2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Jubelfoto ohne Trainer: Die Fußballer des TSV Wolfratshausen um ihren Abteilungsleiter Christian Leipold (re.) schafften nach zwei Jahren die Rückkehr in die A-Klasse. Allerdings trennt sich der Klub von Trainer Guido Herberth. FOTO: TSV
Jubelfoto ohne Trainer: Die Fußballer des TSV Wolfratshausen um ihren Abteilungsleiter Christian Leipold (re.) schafften nach zwei Jahren die Rückkehr in die A-Klasse. Allerdings trennt sich der Klub von Trainer Guido Herberth. FOTO: TSV

Nach Aufstieg: TSV-Coach Herberth sagt Servus!

Wolfratshausen – Dass der BCF Wolfratshausen seit einigen Jahren das fußballerische Aushängeschild der Loisachstadt ist, ist unumstritten. Was aber nur noch die älteren Sportbegeisterten wissen: Der Traditionsverein ist der TSV Wolfratshausen von 1862.

In den späten 1960er Jahren kickten die Wölfe unter Leitung des Ex-Nationalspielers Willi Siemetsreiter sogar in der Landesliga, im darauffolgenden Jahrzehnt zumeist in der damals noch höherklassigen Bezirksliga. Der Absturz des Klubs erfolgte in den 2000er Jahren – zuerst in die Kreisklasse, dann in die A-Klasse und schließlich sogar in die B-Klasse. Umso erfreulicher, dass die Wölfe zwei Spieltage vor Schluss den Wiederaufstieg geschafft haben. „Eine geile Sache“, freut sich deshalb Christian Leipold, der gemeinsam mit einer Handvoll Mitstreitern vor zwei Jahren die beinahe in Auflösung begriffene Sparte übernahm.

Dass das Comeback des Traditionsvereins vor allem auf Teamgeist beruht, ist für den Abteilungsleiter unbestritten: „Die Burschen ziehen alle super mit – egal, ob im Vorstand oder auf dem Feld.“ Vor zwei Jahren sei man mit gerade noch sieben oder acht Spielern dagestanden, habe die Reserve abmelden müssen. Trainer Guido Herberth habe daraufhin eine völlig neue Mannschaft zusammengestellt, die neben ehemaligen oder auswärtigen Kickern auch aus Leuten bestand, die erstmals im Verein spielten. Auch junge Flüchtlinge aus Syrien oder Nigeria fanden Aufnahme beim TSV. „Wir haben den Jungs vermittelt, dass wir im Oberland einer der Traditionsvereine sind“, betont Leipold. Nach und nach ging es aufwärts: Die administrativen Aufgaben wurden auf viele Schultern verteilt, die Zuschauer kamen wieder zu den Heimspielen, und aufgrund des gewachsenen Kaders konnte wieder eine zweite Mannschaft an den Start gehen. Am vergangenen Wochenende sicherten sich die Wolfratshauser mit einem 0:0 gegen Föching hinter dem SC Deining den zweiten Platz in der B-Klasse 3, der zum Aufstieg berechtigt. „Das war der Lohn für zwei Jahre schwerer Arbeit“, schnaufte der Spartenchef erleichtert durch.

Allerdings mischt sich in die Freude über die Rückkehr in die A-Klasse ein Wermutstropfen: Die Wölfe und Trainer Guido Herberth gehen nach der Saison getrennte Wege. „Ja, das ist eine blöde Situation“, räumt Leipold ein. Es tue ihm sehr leid, dass man sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit habe einigen können. Herberth sei mit dem Konzept, das der neue sportliche Leiter Gerd Willim ausgearbeitet habe, nicht einverstanden gewesen. Dies beinhalte unter anderem eine erfolgsorientierte Bezahlung der Übungsleiter, eine Trennung von erster und zweiter Mannschaft mit unterschiedlichen Trainingstagen und das Ziel Aufstieg in die Kreisliga bis in fünf Jahren. „Wir sind froh, einen Mann mit so viel Erfahrung zu haben“, sagt der Abteilungsleiter über Willim. Der frühere U 15-Nationalspieler, langjährige Bayernliga-Fußballer (Starnberg, Bayreuth) und spätere Wölfe-Kapitän bringe „neuen Schwung, Professionalität und Ideen“ ein.

Ideen, mit denen sich der bisherige Coach nicht so recht identifizieren kann. „Das Papier ist mir am Dienstag vorgelegt worden, ich sollte mich bis Donnerstag entscheiden“, erklärt Guido Herberth. Mit den erheblichen Einschnitten seine Gage betreffend hätte er noch leben können. Nicht aber damit, dass künftig der Sportliche Leiter mehr zu sagen haben soll als der Trainer. „Die anderen Punkte in dem Konzept funktionieren vielleicht bei einem Kreisligisten, aber nicht bei einem A-Klassen-Verein“, sagt der 54-jährige Geretsrieder. Die Trennung, die er seinen Kickern vor dem Föching-Match in der Kabine mitgeteilt habe („Ich war mir sicher, dass wir ohnehin aufsteigen und wollte den Jungs später beim Feiern nicht die Laune verderben“), bedauere er sehr. „Schade, dass wir nicht auf einen Nenner gekommen sind.“

An ein Engagement bei einem anderen Klub – Herberth war zuvor unter anderem beim BCF Wolfratshausen, FC Bayern/D-Junioren und FC Penzberg tätig – verschwende er derzeit keinen Gedanken: „Das ist alles zu frisch.“ Einigermaßen überrascht zeigte er sich jedoch darüber, dass die Wölfe bereits einen Nachfolger für ihn gefunden haben: In der neuen Saison übernimmt Stephan Berger, langjähriger Torhüter des TSV und bisheriger Assistent von Herberth, den Trainerposten.

Aufrufe: 024.5.2017, 09:44 Uhr
Tölzer Kurier: Thomas WenzelAutor