2024-04-25T10:27:22.981Z

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Über eine erfolgreiche Saison freuen sich (von links) Yanneck Kuhr, Torben Matz, Bastian Peters, Edwart Jauk und Björn Strüven.
Über eine erfolgreiche Saison freuen sich (von links) Yanneck Kuhr, Torben Matz, Bastian Peters, Edwart Jauk und Björn Strüven.

TSV Lägerdorf überrascht die Liga

Mit Kameradschaft und Begeisterung sichert der Aufsteiger frühzeitig den Klassenverbleib in der höchsten Fussball-Spielklasse des Landes

Das hatten wohl nicht viele genau so erwartet: Schon drei Spiele vor dem Saisonende hatte der Aufsteiger TSV Lägerdorf den Klassenverbleib in der SH-Liga gesichert. Abbitte leisten mussten all jene, die schon vor dem Anpfiff in den Steinburgern den ersten Absteiger gesehen hatten. Manche hatten gar eine ähnlich hoffnungslose Saison wie beim Kreisrivalen FC Reher/Puls im Jahr zuvor als abgeschlagenenes Liga-Schlusslicht befürchtet.

Letztlich wurde es der zehnte Platz mit starken 47 Punkten. Insgeheim hatte Liga-Obmann Reiner Kuhr aber genau damit geliebäugelt. „Ich zähle mich sonst eigentlich eher zu Pessimisten, aber auf Rang zehn hatte ich schon gehofft. Dafür musste aber auch wirklich alles zusammen passen.“

Danach sah es zunächst allerdings nicht unbedingt aus: Die ersten Vorbereitungsspiele verliefen unbefriedigend, wobei das Experiment mit der Dreier-Abwehr-Kette gar nicht funktionierte. Auch das 0:8 in der ersten Runde des Lottopokals gegen den VfB Lübeck und das frühe Aus im Kreispokal beim VfL Kellinghusen (1:3) trieben manchem die Sorgenfalten auf die Stirn.

Für Beruhigung sorgten erst die vier Siege am Stück vom dritten bis sechsten Spieltag in Hartenholm (3:0), bei Kilia Kiel (2:1), gegen den TSV Kropp (5:1) und in Altenholz (4:0). Sie bewiesen, dass die Mannschaft konkurrenzfähig ist. Das Spielsystem mit kompakter Grundordnung im 4:2:3:1 und überfallartigen Kontern bei Ballgewinn zeigte hier zum ersten Mal die gewünschte Wirkung.

Es wurde auch deutlich, dass Trainer Holger Pump in der Vorbereitung ausreichend körperliche Substanz mit der Mannschaft erarbeitet hatte – die Truppe war fit. Eine absolute Notwendigkeit für die praktizierte Spielweise. Vielleicht aber auch mit ein Grund dafür, dass die Lägerdorfer insgesamt nicht so schwer vom Verletzungspech gebeutelt waren wie manch andere Mannschaft.

Erst in der letzten Phase einer langen und kräftezehrenden Saison schwanden bei dem einen oder anderen die Kräfte. Zudem fügten sich die Neuzugänge Hinrich Schröder, Janek Reese (beide SVA Wilster) und Lasse Engel (TSV Heiligenstedten) nahtlos in die Mannschaft ein.

„Sie sind sowohl sportlich wie auch menschlich eine absolute Bereicherung für ein Team, dass sich im Gros ja auch vorher schon sehr lange kannte“, lobt Kuhr die Integrationsfähigkeit des Trios. Sein Neffe Yanneck Kuhr, der vom SV Rugenbergen (Oberliga HH) zurückgekehrt war, war ja ohnehin ein Ur-Lägerdorfer.

Begeisterungsfähigkeit bewies aber auch das gesamte Team. In der kompletten Saison wurde durchgängig dreimal pro Woche trainiert, die Spannung blieb ebenso weit oben wie die Trainingsmoral. „Die Truppe ist immer mit Feuer bei jeder Übung dabei“, sagt Kuhr. „Die Spieler sind unglaublich trainingseifrig. Auch die Kameradschaft ist top. Es wird sich auf dem Platz geholfen und eben nicht gemosert.“

Prägendes Beispiel war in dieser Hinsicht die Heimpartie gegen den Heider, als der TSV im letzten Spiel vor der Winterpause zu neunt ein 1:1 gegen die Dithmarscher verteidigte. In die Nähe der Abstiegsplätze kam das Team während des gesamten Saisonverlaufs nicht.

