungsleiter Phillip Wunsch. Mit wem stattdessen auf der Kommandobrücke, das soll sich in den nächsten Tagen klären.

So hat das Spieljahr 2015/2016 für die Echterdinger seinen nachträglichen Paukenschlag. Beim bereits zuvor begonnenen Großreinemachen hat es mittlerweile nicht nur ein knappes Dutzend bisheriger Kicker des Kaders weggespült, sondern nun also auch noch Kalic. Dabei hatten die Echterdinger Verantwortlichen den Vertrag mit dem 46-Jährigen Mitte März noch demonstrativ verlängert - ein bewusstes Zeichen gegen den Trend, wie es seinerzeit hieß. Gelaufen ist es schon damals nicht mehr gut. Freilich: die erhoffte Signalwirkung blieb aus. Ganz im Gegenteil. Die Leistungskurve ging weiter nach unten, sodass die ursprünglich mit Aufstiegshoffnungen ins Rennen geschickte Mannschaft schließlich bis zum letzten Spieltag am Rand des Abgrunds stand.

Drittschlechtestes Rückrunden-Team

In der Summe waren die Gelb-Schwarzen just in der Saison, in der sie ganz oben angreifen wollten, das drittschlechteste Team der zweiten Rundenhälfte. ,,Das", sagt Wunsch, ,,hat uns sehr zu denken gegeben." Was Akzeptanz und Image betrifft, sei ein Schaden entstanden. Einer, dessen Reparatur er und seine Mitstreiter des Führungsgremiums Kalic ,,nicht mehr zutrauten". Hinzu kam, dass der gebürtige Westfale im gewohnt anspruchsvollen und kritikfreudigen Echterdinger Umfeld zuletzt zunehmend zur Reizfigur geworden ist. Das Murren geriet immer lauter: am Trainer liegt's. Einer der Kritikpunkte dabei: er rede die Dinge schön.

Eben dieser wachsende Unmut im und um den Verein dürfte mit den Ausschlag gegeben haben, dass Wunsch und Co. am Mittwoch in Klausur gingen und schließlich den Daumen senkten - auch wenn Wunsch selbst dies dementiert. ,,Wenn man nach den Stimmen von den Rängen geht, müssten wir den Trainer fünf-, sechsmal in einem Jahr austauschen", sagt er. Bei Kalic geschieht es nun nach dreieinhalbjähriger Amtszeit. Im Januar 2013 hatte er in den Goldäckern den damaligen Interimscoach Carsten Cibic abgelöst. Sein bestes Ergebnis: Rang vier in der vergangenen Saison. Für den erhofften Schritt zum Spitzenteam hatte es allerdings schon in den vorigen Spielzeiten nicht gereicht.

Kalic ,,total überrascht"

Kalic wurde durch seinen jetzigen Rauswurf gleichwohl kalt erwischt, wie er sagt. Von einer ,,totalen Überraschung" spricht er - und auch von einer Enttäuschung. Klar, die Negativspirale der vergangenen Wochen lasse sich nicht abstreiten. Doch steckte der Coach bereits voller Tatendrang in der Planung für die nächste Saison. Vor allem der Zeitpunkt ,,verwundert" ihn. ,,Hätte man mir früher etwas gesagt, hätte ich noch die Möglichkeit gehabt, mich nach etwas anderem umzuschauen", sagt Kalic. Nun riecht es eher nach einer unfreiwilligen Fußball-Auszeit für ihn.

Die vor der Sommerpause letzte Trainingseinheit am Donnerstagabend sollte der bisherige Assistent Alexander Eberhardt leiten. Die Nachfolgersuche will Wunsch ,,ohne Zeitdruck, aber möglichst innerhalb der nächsten zwei Wochen über die Bühne bringen". Für einen bereits in der Gerüchteküche kursierenden Namen gilt einstweilen: kein Kommentar. Die Rede ist von Karl-Heinz Fuhrmann, von 2004 bis 2012 schon Echterdinger Coach. Der einstige Meistermacher (zuletzt TSV Eltingen) ist derzeit ohne Trainerjob. Aktuell weilt er im Griechenland-Urlaub - und wäre einem Wiedereinstieg bei seinem Ex-Verein, wie zu hören ist, nicht abgeneigt.

Vier neue Spieler stehen fest

Wer auch immer der Neue wird, klar ist: er wird zumindest auf vier Spielerzugänge bauen können. Fix ist die Verpflichtung von Giuseppe Di Leone (27, Linksverteidiger/zentrales Mittelfeld, zuletzt Calcio), Maximilian Knödler (24, Angriff, TSGV Waldstetten), Duje Tokic (22, offensives Mittelfeld, VfB Oberesslingen/Zell, zuvor dritte Liga Kroatien) und Vojislav Jovanovic (22, Abwehr, VfB Oberesslingen/Zell). Demgegenüber ist der Youngster Vinko Cosic als Abgang Nummer elf zu notieren - ihn zieht es zum Ortsnachbarn Calcio.

Über die vier Einsteiger hatte Kalic am Mittwochnachmittag noch frohlockt. Dass er selbst wenige Stunden später nicht mehr im Amt sein würde - nein, er hatte in der Tat keine Vorahnung. Aus dem blauen Auge ist, um in der Boxersprache zu bleiben, ein persönlicher Knockout geworden.

Aufrufe: 011.6.2016, 12:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor