2024-04-23T13:35:06.289Z

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Über den Umweg Relegation schaffte die TSG Ellingen den Aufstieg in die Kreisliga. F: Zink
Über den Umweg Relegation schaffte die TSG Ellingen den Aufstieg in die Kreisliga. F: Zink

TSG Ellingen: Über die Relegation in die Kreisliga

Aufstiegsportrait: Markus Dietze und Daniel Riess kommen zur neuen Saison

Man müsste vorher vielleicht mal bei Bürgermeister Walter Hasl nachfragen, aber grundsätzlich wäre es in Ellingen langsam an der Zeit, die sechste Jahreszeit auszu­rufen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind ebenso hinlänglich bekannt wie der Fasching als fünfte Jahreszeit in „Ölling“. Numero sechs wäre nun die Relegation. Dreimal in den vergangenen vier Jahren standen die Kicker der TSG Ellingen auf den diversen Relegationsplätzen und mussten somit Anfang Juni stets in die nervenauf­reibende Saisonverlängerung gehen. Zweimal durften sie dabei ein Happy End in Form des Aufstiegs feiern (2014 und 2017). Zwischendrin war es allerdings auch einmal schiefgegangen und die TSG stieg ab.
Die Ellinger sind so etwas wie die Grenzgänger zwischen der Kreisliga und der Kreisklasse – zumindest in jüngster Zeit. Schaut man auf die letzten zehn Jahre, dann waren sie vier Jahre lang auch in der A-Klasse zu Hause: Nach zwei Vizemeis­terschaften (ebenfalls Relegation) gelang 2011 die Rückkehr in die Kreisklasse. Und nun also der zweite Kreisliga-Aufstieg binnen vier Jahren nach einem wirklich denkwürdigen Match gegen den TSV Kornburg II – 1:1 zur Pause, 2:2 nach 90 und 120 Minuten und schließlich 6:5 nach Elfmeterschießen. Drama pur! Danach war Ellingen völlig aus dem Häuschen, und auch Trainer Utz Löffler hatte nach der ausgiebigen Feier ein wenig zu knabbern. Der Routinier ist inzwischen auch schon 58 Jahre alt, doch die Nachwehen nahm er gerne in Kauf. Die Mannschaft hatte es aus seiner Sicht verdient, sich auf diese Weise für eine gute Saisonleistung zu belohnen. „Der Aufstieg war für uns die Krönung und Belohnung“, stellte der Coach fest.

Herbstmeister mit vier Punkten Polster

Die Meisterschaft in der Kreisklasse West hatten die Ellinger zuvor dem letztjährigen Mitabsteiger TSV Absberg überlassen müssen. Vier Punkte Vorsprung hatten die Seedörfler im Endeffekt. Dadurch hatte man fast schon vergessen, dass die Ellinger zur Saisonhälfte Herbstmeister waren – ebenfalls mit vier Zählern plus auf Absberg. Das Hinspiel in Absberg gewann die TSG mit 3:2, das Rückspiel ging zu Hause mit 1:2 verloren, was dann letztlich auch der Knackpunkt im Titelrennen war. Während der Rückrunde, das gibt Utz Löffler unumwunden zu, kamen schon Erinnerungen an die Vorsaison auf. Damals wurden die Ellinger aufgrund personeller Probleme (Sperren, Verletzungen) in der Kreisliga von einem Spitzenplatz auf den zwölften Rang durchgereicht und mussten schließlich in der Relegation gleich im ersten Spiel nach einer Niederlage gegen Pyrbaum absteigen.

Ziel war ab August 2016 der sofortige Wiederaufstieg. Phasenweise wa­ren Gunzenhausen und Oberhochstatt noch voll mit dabei, insgesamt entwickelte sich jedoch ein Zweikampf zwischen Ellingen und Absberg, den der TSV aufgrund einer starken Rück­runde für sich entschied. Die TSG ging als „Vize“ erneut in die Relegation – diesmal aber mit positiveren Vorzeichen als im Vorjahr.

Das lag unter anderem daran, dass es Trainer Löffler gelungen war, im Saisonendspurt, als die Meisterschaft schon entschieden war, die Spannung weiter hochzuhalten und neue Reize zu setzen. Er holte mit Leon Pfefferlein und Max Schaffrath zwei A-Jugend-Spieler dazu und schürte ganz bewusst den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams an. „Alle haben noch mal richtig Gas gegeben und sich ge­genseitig gepusht“, stellt Löffler im Nachhinein fest. Ob es gegen die Kornburger Reserve reichen würde, war dennoch fraglich. Die Ellinger boten dem starken Gegner jedoch erfolgreich Paroli, gewannen auch mit der nötigen Portion Glück ein recht ausgeglichenes Spiel im abschließenden Elfmeterschießen. Und sie schrieben dabei einige schöne Fußballer-Geschichten.

Die von Torwart Patrick Herrmann etwa, der eigentlich die Nummer zwei hinter Marcel Hirschmann ist. Dieser verletzte sich jedoch an der Schulter und spielte in der Schlussphase der Saison nur noch am Feld. Ausgerechnet in der Relegation lief Herrmann (24) zur Höchstform auf und avancierte schließlich mit zwei gehaltenen Elfern zum TSG-Helden. So darf sich auch Giovanni Virduzzo bezeichnen, der bis zur Nachspielzeit auf der Bank schmoren musste, um dann mit seinen gerade mal 20 Jahren den entscheidenden Elfer eiskalt zu verwandeln. Oder der bereits erwähnte U19-Spieler Leon Pfefferlein, der nicht nur den gegnerischen Topstürmer an die Leine legte, sondern auch selbst das zwi­schenzeitliche 1:1 erzielte.

Relegation und Ramadan

Der zweite Treffer aus dem Spiel heraus ging auf das Konto von Kapitän Sven Späth (23), der zuvor schon satte 30-mal in der KK-West eingelocht hatte. Garanten für den Erfolg waren aber auch die „Oldies“. Der laufstarke Co-Kapitän Christian Löffler (33) als Dreh- und Angelpunkt so­wie Chefstratege im Mittelfeld etwa. Oder Abwehr-Routinier Almidin Aga, für den die Relegation just mit dem Fastenmonat Ramadan zusammenfiel. Das heißt: nichts zu sich nehmen vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang, auch keine Flüssigkeit, 120 Fußballminuten inklusive. Als es am Spielende dämmerte, sagte Aga ganz lapidar: „Jetzt werde ich dann schon mal was trinken.“

Nächste Saison wollen die Ellinger eine gute Rolle spielen in der Kreisliga. Neuzugänge kommen vor allem aus dem eigenen Nachwuchs. Zudem sind bislang die Wechsel von Markus Dietze und Daniel Riess von der SG Ramsberg/St. Veit zur TSG sicher. Sollte am Ende wieder eine Relegation herauskommen, können die Ellinger Kicker ja wirklich mal bei Walter Hasl wegen der sechsten Jahreszeit nachfragen. Beste Beziehungen haben sie ja. Das Stadtoberhaupt war viele Jahre TSG-Vorsitzender und ist auch immer wieder als Linienrichter bei den Heimspielen im Einsatz.

Aufrufe: 015.6.2017, 06:32 Uhr
Uwe Mühling (WT)Autor