2024-04-25T14:35:39.956Z

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In der Saison 2008/09 war Markus Vierke letztmals für den TSV 1860 Weißenburg am Ball, damals noch in der Bezirksoberliga. F: Zink
In der Saison 2008/09 war Markus Vierke letztmals für den TSV 1860 Weißenburg am Ball, damals noch in der Bezirksoberliga. F: Zink

Vierke: "Ich bin hier beim TSV verwurzelt"

Der 35-Jährige im Interview vor dem Gastspiel seines aktuellen Klubs Ornbau bei seinem Heimatverein in Weißenburg

Markus Vierke gilt als einer der besten und gefragtesten Fußballtrainer der Region. Nach eini­gen anderweitigen Stationen als Spie­ler und Coach hat er sich vor Kurzem entschieden, als Trainer der ersten Herrenmannschaft zu seinem Heimat­verein TSV 1860 Weißenburg zurück­zukehren. Als Kicker war der heute 35 Jahre alte Vierke sowohl im Jugend-­ als auch im Herrenbereich höherklas­sig am Ball, als Spielertrainer führte er den FC/DJK Weißenburg in die Be­zirksliga und zu Pokalerfolgen auf bayerischer Ebene. Nach den Statio­nen SV Seligenporten II und 1. FC Nürnberg (Junioren) ist er diese Saison als Trainer beim SV Ornbau aktiv. Mit seiner jungen Familie lebt der Vater von Zwillingen in Höttingen und ist beruflich als Lehrer an der Weißenburger Mittel­schule tätig. Das Weißenburger Tagblatt sprach mit Markus Vierke über dieses spezielle Spiel, über seine Wurzeln beim TSV und auch über ein mittlerweile rund acht Jahre zurücklie­gendes Zerwürfnis.
Herr Vierke, Sie haben am Samstag ein Heimspiel der besonderen Art. Mit ihrem aktuellen Klub, dem SV Orn­bau, gastieren Sie bei ihrem Heimat­verein TSV 1860 Weißenburg, den sie in der kommenden Saison als Trainer übernehmen werden. Wie sehen Sie dem Match entgegen?

Markus Vierke: Prinzipiell ist es immer etwas Besonderes gegen Wei­ßenburg zu spielen, egal ob ich nun kommende Saison der neue Trainer bin oder nicht. Ich denke, es ist emoti­onsgeladen auf beiden Seiten. Meine Entscheidung, in Ornbau aufzuhören, hat dort für einige Enttäuschung ge­sorgt. Weißenburg steckt voll im Abstiegskampf und will unbedingt drinbleiben, was ich im Hinblick auf die kommende Saison natürlich auch gerne möchte. Das wird man auf bei­den Seiten im Hinterkopf haben, ich werde aber versuchen, die Emotionen ein wenig rauszukriegen.

Ornbau ist derzeit Vierter, der TSV 1860 Viertletzter. In dieser Situation käme ihrem künftigen Verein ein Gast­geschenk in Form von drei Punkten ganz recht.

Vierke (lacht): Na ja, letztlich würde uns in Ornbau eine Niederlage auch nicht schaden, aber ich könnte mein Team gar nicht so weit beeinflussen, dass wir freiwillig in Weißenburg ver­lieren. Im Gegenteil: Meine Mann­schaft will unbedingt gewinnen und mir damit letztlich auch signalisieren, dass ich die falsche Entscheidung ge­troffen habe. Die Punkte in Weißen­burg abzuschenken, würde überhaupt nicht passen, und ich selbst werde mein Team so gut wie möglich unter­stützen. Der TSV 1860 weiß noch vom Hinspiel (2:0 für Ornbau, Anmerkung der Redaktion), dass wir eine gute Mannschaft haben. In der Rückrunde sind wir allerdings extrem verlet­zungsgeschwächt. Für uns ist es ge­rade nicht einfach, wir müssen wirk­lich die letzten Körner herausholen.

Der SV Ornbau ist derzeit die beste Heimmannschaft der Liga, steht aus­wärts betrachtet aber nur im Mittel­feld und hat zuletzt auch bei einigen Abstiegskandidaten verloren. Wie er­klären sie sich diese Diskrepanz?

Vierke: Seltsamerweise war es letzte Saison genau umgekehrt. Fußball ist doch irgendwie auch Psychologie. Bei uns steckt in den Köpfen, dass wir zu Hause mega-positiv ins Spiel gehen, wenig zulassen und auch über unser Leistungsvermögen hinausgehen. Aus­wärts dagegen gab es – auch aus per­sonellen Gründen – immer wieder Schwierigkeiten. Dass wir in Heng und Marienstein verloren haben, lag schlichtweg an ganz katastrophalen Leistungen, die wir dort jeweils ge­zeigt haben.

