2024-04-23T13:35:06.289Z

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P.  Antschischkin
P. Antschischkin

Kein doppelter Antschischkin

FRAUEN: +++ Licher wollte Regionalauswahl der Mädchen und Frauen-Verbandsligist trainieren, scheitert aber an den Statuten +++

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giessen . Peter Antschischkin wird ab 1. Juli den Frauenfußball-Verbandsligisten TSV Klein-Linden übernehmen. Und in diesem Zuge sein seit 15 Jahren ausgeübtes Amt als Regionalauswahltrainer der Mädchen abgeben. Zeitmangel? Keineswegs. Der Licher würde gerne beide Trainerjobs parallel ausführen und hat das dem Hessischen Fußball Verband (HFV) auch schriftlich mitgeteilt. Sein Ansinnen wurde aber abgelehnt.

„Das war ein dicker Brocken für mich, den ich bis jetzt noch nicht richtig verdaut habe“, gibt Antschischkin Einblick in seine Gemütslage nach der Ablehnung seines Antrags, den er am 15. Mai eingereicht hatte und der vom Verbandsfußballausschuss der Frauen und Mädchen am 31. Mai abgelehnt wurde. Dass Peter Antschischkin, der neben seiner Tätigkeit als Mädchen-Regionalauswahltrainer parallel auch Männermannschaften coachte, überhaupt einen Antrag auf „Doppelbeschäftigung“ stellen muss, liegt „an den ganz anderen Strukturen im Mädchen- und Frauenfußball“, wie Silke Sinning, Vorsitzende des Verbandsausschusses, auf Nachfrage erläutert. „Wir hatten das auch schon anders geregelt, haben aber die Erfahrung gemacht, dass es ständig Ärger gibt.“ Denn oftmals habe es bei paralleler Tätigkeit die Schwierigkeit gegeben, dass „die Vereine ihre Mädchen gar nicht mehr zur Auswahl geschickt haben, weil deren Trainer die Spielerinnen dann zu ihren Vereinen lotsen wollten“. Oder die Mädchen auch ohne Zutun des Auswahltrainers zu dessen Verein wechselten. „Wir haben eben das Problem, das im Gegensatz zum Junioren- und Männerbereich es viel weniger Vereine gibt und die höherklassigeren Mannschaften sehr dünn gesät sind“, sagt Sinning. „Deshalb haben wir uns vor fünf, sechs Jahren zu dem Schritt entschlossen, vertraglich zu regeln, dass so ein doppeltes Amt nicht möglich ist.“ Und fügt hinzu: „Im Übrigen auch zum Schutz der Trainer, die sonst schnell einen schlechten Ruf bekommen, obwohl es häufig nicht mal ihre Absicht ist, Mädchen abzuwerben.“

Peter Antschischkin musste, weil diese Vorgabe vertraglich geregelt ist, seinen Antrag stellen. Dort argumentierte er: „Mir ist aber bekannt, dass es im Juniorenbereich keine diesbezüglichen Einschränkungen gibt. Ein Regionalauswahltrainer darf sehr wohl eine Männermannschaft trainieren. Für mich ist das ein klarer Fall der Benachteiligung oder anders ausgedrückt, ein grober Verstoß gegen die Gleichbehandlung.“ Silke Sinning sieht das anders: „Auch bei den Junioren dürfen Trainer der Regionalauswahl nicht in oberen Jugendligen wie Verbands- oder Hessenliga trainieren. Und die Durchlässigkeit ist eine ganz andere, weil es viel mehr Spieler und viel mehr Vereine gibt. Man kann diese Strukturen nicht miteinander vergleichen.“ Da hilft es dem Licher Fußball-Enthusiasten auch nicht, dass er noch nachlegt: „Kurios ist auch, dass meine Trainerkollegin aus dem Mädchenstützpunkt Nord in Marburg selbst beim FC Ederbergland spielt, da könnte es doch auch zu Abwerbeversuchen kommen.“

So oder so: Peter Antschischkin wird, wie in seinem Vertrag festgeschrieben, die Tätigkeit als Regionalauswahltrainer abgeben müssen. Dafür trainiert er nun die Frauen des TSV Klein-Linden. Ein „dicker Brocken“ für ihn, eine „Notwendigkeit nach viel Ärger“ für den Verband. Oder wie Antschischkin am Ende mit dem Zitat eines berühmten Kollegen schließt: „Lebbe geht weider.“



Aufrufe: 021.6.2017, 08:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor