2024-04-24T13:20:38.835Z

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Bei der SG Wendelsheim/Wonsheim wird auf einem Hartplatz gespielt. Das ist nicht jedermanns Sache.	Archivfoto: pa/Axel Schmitz
Bei der SG Wendelsheim/Wonsheim wird auf einem Hartplatz gespielt. Das ist nicht jedermanns Sache. Archivfoto: pa/Axel Schmitz

Über die DNA des Fußballs der VG Wöllstein

ANALYSE Warum die Klubs aus dem Umfeld der Rheinhessischen Schweiz kaum über die A-Klasse rauskommen

Wöllstein. Alzey verfügt über einen Landesligisten, die VG Alzey-Land über einen Bezirksligisten, die VG Wörrstadt sogar über deren zwei – nur die Vereine in der VG Wöllstein tun sich schwer, auf Rheinhessenebene oder darüber mitzumischen. Einzige Ausnahme war vor Jahren die SG Wöllstein/Siefersheim, die inzwischen aber nur noch B-Klassen-Format haben. Es sind strukturelle Gründe, die den Klubs Grenzen auferlegt. Wobei die nicht einmal unglücklich darüber sind, wie eine Analyse ihrer DNA zeigt.

Zehn Kilometer um die Beller Kirche ein einheitlicher Geist

Fußball, so das Credo der Klubs der VG Wöllstein, soll mit Einheimischen, am liebsten sogar mit jungen Kickern, gespielt werden. Dieser Geist herrscht im Umkreis von zehn, zwölf Kilometer um die Beller Kirche vor. Der Klub, der ihn mit am meisten verkörpert, dürfte die SG Wendelsheim/Wonsheim sein. Grün-Weiß-Abteilungsleiter Andreas Hahn kleidet es in Worte: „Der Verein im Ort soll auch für die Leute im Ort Sport anbieten“. Mit dem TSV Wonsheim habe sich zwischenzeitlich ein Verein gefunden, der nach den gleichen Idealen handelt. Mit diesem Partner will der Teufelsrutsch-Klub eine lange Spielgemeinschaft bilden.

Der Weg, auf die Fußballer aus den eigenen Ortschaften zu bauen, ist aber gewissermaßen auch alternativlos. Wendelsheim, Wonsheim, aber auch Eckelsheim, haben nur Hartplätze, auf denen sie trainieren und spielen. Das ist ein erheblicher Wettbewerbsnachteil gegenüber den östlichen und südlichen Nachbarvereinen mit Rasen, etwa dem FV Flonheim, TuS Erbes-Büdesheim oder TuS Nack. Nicht betroffen von diesem strukturellen Nachteil sind die TSG Gau-Bickelheim und die SG Wöllstein/Siefersheim.

Randlage gen West und Süd erschwert Spielerwechsel

Darüber hinaus, so scheint es, gibt es eine unsichtbare Mauer an der Grenze der VG Wöllstein. Wechsel aus oder in das Reich, so der Eindruck, finden seltener statt als in anderen Regionen des Kreises Alzey-Worms. Da dürfte die Randlage eine Rolle spielen – im Süden schließt der Donnersbergkreis an, im Westen der Kreis Bad Kreuznach.

Aus dem Kreis Bad Kreuznach stammt Tino Häuser, der Trainer des Landesligisten RWO Alzey. Er ist als Pendler, und damit Kenner beider Kreise, ein guter Indikator. Der ehemalige Coach des TuS Hackenheim, keine sieben Kilometer von Wöllstein entfernt, beschreibt es als „unsichtbare Mauer“, die den Fußballer-Austausch weitgehend verhindert. Was aus der Perspektive des Spieler-Imports ein Nachteil für die Klubs in der VG Wöllstein ist, ist andererseits auch ein Vorteil: Es wandern auch nur wenige Fußballer ab. Grundsätzlich, glaubt Tino Häuser, ist die Sogwirkung aus dem Kreis Alzey-Worms Richtung Westen größer als umgekehrt. Das liege an der tendenziell höheren sportlichen Qualität der Spielern in Rheinhessen, als auch am größeren Angebot.

Obwohl derzeit die A-Klasse für die Klubs der VG Wöllstein das Maß der Dinge ist, geben sich die Funktionäre aller Vereine zufrieden. Beispiel A-Ligist TSG Gau-Bickelheim.

TSG Gau-Bickelheim: Sind in der A-Klasse glücklich

Durch die jüngste Siegesserie scheint dem Klub nun eine weitere Saison in der neunten Liga bevorzustehen. Abteilungsleiter Andreas Brunk sagt: „Wir sind zufrieden. Unser Ziel ist es, uns in der A-Klasse zu etablieren – das reicht uns“. Dabei ist der TSGler einfach glücklich darüber, dass „wir das alleine stemmen können“ und eine Bildung der Spielgemeinschaft nicht notwendig ist. Des Weiteren ist er zufrieden, was das Thema Integration von jungen Fußballern angeht. „Die Jungen sollen spielen. Für die nächste Saison kommen sechs, sieben Gau-Bickelheimer aus den A-Junioren heraus“, freut sich Brunk. Dann wird es die Aufgabe von Fatih Sarigan, in der kommenden Runde Nachfolger von Trainer Christian Stelzel, sein, den Erhalt der Spielklasse mit dem Einbau von den Juniorenspielern zu verbinden.

SG Wöllstein/Siefersheim vor einer Neuausrichtung

Vor einer Neuausrichtung steht auch A-Ligist SG Wöllstein/Siefersheim. Nachdem die Wöllsteiner unter Trainer Jan Sauter mit einigen tollen Halbserien auf sich aufmerksam machten, steht hinter der Zukunft der Spielgemeinschaft ein Fragezeichen. Ein Abstieg in die B-Klasse ist nahezu unvermeidbar, Sauter und auch Zweitmannschaftstrainer Denis Espenschied verlassen den Verein. Sicherlich ist die B-Klasse nicht das, was sich der Ort vorstellt. Eigentlich strebten die Wöllsteiner eher die Bezirksliga an. Nun müssen die SGler wieder von weiter unten anfangen.

Ganz unten ist Borussia Eckelsheim, wobei der Klub ein Phänomen darstellt. Er hat wahrscheinlich von allen Dörfern in der VG die ungünstigsten Voraussetzungen und schafft es dennoch, selbständig ein Fußball-Team auf die Beine zu stellen. Außerdem richtet er Jahr für Jahr ein ansprechendes Hallenturnier aus. Borussia ist darüber hinaus eines der Beispiele dafür, dass in vielen Vereinen das Wohl und Wehe von wenigen Idealisten abhängig ist. In Eckelsheim heißt einer von ihnen Norman Rack.



Höchste Quote in der VG Wörrstadt

In der VG Wöllstein sind sechs von acht Dörfern mit wenigstens einem Fußballteam verknüpft – und sei es über eine Spielgemeinschaft- Das sind 75 Prozent aller Dörfer.

In der VG Wörrstadt beläuft sich die Quote auf 80 Prozent. Zwölf von 14 Orten besitzen Fußballteams.

In der VG Alzey-Land liegt die Quote bei 68 Prozent. 17 von 25 Orten sind mit Fußballteams vernetzt.

Aufrufe: 019.4.2017, 08:00 Uhr
Nico BrunettiAutor