2024-05-02T16:12:49.858Z

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„Dass es so schnell geht, war nicht absehbar“: Für Neurieds Trainer Davide Taurino kommt der Aufstieg in die Landesliga „vielleicht ein bisschen zu früh“. Trotzdem ist er überzeugt, mithalten zu können. Foto: Dagmar Rutt
„Dass es so schnell geht, war nicht absehbar“: Für Neurieds Trainer Davide Taurino kommt der Aufstieg in die Landesliga „vielleicht ein bisschen zu früh“. Trotzdem ist er überzeugt, mithalten zu können. Foto: Dagmar Rutt

Taurino: "Wir können die Landesliga stemmen"

Neuried-Coach im Aufstiegsinterivew

Davide Taurino, Trainer des Aufsteigers TSV Neuried, setzt weiter auf eigene und charakterstarke Spieler. Das Interview mit dem Erfolgsoach.

Die Fußballer des TSV Neuried haben in der Saison 2016/17 Vereinsgeschichte geschrieben. Erstmals stieg die zweite Mannschaft in die Kreisliga auf, erstmals schaffte die erste Mannschaft den Einzug in die Landesliga. In der Relegation setzte sich Neuried Anfang Juni gegen den TSV Jetzendorf durch. Nach dem SV Planegg-Krailling, der im Sommer 2016 den Klassenerhalt in der sechsthöchsten Liga verpasst hatte und seitdem wieder in der Bezirksliga anzutreffen ist, ist der TSV Neuried der zweite Würmtaler Verein, der sich Landesligist nennen darf. Der Münchner Merkur sprach mit Erfolgstrainer Davide Taurino über anstehende Aufgaben.

Herr Taurino, haben Sie die kräftezehrenden Aufstiegsspiele mittlerweile verarbeitet?

Ich habe nach dem Aufstieg gefühlt einen Tag lang durchgeschlafen. Ich kann jetzt sagen: Es fühlt sich gut an.

Was können Sie mit einigen Tagen Abstand zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte sagen?

Am Tag danach habe ich es noch gar nicht so realisiert. Erst am zweiten Tag habe ich es so richtig begriffen, dass wir gerade mit dem TSV Neuried in die Landesliga aufgestiegen sind. Jetzt planen wir die Landesliga. Es ist immer noch ein bisschen unglaublich, aber es fühlt sich wie gesagt gut an. Wir haben eine fantastische Saison hinter uns.

Was sehen Sie als Schlüssel zum Erfolg?

Wir haben uns nie den Druck auferlegt, aufsteigen zu müssen. Wir haben den Erfolg so ein bisschen wie ein Gefühl der Schwerelosigkeit hingenommen. Wir haben uns gesagt, dass wir einfach mal spielen und dann schauen, was passiert. Als die Tage und Wochen vergingen und wir immer noch an zweiter Stelle standen und am Ende in der Relegation gelandet sind, wollten wir eine Top-Saison nur noch krönen. Top war sie schon, weil keiner vor einem Jahr gedacht hätte, dass wir in die Relegation zur Landesliga kommen.

Haben Sie gedacht, dass sich das nach Ihrem Amtsantritt vor knapp drei Jahren so schnell nach oben entwickeln könnte?

Ich habe in der letzten Winterpause gesagt, dass ich es mir vorstellen könnte, in zwei bis drei Jahren höherklassig zu spielen, wenn alles so läuft wie momentan. Dass es so schnell geht, war nicht absehbar. Vielleicht ist der Aufstieg jetzt ein bisschen zu früh gekommen.

Wie darf man das verstehen?

Das ist positiv gemeint. Ich hatte eine persönliche Vision, dass wir 2018/2019 den Angriff in Richtung Landesliga vielleicht mal starten könnten. Ich denke, dass wir eine starke Saison gespielt haben und daraus eine super Entwicklung mitgenommen haben. Aus diesem Grund haben wir es eben diese Saison schon geschafft.

Sehen Sie ein Risiko, jetzt schon in der Landesliga zu spielen?

Gar nicht. Wir nehmen das mit und sind total euphorisch. Es ist keine unmögliche Mission. Man kann das mit Sicherheit stemmen. Wir haben in der Bezirksliga gut gespielt. Und die Mannschaft bleibt bis auf Lennart Hasenbeck weitgehend zusammen. Wir bekommen noch den einen oder anderen Spieler dazu. Ich sehe keinen Grund, warum man die Landesliga nicht stemmen könnte. Es ist ja nur ein Aufstieg in die nächsthöhere Klasse.

Inwieweit nehmen Sie sich jetzt Vereine als Beispiel, die sich eine Liga höher möglicherweise übernommen haben und dann wieder abgestürzt sind?

Das gibt es überall, siehe Paderborn im Profifußball, aber auch im Amateurbereich. Ich weiß nicht, ob man da gezielt dagegensteuern kann. Es ist eine neue Erfahrung für uns, genauso wie damals beim Bezirksliga-Aufstieg vor meiner Zeit in Neuried. Da hat sich die Mannschaft immer an den letzten Spieltagen vor dem Abstieg gerettet. Man kann nur innerhalb seiner Möglichkeiten konzentriert arbeiten und versuchen, daraus das Beste herauszuholen.

Müssen Spieler nächstes Jahr bezahlt werden?

Fakt ist, dass wir nur Spieler dazubekommen, die zu uns möchten. Wir können keinem Spieler Geld anbieten. Das erschwert das Ganze. Aber wir sind die Jahre davor damit umgegangen und werden es auch weiter so machen. Wir haben eine gewachsene Mannschaft aus unseren eigenen Reihen. Der Erfolg spiegelt unsere Philosophie mit einer guten technischen und taktischen Ausbildung, anspruchsvollem Training, das Spieler und Trainer fordert, wider. Die Entwicklung der Persönlichkeit ist ebenso wichtig wie die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft. Das Umfeld ist professionell und trotzdem familiär. Wir suchen stets neue Talente, die diesen ganzheitlichen Ansatz mitgehen. Unsere Spieler sind stolz, für den TSV Neuried zu spielen, und wir sind stolz auf sie. Welche Wertschätzung der Verein den Spielern in Zukunft bieten kann, ist bis heute noch nicht klar. Eine reine Bezahlung einzelner Spieler wird es sicher nicht sein.

Lässt sich die Landesliga ohne bezahlte Kräfte halten?

In der Bezirksliga geht es und es reicht auch zum Aufstieg, wie man bei uns gesehen hat. Was wir damit in der Landesliga erreichen können, kann man nicht vorhersehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns alle Gegner 8:0 weghauen. Ich denke, dass wir ein gutes Team haben und dass wir auch in der Landesliga einen guten Fußball spielen werden.

Schlüsselspieler wie Co-Trainer Lennart Hasenbeck oder andere Spieler, die als Jugendtrainer in Neuried arbeiten, werden allerdings weiterhin bezahlt wie bisher, oder?

Selbstverständlich. Die Spieler bekommen aber kein Geld dafür, dass sie als Spieler auflaufen. Lenny (Lennart Hasenbeck; Anm. d. Red.) oder andere haben als Trainer gearbeitet und dafür auch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Uns liegt viel daran, dass sie das nicht für das Spielen bekommen. Dafür gibt es kein Geld. Das ist die Prämisse im Verein.

Welche Rolle spielt der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Kreisliga und das gute Abschneiden der eigenen Jugendmannschaften?

Man sagt ja immer, dass zwei Ligen zwischen erster und zweiter Mannschaft liegen sollten. Das ist bei uns jetzt weiterhin der Fall. Für einen Ausbildungsverein wie den TSV Neuried macht das auch Sinn. Unseren U19-Spielern, die nicht gleich den Sprung in die Landesliga schaffen, können wir eine Kreisliga-Mannschaft anbieten. Das können viele Vereine gar nicht. Die Rolle der Zweiten ist da schon sehr wichtig. Wenn wir die Aufstiege mit den anderen drei Mannschaften (U19, U17 und U13; Anm. d. Red.) zusätzlich noch schaffen sollten, dann ist die Saison perfekt gelaufen. Fünf Aufstiege in einem Verein wären schon eine Hausnummer.

Wie lauten die künftigen Vereinsziele?

Wir möchten, dass unsere U19 so schnell wie möglich in der Bezirksoberliga spielt. U19 und U17 mittelfristig in der Bezirksoberliga zu haben, wäre schon etwas Schönes. Wenn wir außerdem die erste Mannschaft in der Landesliga halten und festigen können, dann wäre das toll.

Welche Personalien stehen bereits fest?

Ich habe mit Marlon Feike und Fabian Kaltenecker zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft für die nächste Saison schon in die Erste hochgezogen. Ansonsten werden einige Spieler zu uns ins Probetraining kommen. Fix ist allerdings noch kein Neuzugang.

Aufrufe: 017.6.2017, 12:36 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Robert M. FrankAutor