2024-04-25T10:27:22.981Z

Im Nachfassen
Fassungslosigkeit: Lange nach Abpfiff blieben die Spieler draußen und versuchten das Erlebte zu verstehen. Foto: Stark
Fassungslosigkeit: Lange nach Abpfiff blieben die Spieler draußen und versuchten das Erlebte zu verstehen. Foto: Stark

TSV Schilksee erlebt Albtraum in der Nachspielzeit

Grausames Ende, Unschönes Spiel

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,,So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Bodo Schild, Vorstand Fußball und Marketing beim TSV Schilksee, nach der unfassbaren Niederlage seiner Mannschaft. Selbst er, der sonst so wortgewandt und gut gelaunt ist, zeigte sich sichtlich angefasst und hatte Probleme auf der anschließenden Pressekonferenz die Fassung zu bewahren. Das zeigt wie emotional Fußball sein kann.
Dabei ist des einen Freud selbstverständlich des anderen Leid. ,,Fußball kann so grausam sein", brachte es auch der erfahrene Schilksee-Coach Thorsten Gutzeit auf den Punkt. ,,Die Jungs sind am Boden zerstört. Doch so schwer es fällt, man muss das Erlebte jetzt irgendwie schnell abhaken. Ein Tag Trauer ist in Ordnung, aber ab Morgen müssen wir den Blick nach vorne richten und die Spieler schnell wieder aufbauen."

Das dualistische Nebeneinander von Freude und Verzweiflung bei diesem Sport ist eben auch der Kern seiner Strahlkraft, die Wurzel seiner Begeisterungsfähigkeit. So sieht es auch Gutzeit, selbst im Moment der schmerzhaften Niedergeschlagenheit. ,,Dass so etwas beim Fußball passieren kann, ist ja auch gleichzeitig schön. Es tut nur so weh, wenn man auf der falschen Seite dabei steht."

Es entscheiden Nuancen. Gutzeit wollte kurz vor den verheerenden und entscheidenden Sekunden die Möglichkeit zum dritten Wechsel wahrnehmen, um nochmal Zeit von der Uhr zu nehmen, um den Rhythmus des Gegners zu stören beziehungsweise zu verhindern, dass er ihn findet. Und nicht zuletzt um den kopfballstarken Innenverteidiger Maximilian von Randow in die finalen Züge der Abwehrschlacht zu entsenden. ,,Es ging dann eben alles so schnell. Da war ja auch kaum noch eine Spielunterbrechung, die den Wechsel ermöglicht hätte."

Es könne sein, dass der Wechsel, etwas früher ausgeführt, etwas am Ausgang des Spiels geändert hätte. Aber das ist nur Theorie und darüber zu diskutieren ist ,,müßig". Da kann man Gutzeit nur zustimmen. In der Theorie dürften die gleichen Fehler, wie bei den beiden Zwillingstreffern geschehen, sich binnen weniger Sekunden nicht wiederholen. Doch das geschah am Samstag in der Abwehrzentrale des TSV. Die Möglichkeit des Unmöglichen macht den rauen Charme dieses Mannschaftssports aus und eben diese Rauheit gehört geschützt. Damit sich die Eigenheiten des Fußballs in Gänze entfalten können, musss ein faire Zweikampfhärte erlaubt sein, damit eine Spielfluss aufkommt.

Erst ein fließender Ablauf ermöglicht das Sichtbarwerden dessen, was wir am Fußball lieben. Man muss auch mal gerechtes Fingerspitzengefühl walten lassen und darf ein Spiel nicht durch kleinliche Entscheidungen ,,zerpfeifen".

Das ist keine Kritik am jungen Schiedsrichtergespann sondern eine Frage danach, ob es richtig ist, einen 19-Jährigen für ein Regionalligaspiel anzusetzen. Ist es wirklich eine positive Erfahrung, wenn das junge Gespann mit der Geschwindigkeit des Spiels überfordert ist, dadurch menschliche Fehlentscheidungen trifft und möglicherweise von einem wütenden, emotionalen Publikum beschimpft wird. Die Hannoveraner haben früher gemerkt, dass der Schiedsrichter an diesem Nachmittag beeinflussbar ist durch lautstarke Reklamation und latente Theatralik. Diesem Beispiel folgte mit der Zeit auch Schilksee.

So sah man insbesondere in der zweiten Halbzeit ein zerhackstücktes Spiel. Für einen neutralen Zuschauer und erst recht für Anhänger Schilksees kamen heute zwei negative Dinge zusammen: Es war kein schön anzuschauendes Fußballspiel, das am Ende auch noch ein Worst-Case-Szenario bereithielt, das den TSV um drei verdiente Punkte brachte.
Aufrufe: 025.8.2015, 10:00 Uhr
SHZ / wtiAutor