2024-04-24T13:20:38.835Z

EM2016
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Turnierplan mit Raffinesse

FUSSBALL UND MATHEMATIK: +++ Bei einem Turnier mit 24 Mannschaften geht es kompliziert zu +++ Schlüsselelement Gruppendritte +++

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Giessen. Bei der letzten Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine war alles noch ganz einfach. 16 Teilnehmer in der Vorrunde, aufgeteilt in vier Gruppen. Die Gruppenersten und -zweiten kamen weiter. Genau die acht Mannschaften, die man braucht für ein Viertelfinale. Bei der EM 2016 in Frankreich wurde aufgestockt von 16 auf 24 Mannschaften. Also sechs Gruppen. Und jetzt? Zwölf Mannschaften sind zu viele für ein Viertelfinale - und zu wenig für ein Achtelfinale. Also wurde der Kreis der Teilnehmer an der Finalrunde ebenfalls aufgestockt.

Damit sind es jetzt 16 Mannschaften, die nach der Gruppenphase den Europameister unter sich ausmachen sollen. Die vier besten Dritten der sechs Gruppen werden auch am Achtelfinale teilnehmen - eine sportlich sinnvolle Regel, die es zuvor nur dreimal bei Weltmeisterschaften gab (1986, 1990 und 1994). Mittlerweile hat man bei den Weltmeisterschaften sogar auf 32 Teilnehmer aufgestockt, also zur nächst höheren Zweierpotenz.

Was ist anders beim Aufstellen eines Turnierplans mit 24 Mannschaften? Speziell ist dabei, dass man nun nicht im Vorhinein weiß, aus welchen Gruppen wie viele Mannschaften am Achtelfinale teilnehmen. Deswegen kann man keinen festen Plan machen, gegen wen die Gruppendritten spielen sollen. Damit sich ein Gruppensieg auch lohnt, wurde aber festgelegt, dass vier der sechs Gruppengewinner jeweils einen Dritten als Gegner im Achtelfinale bekommen sollen: Die Gewinner der Gruppen A, B, C und D. Zum Nachteil der Gruppensieger Gruppen E und F, die einen Tabellenzweiten als Gegner bekommen. Gastgeber Frankreich gehört etwa zu jenen Mannschaften, die auf vermeintlich leichtere Gegner treffen.

Bei zwei weiteren Achtelfinalpaarungen stehen sich jeweils Zweitplatzierte gegenüber. Die Gruppe E wird hierbei doppelt benachteiligt, denn der Gruppengewinner muss gegen einen Zweiten antreten und der Zweite gegen einen Ersten. Es gibt keinen Grund für diesen doppelten Nachteil. Man könnte ihn leicht beseitigen.

Weder im Achtelfinale noch im Viertelfinale sind Paarungen möglich, die schon in der Gruppenphase vorkamen. Um solche Wiederholungen auch im Halbfinale gänzlich auszuschließen, wären 32 Teams erforderlich. Im Halbfinale kann es nur dann eine Wiederauflage eines Gruppenspiels geben, wenn ein Drittplatzierter bis dort vordringt.

15 Kombinationen

Nochmal zu ebendiesen: Drei mögliche Gruppendritte kommen als Gegner für jeden der vier privilegierten Gruppengewinner in Betracht. So steht es häufig geschrieben. Aber das alleine reicht nicht: Man braucht die vollständige Liste aller möglichen 15 Kombinationen von vier Gruppendritten und deren zugeordneten Gegnern aus den Gruppen A, B, C und D. Schon vor den gestrigen letzten Spielen in Gruppe E und F stand fest, dass sich der Gruppendritte Slowakei mit vier Punkten und Nordirland mit drei Punkten fürs Achtelfinale qualifiziert hatten, denn nur noch die Gruppendritten aus den beiden Gruppen E und F konnten an ihnen vorbeimarschieren. Außerdem stand die Türkei in der Rangliste der Gruppendritten besser als Albanien. So waren vor dem Anpfiff des letzten Gruppenspieltages nur noch folgende vier Kombinationen von Gruppendritten möglich: CDAB, CDBE, CDBF und ECBF, wobei hier die jeweilige Position auch den Gegner im Achtelfinale anzeigt. Position eins hat als Gegner den Gewinner von Gruppe A, Position zwei den Gewinner von Gruppe B et cetera. Damit war praktisch bis kurz vor Schluss noch Vieles möglich. Kroatien, der Überraschungssieger der Gruppe D, hatte selbst gestern noch drei potenzielle Gegner. Bei Deutschland hatte sich das Angebot schon etwas reduziert auf die Gegner Slowakei oder Albanien. Diese gegenseitigen Abhängigkeiten sind spannend und lassen viele Möglichkeiten bis zum Schlusspfiff des letzten Spieltages offen. Eigentlich gut für ein solches Turnier, wo das Sportliche im Vordergrund stehen sollte!

Aufrufe: 023.6.2016, 14:06 Uhr
Gießener AnzeigerAutor