Krise in sportlich sehr erfolgreicher Phase
Im Klartext hieße das: Die rund 500 Mitglieder aus fünf Abteilungen (Fußball, Volleyball, Badminton, Rhythmische Sportgymnastik, Aerobic/Gymnastik) würden vom Wettbewerbsbetrieb zurückgezogen. Mit sofortiger Wirkung.
Das Ganze passiert ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da der TSV eine sportliche und infrastrukturelle Hochphase erlebt. Die Fußballer stehen mit Aufstiegschancen auf Platz zwei in der A-Klasse. Im Jugendfußball boomt es. Gleich 15 Sportgymnastinnen sollen eigentlich im Juni beim Deutschen Turnfest in Berlin starten. Der im vergangenen Sommer eingeweihte Hybridrasen bietet dem TSV beste Bedingungen und eine neue Heimat.
Allerdings wurde der sportliche Aufschwung begleitet von einer dramatischen Ausdünnung in der Chefetage. Stabroth hatte bereits bei der Mitgliederversammlung am 19. Februar vergangenen Jahres erklärt, in einem Jahr nicht noch einmal antreten zu wollen. Diese Ankündigung machte er am Freitag vor einer Woche nun wahr, nach sieben Jahren an der Spitze sei Schluss. Sein Stellvertreter Manfred Sattler hatte sich schon vor anderthalb Jahren zurückgezogen, der Geschäftsführerposten ist ebenfalls seit Langem vakant. Bleiben nur noch Schriftführerin Ute Breivogel und Kassierer Dieter Häger. Zu wenig, um einen Verein solcher Größe auf Dauer dirigieren zu können.
„Es wäre sehr schade um den Verein, gerade jetzt, wo wir so einen tollen neuen Platz haben“, sagt Stabroth. Er habe in den vergangenen Monaten alle Mitglieder angeschrieben und den Ernst der Lage ausführlich aufgezeigt. Er selbst sei mittlerweile beruflich derart eingespannt, dass ihm für das Ehrenamt keine Zeit mehr bleibe. „Ich habe ja nicht nur den Vorsitz gehabt“, sagt Stabroth. „Ich habe wie ein Geschäftsführer operiert, den Stadionsprecher gespielt und die Linien abgekreidet.“
Einen Ausweg könnte es allerdings geben. „Wir brauchen zwei Leute, die den Verein als Erster und Zweiter Vorsitzender nach außen repräsentieren“, sagt Stabroth. Sollte man die bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung finden, stünde er zumindest in der Rolle eines Geschäftsführers weiter zur Verfügung und auch Breivogel und Häger hätten signalisiert, unter dieser Voraussetzung weiterzumachen. Andernfalls drohen wirklich der Gang zum Amtsgericht und das Ende des TSV Mommenheim – nach 114 Jahren.