2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Türkiyemspor Gießen, Meister der Kreisliga B3 und Aufsteiger in die Kreisliga A Gießen. Hinten v.l.: Cevdet Aydin, Ersin Durmaz, Ali Osman Akkaya, Deniz Sinek, Fatih Akpinar, Murat Saygili, Gökhan Yücel, Ömer Aydogmus, Spielertrainer Ilker Danisman. Vorne v.l.: Engin Özdemir, Gökhan Bingöl, Muhammed Toklu, Bilal Simsek, Alparslan Bingöl, Pepi Lazarov. Auf dem Bild fehlen: Deniz Yesil, Muecahit Tem
Türkiyemspor Gießen, Meister der Kreisliga B3 und Aufsteiger in die Kreisliga A Gießen. Hinten v.l.: Cevdet Aydin, Ersin Durmaz, Ali Osman Akkaya, Deniz Sinek, Fatih Akpinar, Murat Saygili, Gökhan Yücel, Ömer Aydogmus, Spielertrainer Ilker Danisman. Vorne v.l.: Engin Özdemir, Gökhan Bingöl, Muhammed Toklu, Bilal Simsek, Alparslan Bingöl, Pepi Lazarov. Auf dem Bild fehlen: Deniz Yesil, Muecahit Tem

Türkiyemspor marschiert wie geschmiert zum Titel

KLB-Team steht frühzeitig als Aufsteiger (KLA Gießen) fest +++ Große Ziele werden angepeilt

GIESSEN - „Die Maschine läuft“ steht auf den Aufstiegs-Shirts von Türkiyemspor Gießen. Die „Maschine“ lief tatsächlich ohne Stottern und führte dazu, dass der Aufstieg in die Kreisliga A Gießen bereits vier Spieltage vor Saisonende feststand. Treffender hätte man die Runde in der Gruppe 3 der Kreisliga B nicht zusammenfassen können. Es lief eben.

Der über eineinhalb Jahre aufgebaute Kader kam in dieser Saison richtig in Schwung und überrollte die Kontrahenten. Mit spielerischer Dominanz und Leichtigkeit degradierten die Gießener die Konkurrenz zu Statisten. Keine einzige Partie ging verloren, lediglich Espanol Gießen schaffte zwei Remis, darunter auch das einzige torlose Türkiyemspor-Spiel der Saison. 203 Treffer erzielte die Offensive bisher, Alparslan Bingöl alleine 72 davon, mehr Treffer als sechs andere Vereine insgesamt schossen. Zehn der 22 Spiele gewann man zweistellig. Dabei musste Keeper Ersin Durmaz nur zehnmal hinter sich greifen. Bei diesen Statistiken können einem schon die Superlative ausgehen. Die eindrucksvolle Bilanz ist jedoch das Ergebnis von Umstrukturierungen und harter Arbeit.

Imagewechsel

Der in der Winterpause 2013 neu gewählte Vorstand um Geschäftsleiter Metin Agman hatte einen Berg von Aufgaben zu bewältigen. „Es war kein einfacher Job. Die Kassen des Vereins waren leer. Wir haben daher nach Sponsoren gesucht, neue Mitglieder angeworben und gleichzeitig ein neues sportliches Konzept entwickelt.“

Dafür wurde mit Ilker Danisman ein neuer Spielertrainer mit Verbandsliga-Erfahrung verpflichtet, der sich zusammen mit Co-Trainer Gökhan Bingöl und Torwarttrainer Ersin Durmaz rein um die sportlichen Belange kümmerte. Diese Rechnung ging auf. „Stand jetzt sind wir finanziell im Plus und auch sportlich sieht es gut aus. Alle im Verein haben tolle Arbeit geleistet“, zieht Agman eine positive Saisonbilanz. Mit dem neuen Trainer kamen auch einige junge Akteure mit Erfahrung aus höherklassigen Ligen wie Alparslan Bingöl (Eintracht Lollar) oder Abräumer Mücahit Temiz (SV Staufenberg). Mit viel Selbstbewusstsein formulierte der Verein deshalb den Aufstieg als Ziel und nahm sich gleichzeitig vor, das eigene Image zu verbessern.

