2024-04-16T09:15:35.043Z

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Die Tage in Steinenbronn sind gezählt: Roko Agatic (links) und Srdjan Savic verlassen den Verein. Foto: Yavuz Dural
Die Tage in Steinenbronn sind gezählt: Roko Agatic (links) und Srdjan Savic verlassen den Verein. Foto: Yavuz Dural

Von der Champions League in die Kreisliga

Srdjan Savic spielte einst vor 50.000 Zuschauern in der Königsklasse - nun ist er beim TSV Steinenbronn in der Kreisliga aktiv

Die Ex-Profis Roko Agatic und Srdjan Savic, die früher in der ersten bosnischen Liga Gegner waren, spielen seit dieser Saison gemeinsam beim TSV Steinenbronn. Eine teils schwierige Umstellung für sie. Im Sommer werden beide gehen.

Sie haben sich ihren Lebenstraum erfüllt. Den Traum, den viele Jungs träumen: einmal Fußball-Profi zu werden. Roko Agatic und Srdjan Savic haben in Bosnien in der ersten Liga gekickt. Gegeneinander, nie miteinander. Letzteres tun der 36-jährige Agatic und sein drei Jahre jüngerer kroatischer Landsmann seit einem Jahr beim TSV Steinenbronn – dort nicht mehr erstklassig, sondern in der Stuttgarter Kreisliga A. Zwei Ex-Profis in der zweituntersten Spielklasse. Agatic und Savic sind die Stars in den Sandäckern, allerdings nicht mehr lang.

„Fußball war schon immer unsere große Leidenschaft und wird es auch bleiben“, sagt Agatic. Dass sich ihre Laufbahn als Spieler langsam aber sicher dem Ende neigt, wissen die Freunde, und sie haben sich damit abgefunden. „Aber Spaß macht es trotzdem noch“, sagt Agatic, der in Steinenbronn auch Co-Trainer ist und mit 28 Saisontoren aktuell an der Spitze der Torschützenliste steht. Ein Jahr will er noch aktiv spielen und sich dann als Trainer einen Namen machen. Savic hingegen sagt lachend und im gebrochenen Deutsch, dass er in dieser Liga wohl auch noch mit 45 keine schlechte Figur machen würde. Am vergangenen Sonntag war das Duo mit acht Treffern maßgeblich am 9:3-Erfolg gegen die SG Stuttgart-West beteiligt. Agatic netzte allein sechsmal ein. Es war ein wichtiger Sieg im Kampf um den Klassenverbleib.

Wechsel nach Schönaich

Indes: oft werden sich die Steinenbronner Fans nicht mehr an ihren beiden Vorzeigekickern erfreuen können. Agatic, Savic und auch der Keeper Josip Brnic wechseln zur neuen Saison in die Bezirksliga Böblingen/Calw zum TSV Schönaich. „Wir hatten ein Dutzend Angebote, aber da hat das Paket gestimmt“, sagt Agatic, der auch deshalb geht, weil er bei seinem jetzigen Club keine Aufstiegsperspektive sah. „Wir wollten immer in die Bezirksliga hoch“, sagt er. Beeinflusst wurde seine Entscheidung zudem dadurch, dass er den Schönaicher Trainer Mustafa Cakal von seinem Job als Hausmeister bei der Firma Bosch in Leinfelden kennt.

23 Jahre ist es inzwischen her, dass Agatic das erste Mal nach Deutschland kam – als Flüchtling mit den Eltern und der Schwester. Das Fußball-ABC hat er beim TSV Plattenhardt gelernt. Von der D- bis zur A-Jugend kickte er im Weilerhau, unter anderen mit dem späteren Bonlandener Oberliga-Torjäger Bernd Eckhardt und mit Christoph Dast, der in Plattenhardt heute stellvertretender Abteilungsleiter ist. 1998 ging die Familie zurück auf den Balkan, und Agatic fasste Fuß beim bosnisch-herzegowinischen Verein HHK Orasje, damals Erstligist. Von 2000 bis 2003 und von 2006 bis 2008 stand er dort unter Vertrag. „Mein größter Erfolg war ein dritter Platz in der Meisterschaft“, erinnert sich der Mittelfeldspieler, dessen große Stärke schon immer seine Freistöße waren. Damit erzielt er die meisten seiner Treffer.

Kontakte nach Deutschland genutzt

Von 2008 bis 2010 spielte Agatic danach noch in der zweiten kroatischen Liga bei NK Marsoni Slavonski Brod, ehe es ihn erneut auf die Filder verschlug – des Geldes wegen. „Meine Tochter war gerade geboren, und vom Verein gab es nichts. Also habe ich meine Kontakte in Deutschland genutzt“, sagt der 36-Jährige. Zwei Jahre lang hat er in der „Traube“ in Plattenhardt gekellnert und nicht Fußball gespielt – bis ihn Josip Brnic nach Steinenbronn holte. Seit 2015 ist Agatic wieder mit seiner Ehefrau, die in einem Steinenbronner Kindergarten arbeitet, und seiner Tochter vereint. Die Familie lebt in Bonlanden, auch die Eltern sind wieder da.

Einst vor 50 000 Zuschauern

Und inzwischen wie gesagt auch der alte Kumpel Srdjan Savic. Jener klopfte im vergangenen Sommer bei Agatic an. Er war auf Arbeitssuche und wollte ebenfalls irgendwo noch ein bisschen kicken. Für Savic war der Schritt hinab in die Tiefen der Kreisliga A dann ein noch größerer, hat er doch einst sogar Champions-League-Luft geschnuppert. Mit HK Zeljeznicar Sarajevo bestritt er anno 2011 Qualifikationsspiele der Königsklasse gegen Maccabi Tel Aviv (1:4/2:2) – dies vor 50 000 Zuschauern. Laut entsprechender Portale stand sein Marktwert bei 400 000 Euro.

Eine Umstellung wurde es für Savic in Steinenbronn nicht nur in spielerischer Hinsicht, sondern auch was die Einstellung der Akteure zu ihrem Sport betrifft. Dass manche seiner Teamkollegen teils einfach nicht zu Spielen kommen, weil sie anderes vorhaben, das kann der 1,88 Meter große Savic schlicht nicht begreifen. Vielleicht wird es bei seinem künftigen Verein besser, hofft der Routinier, der seit Kurzem in Plattenhardt wohnt.

An ihre Profikarriere denken Agatic und Savic noch gerne zurück. Eine schöne Zeit sei es gewesen, die sich nicht missen möchten. Doch jetzt hat für sie ein neuer Lebensabschnitt begonnen – mit einem neuen Traum. Roko Agatic und Srdjan Savic wollen sich in Deutschland eine neues Leben aufbauen. Sie sind auf einem guten Weg, sich auch diesen zu erfüllen.

Persönliche Daten

Srdjan Savic Position: Abwehr Nationalität: Größe: - Gewicht: - Profilaufrufe: 165 TSV Steinenbronn
Kreisliga A2 Stuttgart
Spieler

Spielerstationen

Gesamt-Statistik 23 10 2 2/2 1 0 0 0 0 2070 1 16/17 TSV Steinenbronn Kreisliga A2 23 10 2 2/2 1 0 0 - - 2070 1

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Aufrufe: 010.5.2017, 16:00 Uhr
Filder-Zeitung / Susanne DegelAutor