2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Diesmal im FuPa-Interview der Woche: Ruben Grundei vom Landesligist TSG Bretzenheim.
Diesmal im FuPa-Interview der Woche: Ruben Grundei vom Landesligist TSG Bretzenheim.

"Wir sind schon sehr aufnahmefähig"

Ruben Grundei (TSG Bretzenheim) im FuPa-Interview der Woche +++ Der Torjäger spricht über seinen aktuellen Lauf, das anstehende Duell mit Bodenheim und der TSG als aufmerksame „Studenten-Truppe“ samt Team-WG

Mainz. Verlernt hat er jedenfalls nichts. Nach dem Hinrundenduell seiner TSG Bretzenheim beim VfB Bodenheim (1:1) konnte Ruben Grundei dem Landesligisten über Monate nicht mehr im Abstiegskampf helfen. Doch seit der Winterpause ist das 20-jährige Eigengewächs wieder da – und Grundei trifft, wie er will. Grund genug, vor dem Rückrunden-Derby gegen den VfB im „Interview der Woche“ nachzufragen, wie es dem Stürmer geht – und warum seine TSG gegen die Bodenheimer vielleicht sogar der Favorit sein könnte.

Ruben, vier Tore in drei Spielen seit Deiner Rückkehr, sechs Tore in Deinen letzten fünf Partien – hättest Du Dich nicht zwischendurch verletzt, wärst Du jetzt vermutlich Erster in der Torjäger-Liste, oder?

Nee. An Dautaj (RWO Alzey, d.Red.) führt kein Weg vorbei, er ist mit Abstand der beste Stürmer der Liga. Ich denke nicht an meine Tore, sondern wo die Mannschaft steht.

Was hattest Du eigentlich genau?

Ich hatte eine weiche Leiste und musste operiert werden. Das hat leider länger gedauert, als es bei dieser Verletzung üblich ist. Erst war man davon ausgegangen, dass es eine Bauchmuskelzerrung ist. Erst danach kam die Diagnose, deshalb hat es sich leider verzögert.

Wie hast Du die Berg- und Talfahrt Deiner Mannschaft in all den Wochen erlebt? Was macht man, wenn man nicht mithelfen kann?

Das tut schon weh, gerade weil mit Simon Höss auch unser anderer Stürmer verletzt war. Draußen zuzuschauen und zu sehen, wie die Spiele gelaufen sind – das ist schon schwer. Ich konnte erst zwei Wochen nach der OP im Dezember anfangen zu laufen und nach vier Wochen voll einsteigen. Es fehlt noch ein bisschen die Spritzigkeit, aber ich fühle mich ganz gut. Hin und wieder tut die Leiste etwas weh, aber mit der richtigen Dosierung des Trainings geht es.

Fünf eurer sieben Siege habt ihr daheim geholt, zudem seid ihr Spezialisten für Überraschungen – die beiden Auswärtserfolge gab es in Alzey (5:2) und bei Wormatia II (3:1), also beim aktuellen Top-Duo. Dann kann gegen Bodenheim ja eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?

Nö. Gerade zu Hause fällt es uns immer leichter. Wir werden natürlich wieder alles geben, um dem Favoriten die Punkte abzunehmen. Ich bin da sehr zuversichtlich.

Woran liegt das, dass ihr euch gefühlt leichter tut gegen Favoriten, als gegen Teams aus dem Tabellenkeller?

Ich weiß nicht, ob es uns so sehr liegt, das Spiel zu gestalten. Unsere Stärke ist es eher, schnelle Gegenstöße auszuführen. Das ist gegen spielstarke Teams natürlich leichter.

Seit wann bist Du eigentlich bei der TSG?

Seit der Bambini-Zeit, also schon immer. Ich bin in Bretzenheim aufgewachsen. Vom Kern her sind wir auch mit der Jugendmannschaft die ganzen Jahre über zusammengeblieben, es war eine schöne Zeit. In der C- oder D-Jugend gab es bei Mainz 05 mal ein Probetraining, aber ich war zu langsam, es wurde nichts daraus. Das ist schon lange her und abgehakt.

Du bist, seitdem die TSG ihren neuen Kurs eingeschlagen hat, als einer der ersten Erstmannschaftsspieler aus der eigenen Jugend hochgerückt, gemeinsam mit Alexander Rimoldi und Sascha Szep. Wie hat sich der Verein in diesen Jahren gewandelt?

Dadurch, dass wir keine richtige Jugend über uns hatten, mussten wir immer für uns selbst spielen und versuchen, gleich im ersten Jahr aufzusteigen, damit wir im nächsten Jahr nicht ganz unten spielen. Damit haben wir gewissermaßen den Weg geebnet. Jetzt haben wir sehr viele engagierte Jugendtrainer, die mit dem Herz dabei sind und die Talente gut fördern. Es ist immer schön, wenn eigene Spieler aus der Jugend hochgezogen und in die Mannschaft integriert werden.

Alexander spielt mittlerweile beim SV Gonsenheim in der Oberliga. Ist höherklassiger Fußball auch für Dich ein Ziel?

Wenn so etwas passiert, nehme ich es mit, aber vorrangig ist die Ausbildung und der berufliche Weg.


Was machst Du abseits des Fußballplatzes?

Ich mache eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Verlagsgruppe Rhein Main, seit September. Nach der Schule hatte ich ein Praktikum dort gemacht, das mich von dem Unternehmen überzeugt hat. So kam es.

Bretzenheimer, der bei der TSG spielt und quasi im Nachbarstadtteil arbeitet – da hast Du keine weiten Wege zu bewältigen...

Ich bin mit meinen Teamkollegen Timo Ernst und Marcus Nungesser in eine WG in die Neustadt gezogen. Aber durch die Mainzelbahn bin ich schnell auf der Arbeit.

Eure Mannschaft gilt als „Studenten-Truppe“. Wie viel ist dran an den Klischees, bekommt ihr Taktik-Blätter mit nach Hause zum Auswendiglernen?

Nee. Unsere Mannschaft besteht aus vielen Studenten, das sorgt für eine gute Atmosphäre. Aber wie weit sich das auf die Inhalte im Training auswirkt, weiß ich nicht. Durch die vielen intelligenten Köpfe sind wir schon sehr aufnahmefähig. Wir sind alle gut miteinander befreundet, haben zusammen Spaß und motivieren uns, ohne finanzielle Aspekte.

Wohin geht die Reise noch, wenn der Verein weiter auf Kontinuität und Eigengewächse setzt?

Das wird sich zeigen. Es ist schwer abzusehen, weil die letzten Jahre sehr rasant verliefen. Stabil bleiben muss das kurz- und mittelfristige Ziel bleiben.

Aufrufe: 023.3.2017, 20:00 Uhr
Torben SchröderAutor