2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Matchwinner für den SV Bonlanden: Andreas Pottmeyer (links). Foto: Florian
Matchwinner für den SV Bonlanden: Andreas Pottmeyer (links). Foto: Florian

Bezirksliga: Favoritensturz, fliegende Fäuste, Polizei

Die Bezirksliga präsentiert sich am 27. Spieltag als Tollhaus. Großer Sieger ist der SV Bonlanden.

+++ Andreas Pottmeyer avanciert zum Matchwinner beim SV Bonlanden +++ Zwei Neuzugänge im Gespräch +++ TSV Plattenhardt verschießt wieder einen Elfmeter und holt einen Punkt gegen Obertürkheim +++ Vier Platzverweise und ein Nasenbeinbruch bei Türkspor gegen den TSV Rohr +++ Möhringen mit bitterer Niederlage im Abstiegskampf +++

Eines ist sicher: es war zwar nicht der torreichste, aber der verrückteste und turbulenteste Spieltag dieser Saison. Drei Wochen vor dem Rundenende hat sich die Stuttgarter Fußball-Bezirksliga am Sonntag als Tollhaus präsentiert. Nachzufragen beim SV Bonlanden, der nach einem überraschenden Ausrutscher des Tabellenführers NAFI Stuttgart plötzlich wieder ein heißer Kandidat für den Meistertitel ist. Zu bestätigen vom TSV Rohr, dessen Begegnung nach vier roten Karten und Tumulten kurz vor dem Abbruch stand. Und zerknirscht einzuräumen von der Spvgg Möhringen, die in ihrem Abstiegsduell eine Niederlage kassierte, die ihr Trainer „unfassbar“ nennt.

TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 - SV Bonlanden 1:2

Zweckoptimismus. Klar, was sollte der Mann auch anderes sagen? In etwa so dürften die meisten gedacht haben, als es der Bonlandener Trainer Klaus Kämmerer zuletzt gebetsmühlenartig wiederholte: Platz eins – noch sei das Rennen nicht vorbei. Seit Sonntag steht fest: der Coach hat Recht, und zwar nicht nur im minimaltheoretischen Prozentbereich. Die Seinen sind tatsächlich schlagartig wieder mittendrin im Titelkampf. Der eigene mühsame 2:1-Sieg in Münster erhielt nämlich eine unerwartete Zugabe: Mit der gleichzeitigen 0:1-Heimpanne des Tabellenführers NAFI Stuttgart gegen den MTV beträgt der Rückstand zur Spitze lediglich noch einen Punkt. Entsprechend groß war das Hurra. „Das ist ein schönes Signal für uns“, sagt Kämmerer, „jetzt wird es richtig spannend.“ Und jetzt sind die Weichen an der Humboldtstraße vollends auf Angriff gestellt.

Haben Kämmerers Kicker den längeren Atem? Bekommt der große Rivale das Nervenflattern und wiederholt sich die Geschichte der vorigen Saison? Zur Erinnerung: auch damals galt ­NAFI bereits als designierter Meister, ehe die Mannschaft im Endspurt strauchelte. Der psychologische Vorteil liegt jedenfalls bei den Bonlandenern, die mittlerweile in 24 Pflichtspielen in Serie ungeschlagen sind. Und da ist es allein eine Randnotiz, dass der aktuelle Erfolg zäh zustande kam.

Zum Matchwinner avancierte Andreas Pottmeyer mit einem Doppelschlag nach der Pause. Die Vorarbeit leisteten der starke Marcel Stannull sowie Mike Baradel. Zuvor waren die Bonlandener trotz Feldvorteilen durch einen Konter in Rückstand geraten. Auch, weil „auf diesem Katastrophenplatz Fußball spielen nicht möglich war“, wie Kämmerer sagt. „Das, was wir da vorgefunden haben, war nahe an der Körperverletzung“, ätzt er.

Meha und Malamidis als Zugänge?

Ein wirklich Verletzter, der Mittelfeldmann Steffen Schmidt, hat derweil nun ebenfalls seinen Verbleib für die nächste Saison zugesagt – Angeboten der Landesligisten TV Echterdingen und TSV Weilheim zum Trotz. Nicht nur das: zudem ist der erste Neuzugang im Anflug. Vom Staffelgegner Türkspor soll der zweimalige Bezirksliga-Torschützenkönig Feriz Meha (32, Angriff) kommen. Kämmerers Kommentar: „Ein hoch interessanter Spieler. Er wäre eine Bereicherung.“ Gleiches würde für Mehas aktuellen Teamkollegen Nektarios Malamidis (29, Innenverteidigung) gelten. Auch zu ihm besteht Kontakt. Doch hat der SV Bonlanden in diesem Fall Mitbewerber, unter anderen den TV Oeffingen.


Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Bernhard Kreis (30.), 1:1 Andreas Pottmeyer (60.), 1:2 Andreas Pottmeyer (70.)

TSVgg Plattenhardt - VfB Obertürkheim 2:2

Nun also auch noch Erdal Tunc. Der Abwehrrecke ist der Nächste auf der unheilvollen Liste des TSV Plattenhardt – nämlich nun schon Spieler Nummer vier, der in dieser Saison für die Filderstädter einen Elfmeter verschießt. Antonov, Bayrak, Wagner, Tunc. Böse Zungen behaupten, im Weilerhau zuckten sie mittlerweile erschrocken zusammen, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt. Die Frage ist nicht mehr: wer darf ausführen, sondern wer muss? Tunc war diesmal derjenige, der sich in der Schlussphase ein Herz fasste – und am Gästekeeper Carlo Babo scheiterte. Das kostete den Sieg im Heimspiel gegen den VfB Obertürkheim. Unter dem Strich stand nur ein 2:2. „Einerseits etwas ärgerlich, andererseits haben wir immerhin zweimal einen Rückstand aufgeholt“, sagt der Trainer Sascha Krammer.

Zuvor hatten Bilal Toy sowie Stefan Schullehner für die erneut stark ersatzgeschwächten Gastgeber jeweils ausgeglichen. Schullehner? Richtig: der gegnerische Spielertrainer traf nach einer Flanke von Paulo Bayrak ins eigene Netz. Bleiben noch drei Auftritte bis zur Ziellinie Sommerpause. Und bis zur dann hoffentlich baldigen Genesung des Kapitäns Christian Mayer – nicht zuletzt deshalb, weil der Mann als guter Elfmeterschütze gilt.


Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Christos Tzalidis (5.), 1:1 Bilal Toy (31.), 1:2 Marc Rottmeir (71.), 2:2 Stefan Schullehner (77. Eigentor)
Besondere Vorkommnisse: Erdal Tunc (TSVgg Plattenhardt) scheitert mit Foulelfmeter (85.)

Türkspor Stuttgart - TSV Rohr Stuttgart 2:1

Die Bilanz in Kürze: vier rote Karten, ein Nasenbeinbruch, Krankenwagen und Polizei vor Ort, dazu geschockte Vereinsverantwortliche. „Für das, was vorgefallen ist, fehlen mir die Worte“, sagt Mike Riedel, der Fußballchef des TSV Rohr. Dabei war es doch eigentlich ein Spiel, in dem es für beide Seite nicht mehr um den großen Siegeslorbeer ging – und das zwischen den Gastgebern von Türkspor und Riedels Kickern auch die längste Zeit friedlich verlief. Bis zur vierten Minute der Nachspielzeit. Dann eskalierte das Geschehen plötzlich.

Auslöser war ein grobes Foul des Türkspor-Spielers Hüseyin Kuyumcu am enteilenden Adnan Ajdinovic. Folge eins: beide Kontrahenten lieferten sich ein wütendes Handgemenge. Folge zwei: eine Rudelbildung, erweitert durch auf den Platz stürmende Zuschauer. Folge drei: ein blutend am Boden liegender Rohrer Kapitän Ajdinovic – bei ihm wurde später der besagte Nasenbeinbruch diagnostiziert. Laut Riedels Beobachtung hat einer der gegnerischen „Fans“ zugeschlagen. Der Türkspor-Teammanager Özgür Gülbahar spricht von einer „total undurchsichtigen Situation“, in der aber immerhin einer auf dem Rasen kühlen Kopf bewahrt habe. Gemeint ist der Schiedsrichter Armando Javier Mora Estrada. Jener verhängte je zwei Platzverweise: Außer den Streithähnen Kuyumcu und Ajdinovic sahen Burhan Degirmenci und der Rohrer Keeper Kai Hansen Rot. Auf einen Spielabbruch verzichtete der Unparteiische indes, sondern brachte die Begegnung vollends über die Zeit.

Gespannt sein dürfen nun alle, was er in seinen Bericht schreibt – und inwieweit das Sportgericht tätig wird. Zumindest das Ergebnis steht. Um es am Rande zu erwähnen: 2:1 für Türkspor. Ansonsten: auf Rohrer Seiten gibt es viel zu erzählen für zwei Fehlende. Der Trainer Moudachirou Amadou (beruflich in Südafrika) und der Torjäger Ramin Sina (Knöchelverletzung) waren gar nicht dabei.


Schiedsrichter: Armando Javier Mora Estrada - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Feriz Meha (1.), 2:0 Domenico D´Andrea (34.), 2:1 Pedram Khoshdani (80.)
Platzverweise: Rot gegen Hüseyin Kuyumcu (90./Türkspor Stuttgart), Rot gegen Burhan Degirmenci (90./Türkspor Stuttgart), Rot gegen Kai Hansen (90./TSV Rohr Stuttgart), Rot gegen Adnan Ajdinovic (90./TSV Rohr Stuttgart)

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - Croatia Stuttgart 1:2

Die Ansprache an die Mannschaft nach der Begegnung ist diesmal ausgefallen. Karl-Heinz Fuhrmann rauschte stattdessen im Eilzugtempo vom Sportgelände, setzte sich in sein Auto und fuhr nach Hause. Zu groß war der Frust über das Geschehene, das der Trainer auch jetzt noch „unfassbar“ nennt. Da hatte sein Team der Spvgg Möhringen „ein Riesenspiel gemacht“, laut Coach „ das beste, seit ich hier tätig bin“. Über gut 90 Minuten hatten die Gastgeber im Abstiegsduell ihren Gegner Croatia Stuttgart dominiert. Und was war der „Lohn“? Eine 1:2-Heimniederlage. Statt den erhofften wegweisenden Schritt in Richtung Klassenverbleib zu tun, bleibt es im Tabellenkeller ein Tanz auf der Rasierklinge.

Zur tragischen Figur wurde der Torhüter Martin Brodbeck. Die Nachspielzeit lief bereits, als dem 24-Jährigen der Ball nach einem Freistoß wie ein nasses Stück Seife durch die Hände flutschte und zum Möhringer Entsetzen ins Netz trudelte. „Eine Slapsticknummer – aus einer völlig harmlosen Situation heraus“, sagt Fuhrmann. Der Spielverlauf war damit vollends auf den Kopf gestellt. Freilich: die Schuld allein bei Brodbeck zu suchen, wäre ungerecht. Überhaupt kam für die Heimelf ziemlich viel Hadernswertes zusammen an diesem Tag. Beispiel Chancenverwertung. Allein dreimal war der Tabellen-13. zuvor am Torgebälk gescheitert. Matthias Rätzke, Marian Wieser und Bastian Malchow klopften jeweils auf Aluminium, ehe Malchow der überfällige Ausgleich gelang.

Spiel für Dreiviertelstunde unterbrochen

Beispiel auch erstes Gegentor. Schon dieses hatte die Gemüter erhitzt. Als Steven Jordan die Kugel im Strafraum an die Hand bekam, entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter. „Sehr fragwürdig“ für Fuhrmann, der mit den Seinen nach eigenem Bekunden nun „erst mal Wunden lecken muss“. Zuhause war er im Übrigen trotz fluchtartigem finalen Abgang erst spät. Der Grund: wegen eines Gewitters war die Partie für eine Dreiviertelstunde unterbrochen.

Die Tabelle in der Bezirksliga in der Übersicht

1. N.A.F.I. Stuttgart 27 21 1 5 98 : 34 64 64 2. SV Bonlanden 27 19 6 2 80 : 32 48 63 3. Türkspor Stuttgart 27 20 1 6 70 : 41 29 61 4. SC Stammheim 27 14 6 7 55 : 42 13 48 5. TSVgg Plattenhardt 27 13 5 9 54 : 49 5 44 6. Spvgg 1897 Cannstatt e.V. 27 11 7 9 58 : 52 6 40 7. MTV Stuttgart 27 9 12 6 48 : 40 8 39 8. TSV Rohr Stuttgart 27 11 4 12 63 : 58 5 37 9. Sportvg Feuerbach 27 10 4 13 60 : 56 4 34 10. Croatia Stuttgart 27 9 5 13 43 : 57 -14 32 11. VfB Obertürkheim 27 8 8 11 47 : 65 -18 32 12. SV Sillenbuch 27 8 5 14 56 : 84 -28 29 13. SpVgg 1887 Möhringen e.V. 27 8 4 15 52 : 53 -1 28 14. TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 27 7 7 13 46 : 64 -18 28 15. SSV Zuffenhausen 27 4 5 18 41 : 81 -40 17 16. FC Stuttgart-Cannstatt 27 3 2 22 23 : 86 -63 11

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Aufrufe: 016.5.2017, 14:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor