2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
F: Buchholz
F: Buchholz

Strobl-Irrsinn: „In Sekunden wirst du vom Deppen zum Helden"

Das unglaubliche Finish des TSV Buchbach

Jens Lehmann war vor 20 Jahren der erste, der in der Bundesliga als Torhüter aus dem Spiel heraus einen Treffer erzielte. Es war im Dezember 1997 der Ausgleich für Schalke im Revierderby gegen Dortmund. Bisher fand er nur zwei Nachfolger in der höchsten deutschen Spielklasse, Frank Rost traf 2002 für Bremen, Marvin Hitz vor zwei Jahren für Augsburg gegen Leverkusen.

Doch diese drei Tore waren nicht so entscheidend wie nun der Treffer von Alexander Strobl in der Regionalliga Bayern: In der siebten Minute der Nachspielzeit traf der Keeper per Kopf zum 3:2-Sieg in Rosenheim und rettete damit seinem TSV Buchbach im allerletzten Moment den Klassenerhalt.

Sekunden später war der arme Kerl begraben unter einer Menschentraube, Spieler, Ersatzspieler und Fans hatten sich auf ihn gestürzt, bestimmt 15 Mann lagen auf ihm. „Ich habe gedacht, ich überlebe es nicht, ich habe überhaupt keine Luft mehr bekommen“, stammelte der Salzburger, als er sich schließlich doch noch wohlbehalten aus dem Knäuel hat befreien können. „Solche Geschichten schreibt halt nur der Fußball“, so Abteilungsleiter Günther Grübl und der sportliche Leiter Georg Hanslmaier schüttelte den Kopf: „In Sekunden wirst du vom Deppen zum Helden.“

Damit könnte er nicht nur Strobl gemeint haben, der zuvor bei den Gegentreffern nicht unbedingt glücklich gewirkt hatte, sondern den ganzen Verein. Mit einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz war man in den letzten Spieltag gegangen, Verfolger Schalding aber gewann in Hof, auch ein Unentschieden hätte nun Buchbach nicht gereicht, man wurde nervöser und nervöser. Und dann kam Strobl mit nach vorne, scheiterte im ersten Versuch, der zweite aber saß. Und Hanslmaier, der einst als Buchbacher Spieler mit 75 ungeschlagenen Spielen einen deutschen Rekord aufgestellt hatte, strahlte: „Wir haben den Mythos vom Kultverein fortgeschrieben.“

Aufrufe: 024.5.2017, 08:43 Uhr
Münchner Merkur: Reinhard HübnerAutor