2024-05-10T08:19:16.237Z

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Stocksauer auf Investor Ismaik: Korbinian Halmich, Torhü- ter des TV Stockdorf und eingefleischter Löwenfan. Foto: Dagmar Rutt
Stocksauer auf Investor Ismaik: Korbinian Halmich, Torhü- ter des TV Stockdorf und eingefleischter Löwenfan. Foto: Dagmar Rutt

Stockdorf-Keeper Halmich stocksauer auf Ismaik

1860-Fans stehen unter Schock

TSV 1860 München - Seit Freitag ist es amtlich: Die Fußballer des TSV 1860 München erhalten keine Lizenz für die 3. Liga. Löwen-Fans sind geschockt, sehen aber auch eine große Chance für einen Neuanfang.

Als der Offenbarungseid gegen Regensburg endlich geleistet war, da blickten die Fans des TSV 1860 München in ein großes gähnendes Nichts. Mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga war eine neue Zeit für den Münchner Traditionsclub angebrochen. Die Verantwortlichen waren über alle Berge, die meisten Spieler mit ihrem Herzen schon woanders und das Geld mal wieder weg. Es ist die Stunde Null eines einst so stolzen Vereins.

Gerhard Schmidt ist schockiert. Der Vorsitzende des Fanclubs 60er Löwen Gilching hat die Nachricht vom Lizenzentzug seines Herzensvereins soeben in den Nachrichten gehört. „Ich bin sprachlos, mir fehlen die Worte“, seufzt er zunächst. Doch dann sprudelt sein Frust aus ihm heraus. „Wenn der Ismaik nicht mehr zahlt, dann kann er gleich gehen mit seinen ganzen Kamelen“, schimpft Schmidt, der schon immer dem Investor aus Jordanien skeptisch gegenüber stand. Schließlich habe Hasan Ismaik stets beteuert, den Löwen auch im Falle eines Abstieges behilflich zu sein. Doch wie es nun gekommen ist, das ist Schmidt „völlig suspekt“.

Für den 62-jährigen Rentner ist „der TSV 1860 jetzt in der Bedeutungslosigkeit verschwunden“. Wie es mit dem Verein weitergehen soll? „Ich weiß es nicht“, sagt Schmidt. Aber eines ist für ihn klar: „Das ist ja jetzt wie eine Neugründung. Nun besteht die Chance zum kompletten Neuanfang. Wir brauchen jetzt Leute, die dem Verein wirklich helfen und sich nicht nur mit dem Namen von 1860 profilieren wollen, nicht irgendwelche Kasperl.“ In den vergangenen Jahren seien doch nur „lauter Söldner“ – sowohl auf dem Platz als auch in der Führungsetage – am Werk gewesen. Und vor allem soll wieder deutsch gesprochen werden auf Giesings Höhen. „Das ganze englisch und arabisch und was weiß ich noch passt doch einfach nicht zu der Geschichte unseres Vereins.“

So bitter der Abstieg seiner Löwen und der Absturz in die Amateurliga ist, für den Franken Gerhard Schmidt ist der Leitspruch „Einmal Löwe, immer Löwe“ nicht nur eine billige Floskel. „Ich bleibe Sechzig treu bis zum bitteren Ende“, sagt er trotzig und klingt dabei schon wieder ein klein wenig optimistischer. „Es wird wieder aufwärts gehen.“

Korbinian Halmich tituliert die Löwen nur noch als „Chaoten-Haufen“. Mit fünf Jahren nahm ihn sein Großvater zum ersten Mal mit zu den Sechzigern ins Stadion. Es entflammte im Kapitän des TV Stockdorf eine Leidenschaft, die häufig auf eine harte Probe gestellt wurde, aber sich durch nichts erschüttern ließ. Nur mit der Art und Weise des Abstiegs aus der 2. Bundesliga war für ihn endgültig eine Grenze überschritten. „Es ist wirklich eine Katastrophe“, sagt er. „Wer geht denn freiwillig noch zu Sechzig?“, fragt Halmich. Der Stockdorfer Torhüter ist vor allem stocksauer auf Investor Hasan Ismaik. „Wenn jemand sagt, Sechzig geht hoch in die 1. Bundesliga und spielt in drei Jahren in der Champions League, dann lang ich mir ans Hirn“, schimpft er.

Aufrufe: 03.6.2017, 14:46 Uhr
Starnberger Merkur - Christian Heinrich und MichaeAutor