In den vergangenen Wochen haben sie immer wieder mal selbst als Spie­ler eingegriffen. Ist das auch eine Op­tion für das Spiel in Weißenburg?

Vierke: Das kann ich für mich aus­schließen.

Sie haben in den vergangenen Wo­chen entschieden, nach nur einer Sai­son in Ornbau aufzuhören. Warum?

Vierke: Mir ist der zeitliche Auf­wand einfach zu groß, es lässt sich mit dem Privatleben nur schwierig verein­baren und es hätte auf Dauer keinen Sinn gemacht. Der SV Ornbau ist ein relativ kleiner Verein, da hat man als Trainer viele zusätzliche Aufgaben.

Stattdessen haben sie sich zur Rückkehr zum TSV 1860 Weißenburg entschlossen, bei dem sicherlich auch viel zu tun ist.

Vierke: Ja, das stimmt, aber der zeit­liche Aufwand ist durch die Nähe schon um einiges geringer.

Was gab den Ausschlag für Weißen­burg?

Vierke: Der Verein und ich haben uns wieder aufeinander zubewegt. Es hat in den vergangenen Jahren viele Gespräche gegeben und es hat sich ein freundschaftliches Verhältnis ent­wickelt. Für mich ist es irgendwo eine Ehre, bei dem Verein zu arbeiten, in dem auch schon mein Vater viele Jahre als Spieler und Trainer aktiv war. Ich bin hier verwurzelt und sehe das Po­tenzial. Ich möchte dazu beitragen, dass der Name des TSV 1860 wieder mehr Gewicht bekommt und sich die Schlagzeilen wieder ins Positive keh­ren. Ich denke, dass mit der Trainer­besetzung Vierke und Thomas Schnei­der eine gute Basis in diese Richtung geschaffen wird. Außerdem würde ich gerne für Kontinuität auf dem Trai­nerposten sorgen, muss dafür aber auch selbst die nötige Zeit bekommen, denn es wird Rückschläge geben. Ge­nerell glaube ich, dass man als einhei­mischer Trainer durchaus Vorteile hat, weil man ganz andere Verknüpfungs­punkte im Verein hat und vielleicht auch anders auf die Jugend schaut.

Nach der Bekanntgabe des Trainer­wechsels für den kommenden Sommer kam es beim TSV 1860 zu einigen Tur­bulenzen. Schließlich hat Martin Bittl aufgehört und für ihn haben Christoph Jäger und Thomas Schneider über­nommen. Wie haben sie das Ganze verfolgt und erlebt?

Vierke: Nach einer Trennung ist immer die eine oder andere Seite nicht begeistert. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man respektvoll miteinan­der umgeht und Entscheidungen ak­zeptiert. So ist es letztlich auch bei mir in Ornbau. Dass sich Martin Bittl im Nachgang negativ geäußert hat, ist ir­gendwo normal. Der Verein hat jedoch ein Zeichen gesetzt, eine verständliche Entscheidung getroffen und aus mei­ner Sicht nichts viel falsch gemacht.

Sie selbst sind im Mai 2009 im Un­frieden vom TSV 1860 gegangen. Im Zuge eines sogenannten Spielerauf­stands nach der Entlassung des dama­ligen Trainers Joachim Müller kehrten sie mit vielen anderen gestandenen TSV-Fußballern dem Verein den Rü­cken. Ihr Comeback darf man durch­aus als Zeichen sehen, dass die Pro­bleme von einst abgehakt sind, oder?

Vierke: Ja, das ist alles ausgestan­den. Alle Unstimmigkeiten von da­mals sind aus dem Weg geräumt, Dinge aus der Welt geschafft. Fehler wurden auf beiden Seiten gemacht, in­zwischen aber auch eingestanden und verziehen. Intern ist alles geregelt. Man hätte das damals allerdings viel besser regulieren können.

Welche Erkenntnisse ziehen sie aus den Vorkommnissen von einst für Ihre künftige Arbeit in Weißenburg?

Vierke: Wir müssen auf bessere Strukturen hinarbeiten, dass so etwas nicht mehr passieren kann. Es darf keine Parteien A und B geben, so et­was darf man durch Kompromisse gar nicht erst entstehen lassen. Wichtig ist, dass wir wieder Ruhe einkehren lassen und den schwierigen Weg nicht gegen­einander, sondern miteinander gehen.

Aufrufe: 08.4.2017, 09:43 Uhr
Uwe Mühling (WT)Autor