Das Erfolgsrezept dafür bringt der Mann, der die sportlichen Zügel in der Hand hält, Trainer Ilker Danisman, auf den Punkt. „Disziplin, Kommunikation, Spielintelligenz, Ehrgeiz, Elan, Kampfgeist und Zusammenhalt.“ Vor allem Letzteres sollte nicht nur innerhalb des Teams herrschen. „Wir haben eine Wohlfühlatmosphäre für die Spieler und deren Familien geschaffen“, sagt Danisman. Die Saisonspiele wurden zu Familienfesten, bei der jeder eine bestimmte Aufgabe hatte (Essensverkauf, Bälle einsammeln, Eintritt kassieren), egal wie klein sie auch sein mochte. Oft trafen sich Spieler und Angehörige zu gemeinsamen Kino-, Bar- oder Schwimmbadbesuchen. So sollte auch einer möglichen Grüppchenbildung entgegengewirkt werden.

Auch nach außen demonstrierte Türkiyemspor damit ein neues Image und sorgte für eine gewisse Euphorie, die sowohl die Zuschauerzahlen auf 50 bis 100 Zuschauer pro Spiel anhob und dem Verein gut 60 neue Mitglieder bescherte. Sogar über die Stadtgrenzen hinaus machte der Erfolg von Türkiyemspor die Runde. „Ich kriege nicht nur viele Glückwunsch-Anrufe aus der Türkei, sondern uns kennt ganz Deutschland“, freut sich Danisman schmunzelnd über die Anerkennung der Leistungen.

Doch das alles wäre nicht möglich gewesen ohne den sportlichen Erfolg. Die Motivation bei aller Dominanz hochzuhalten und ein Gefühl der Überheblichkeit zu verhindern, war die größte Herausforderung für den Trainer.

„Die Jungs wissen, dass sie gute Fußballer sind und auch, wer da auf dem Platz auf sie wartet.“ Deshalb erhob Danisman die Disziplin zum obersten Gebot und präsentierte sich anfangs als harter Hund. „Wir spielen hier kein Tennis, sondern Fußball und das ist ein Mannschaftssport. Und wir hatten das klare Ziel Aufstieg vor Augen. Wer also nicht diszipliniert genug war und alles gab, flog raus. Ohne Rücksicht auf Namen oder bisherige Leistung.“

Wer diese Prämisse verinnerlichte, konnte bleiben und bekam die Chance, sich auf dem Platz zu beweisen. Diese Philosophie sorgte auch dafür, dass bei Begegnungen wie gegen Hellas Gießen nicht nach 60 Minuten das Fußballspielen eingestellt wurde, sondern die Mannschaft bis zur letzten Minute konzentriert alles gab. Doch nur mit Disziplin gehe es auch nicht, meint Danisman. Kommunikation und Harmonie seien ebenfalls wichtig. Denn letztlich zähle nur „der Spaß am Fußball.“

Auch das durch Sponsoren, neue Mitglieder und höhere Zuschauereinnahmen erwirtschaftete Geld wurde direkt in Trainingsanzüge, Schuhe, Bälle oder Trikots investiert. Daran zeigte sich die Wertschätzung des Vorstandes für die Leistungen der Spieler und des Trainerstabs. Zweifel am Aufstieg hatte Danisman nie. „Das Team ist sich seiner Qualität bewusst. Und dass sich diese durchsetzt, haben wir bewiesen.“

Der Verein ist aber noch lange nicht satt, Danisman führt bereits Gespräche mit möglichen Neuzugängen, die ebenfalls höherklassig spielen. Bei der Zielvorgabe sind sich Agman und der Trainer allerdings nicht ganz einig. Während der Geschäftsleiter die Plätze eins bis drei anpeilt und von „Erfahrungen sammeln“ spricht, ist der Coach deutlich selbstbewusster. „Das Mannschaftsgefüge funktioniert. Deswegen wollen wir den Durchmarsch schaffen.“ Denn über kurz oder lang ist das Mindestziel Danismans die Kreisoberliga. Jetzt ist die Vorfreude auf die neue Runde aber erst einmal groß, auch weil in der A-Liga Gießen Mannschaften warten, die weit mehr sind als Statisten. Und die werden die Türkiyemspor-Maschine sicher deutlich mehr fordern.

Aufrufe: 024.5.2014, 18:00 Uhr
Tim GeorgAutor