Aus Heim-Highlights wie dem 1:0 gegen Flensburg 08, dem 3:2 gegen Schilksee oder dem 3:0 gegen den VfR Neumünster zogen Verantwortliche und Spieler ebenso ihre Lehren wie aus Heim-Flops wie dem 1:3 gegen Altenholz oder dem 3:4 gegen Schönkirchen. Gelegentlich hat sich das Team nicht belohnt wie bei den beiden Niederlagen in Flensburg (3:4 beim TSB, 0:3 bei 08), indem man gute Torgelegenheiten verpasste oder auch manch unnötiges Gegentor kassierte.

„Vor allem in der Spieleröffnung von hinten haben wir uns so manchen bösen Schnitzer erlaubt und wurden dafür bestraft“, sagt Kuhr. „Da müssen wir uns noch verbessern.“ Unter dem Strich verdiente sich der TSV Lägerdorf den Klassenverbleib mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Dennoch stachen einige heraus.

So wie Torhüter Marvin Koch, der über den größten Teil der Saison den verletzten Stammkeeper Tjark Wessel meist hervorragend vertrat. Kuhr: „Er ist souverän mit dem Druck umgegangen. Vor allem in der Herbstserie hat er absolut überzeugt.“ Sinnbild für Konstanz war Innenverteidiger Tjorven Brendemühl. Er verpasste keine einzige von 3060 Minuten.

Antreiber und Taktgeber im Mittelfeld waren Edwart Jauk und Yanneck Kuhr. Für die blitzartigen Angriffe über die Außenbahnen sorgten meist Alexander Feist und Merten Kunter. Dankbarer Abnehmer für ihre Vorarbeiten war oft Bastian Peters. Der Lägerdorfer Kapitän traf insgesamt 21 Mal in die gegnerischen Maschen.

An der spieltaktischen Grundordnung wird sich wohl auch unter dem neuen Trainer Detlef Fink, der nach zwei Jahren unter der Leitung von Holger Pump beim TSV übernimmt, nicht allzu viel ändern. „Das, was wir in der abgelaufenen Saison gemacht haben, passt einfach gut zu unseren Spielern. Eine kleine taktische Überraschung unseres neuen Trainers ist aber natürlich auch nicht ausgeschlossen“, schmunzelt Kuhr.

Als Co-Trainer wird Detlef Fink von Werner Dröse unterstützt, der zuletzt den Kreisligisten TuS Krempe gecoacht hatte. Ziel wird dann wieder der Klassenverbleib sein. „Auch im zweiten Jahr, dass für einen Aufsteiger ja oft schwieriger ist, streben wir das an“, sagt Kuhr. „Ansonsten gilt, dass wir die Spieler wieder ein Stück besser machen wollen. Ich bin überzeugt, dass da noch Luft ist, denn sie haben ja ihre besten Fußballer-Jahre noch vor sich.“

Im Übrigen werden die Steinburger auf dem von Teamgeist, Begeisterung und Engagement geprägten Weg weitergehen. Auch in Sachen Personal setzen die Verantwortlichen mit Torhüter Matteo Chionidis (Itzehoer SV), dem Allrounder Kenney Beetz (SVA Wilster) sowie den Mittelfeldspielern Torben Behrens (SC Hohenaspe), Fabian Kröger und Manoli Chionidis (beide TSV Heiligenstedten) für die neue Spielzeit auf bodenständige Akteure aus der Region.

Kuhr: „Das müssen wir allein schon aus finanziellen Gründen so machen, aber das entspricht auch ganz klar unserer Philosophie.“ Mit der Vorbereitung auf die neue Oberliga-Saison beginnt der TSV Lägerdorf am Sonntag, 2. Juli. Bereits am Wochenende darauf bestreiten die Lägerdorfer im SHFV-Lottopokal auf eigenem Platz gegen den alten Westrivalen Heider SV schon das erste Pflichtspiel der neuen Serie. Die Steinburger hatten sich das Startrecht als Wildcard-Gewinner des Meistercups erkämpft.
Aufrufe: 09.6.2017, 19:00 Uhr
SHZ / Michael LemmAutor