2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen
Eine der Top-Chancen der ersten Hälfte:  Völlig freistehend scheitert Mathias Fetsch (Nr. 29) nach einer Ecke aus fünf Metern an Kickers-Keeper Rouven Sattelmaier. Foto: Getty
Eine der Top-Chancen der ersten Hälfte: Völlig freistehend scheitert Mathias Fetsch (Nr. 29) nach einer Ecke aus fünf Metern an Kickers-Keeper Rouven Sattelmaier. Foto: Getty

Trotz Enttäuschung: Holstein Kiel sieht das Positive

Nach dem 0:0 des Drittligisten bei den Stuttgarter Kickers

Es erforderte ein wenig Mühe, die positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Nur zu gut wussten die Holstein-Spieler, dass das 0:0 bei den Stuttgarter Kickers eigentlich zwei verlorene Zähler darstellte - und damit schon die leichtfertig liegen gelassenen Punkte Nummer drei bis fünf binnen einer Woche. Eines allerdings machte es den Kielern auch leicht, auf der nächtlichen Rückfahrt mit dem Bus nicht nur Trübsal zu blasen: Es gab genügend Positives, an dem man sich als Holstein-Spieler, Offizieller oder Fan erfreuen konnte. ,,Besser als in der ersten Halbzeit kann man eigentlich nicht spielen", stellte Sportchef Uwe Stöver fest. ,,Das war eine richtig tolle erste Halbzeit", erklärte Trainer Karsten Neitzel - und konnte auf Nachfrage keine bessere in seiner knapp dreijährigen Amtszeit benennen.

Wie im Mittelfeld die Bälle wie an der Schnur gezogen zwischen Fabian Schnellhardt, Willi Evseev und selbst dem jungen Finn Wirlmann liefen, wie Stürmer Mathias Fetsch immer wieder in diese Kombintionen einbezogen wurde, wie vor allem Steven Lewerenz auf der rechten Außenbahn seine Gegner stehen ließ als wäre es die leichteste Übung, wie Marc Heider immer wieder die offenen Räume erahnte - all das war 45 Minuten lang eine Klasse für sich. ,,Das war sehr stark", sagte Lewerenz. ,,Wir haben den Gegner ja quasi an die Wand gespielt." Nur eine große Portion Glück und ein starker Torwart bewahrte die Stuttgarter vor einem Rückstand. ,,Holstein ist mit dieser Qualität eine Spitzenmannschaft", stellte Kickers-Trainer Tomislav Stipic anschließend nicht zu Unrecht fest.

,,Fußballerisch war das sehr gutes Niveau", stellte Holstein-Kapitän Rafael Czichos fest. ,,Von hinten habe ich mir das teilweise angeschaut und gestaunt: Was machen die da jetzt wieder für Sachen?" Der Innenverteidiger sah aber naturgemäß auch den anderen positiven Teil. ,,Wir haben richtig gut Fußball gespielt, aber trotzdem auch hinten kaum etwas zugelassen", freute er sich. ,,Wir haben als Mannschaft einfach gut gearbeitet."Es gab aber auch die weniger erfreulichen Aspekte - ansonsten hätten schließlich drei Punkte auf der Habenseite der ,,Störche" gestanden. Am leichtesten abzuhaken war dabei die Tatsache, dass die zweite Halbzeit nicht mehr an das Niveau der ersten herankam. ,,Die Stuttgarter haben sich besser auf uns eingestellt", erklärte Czichos. ,,Aber große Chancen hatten die trotzdem nicht."

Das sah auch Neitzel ähnlich. ,,Da lief der Ball dann nicht mehr so flüssig. Aber wir hatten durch Lewerenz immer noch die beste Torchance."Das Thema Torchancen allerdings war jenes, das den 0:0-Endstand schwer verdaulich machte. ,,Das war ja noch einmal eine Steigerung gegenüber dem guten Osnabrück-Spiel", stellte Stöver fest. ,,Wir hatten sechs, sieben hundertprozentige Torchancen in der ersten Hälfte." Dass diese erneut nicht genutzt wurden, war natürlich das Thema des Abends. ,,Es ist sehr ärgerlich, dass wir uns für den Aufwand und die Leistung nicht mit drei Punkten belohnt haben", stellte Lewerenz fest. ,,Wenn es 3:0 für uns zur Pause steht, kann sich doch keiner beklagen", wusste Fetsch. ,,Wir hatten richtig gute Chancen, und die muss man nutzen. So selbstkritisch müssen wir sein, ich natürlich auch."

Zu erklären war die Schwäche vor dem gegnerischen Tor dabei nicht. ,,Wir haben vor diesen beiden Spielen ja relativ viele Tore gemacht", erinnerte Czichos an das 5:2 gegen Chemnitz und das 3:2 in Köln. An der Qualität der Angreifer liegt es also nicht. ,,Wir dürfen uns jetzt nicht zu sehr unter Druck setzen", warnte Fetsch vor möglicher Verkrampfung. ,,Wir müssen einfach weiter machen. Wir haben ja die Möglichkeiten. Es wäre bedenklicher, wenn wir ohne Torchancen aus so einem Spiel gehen würden." Der Stürmer, der die meisten Gelegenheiten ausgelassen hatte, forderte: ,,Wir müssen einfach geil darauf sein, uns wieder Chancen rauszuarbeiten."

Das sah auch Neitzel so. ,,Ich bin guter Dinge, dass wir das hinbekommen mit der Torausbeute", sagte er und hatte dafür auch schon einen positiven Ansatz parat: ,,Es war heute ganz wichtig zu sehen, dass die Mannschaft so auf dem Platz stand als wäre nichts gewesen." Die vergebenen Chancen von Stuttgart genauso schnell abzuhaken wie die gegen Osnabrück - das ist die nächste Aufgabe. ,,Natürlich müssen wir Tore machen", betonte der Trainer. ,,Aber ich werde jetzt in der Kabine niemandem an den Hals gehen. Wir müssen uns auf die nächste Chance freuen."

Sich nach einer der stärksten Halbzeiten der letzten Jahre zu zerfleischen, wäre der falsche Ansatz. Und auch wenn ,,die Enttäuschung überwiegt", wie nicht nur Lewerenz feststellte - irgendwie überwogen die positiven Aspekte der Partie am Ende tatsächlich. Nur eine Null störte. //
3. Liga
Aufrufe: 022.2.2016, 09:00 Uhr
SHZ / cjeAutor