2024-04-24T13:20:38.835Z

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Salz, so weit das Auge reicht: Überquerung eines Salzsees in Bolivien Foto: Schmider
Salz, so weit das Auge reicht: Überquerung eines Salzsees in Bolivien Foto: Schmider

Trio for Rio: Das Abenteuer ihres Lebens

Altinger Fußballschiedsrichter Nico Schmieder fährt mit Bruder und Kumpel mit dem Fahrrad um die halbe Welt

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Nico Schmieder aus Hailfingen ist wieder zu Hause, hat bei seinen Fußballkumpels des TSV Altingen vorbeigeschaut und das Rottenburger Hallenturnier besucht. Dabei hat er immer wieder von „Trio for Rio“, dem anderthalb Jahre dauernden Trip von ihm, seinem Bruder Julian und ihrem Freund Sandro Reiter nach Brasilien zu den Olympischen Spielen erzählen müssen. Wobei er immer wieder einen Satz eingeflochten hat: „Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben, da wir so unendlich viel erlebt haben.“

Ausgangspunkt der sagenhaften Tour des "Trio for Rio", wie man sich aus marketingtechnischen Gründen nannte, war München, über Großbritannien und Island ging es nach Alaska, Kanada und die Vereinigten Staaten nach Südamerika. Begonnen hatte die Reise im Mai 2015, nach 1 557 Stunden und exakt 28 464 Kilometern kam man Mitte August tatsächlich pünktlich zum Beginn von Olympia in Rio de Janeiro an. Nico Schmieder: „Zu Beginn war es eine fixe Idee und auch ein wenig Marketing, diese Radreise mit den Spielen zu verbinden. Doch je besser wir im Zeitplan lagen, umso mehr war klar, dass wir die Spiele und das olympische Dorf besuchen werden. Ob mit Karten oder ohne …“

"Die erlebnisreichste Lücke in unserem Leben"

Es war kurz vor der Copacabana, nach über 466 Tagen auf dem Rad, als Nico Schmieder, der beim TSV Altingen als Fußball-Schiedsrichter im Einsatz ist, im Reise-Tagebuch etwas klarstellen musste: „In unserem Radelalltag werden wir von keinem unserer Sponsoren finanziell unterstützt.“ Man solle sich auch keine Sorgen machen, um „das Rentenloch“ oder die „Lücke“, die ihnen durch diese Reise entstanden sei: „Es wird vermutlich die abenteuerlichste und erlebnisreichste Lücke in unserem Leben sein.“

Grizzly wird durch Süßigkeiten angelockt

Die unendlichen Weiten Kanadas, atemberaubende Canyons und Salzseen in Bolivien, dichter Dschungel in Peru, Kuba, die Galapagos-Inseln – Sandro Reiter, Nico und Julian Schmieder haben Eindrücke gewonnen, wie sie mancher Weltenbummler nicht in fünf oder sechs monatelangen Expeditionen erlebt. Die Begegnung mit Wildtieren freilich war heikel. So lockten in Kanada die Süßigkeiten (die Müsliriegel in der Fahrradsatteltasche von Sandro Reiter) einen Grizzly aus dem Wald. Der Münchener konnte sich gerade noch auf einen Felsvorsprung retten. Einmal wurden Nico und Julian Schmieder von einem ausgewachsenen Schwarzbären auf dem Highway gejagt, bis das Tier von einem heranrasenden Auto frontal erwischt wurde. Julian Schmieder im Tagebuch: „Danach brauchten wir allerdings einen Schnaps.“

Übernachtung in einer Leichenhalle

Sie campierten mit ihren Zelten in Naturparks, in einem Indianerreservat und einmal – ganz kurios – in Brasilien in einer Leichenhalle. Der Pfarrer überreichte die Schlüssel mit dem Spruch: „Falls heute noch jemand das Zeitliche segnen sollte, müsst ihr halt teilen.“
Aufgrund einer starken Internet- und Facebook-Präsenz stieg das „Trio for Rio“ schnell zu Medienstars auf. Heiner Brand, der ehemalige Handball-Bundestrainer, gratulierte den Dreien persönlich und ließ sich die Reiseroute genau erklären. Im Deutschen Haus gab es Freibier. Und ein Highlight für den passionierten Fußball-Schiedsrichter Nico Schmieder: Sowohl das Männer- als auch das Frauenfinale im Fußball durften die Schmieders live im Stadion erleben und hinterher auch mit Horst Hrubesch, Silvia Neid & Co. feiern. Bundesliga-Spieler Lars Bender meinte zu ihrer Reise nur kopfschüttelnd: „Ich habt doch nen Lattenschuss.“ Da Sandro Reiter berufsbedingt wieder früher in die Heimat zurückreiste, planten die Schmieder-Brüder noch um und dehnten ihre Fahrradreise noch bis Mitte Oktober aus. Mit Österreich auf der Rückreise „sammelten“ sie am Ende 30 Länder ein, durch die sie geradelt sind. In Hailfingen wurde ihnen von Ortsvorsteherin Sabine Kircher und ihrem noch bekannteren Ehemann Knut, dem langjährigen Bundesliga-Schiedsrichter, ein großer Empfang bereitet.

200 Stunden Film-Material

Auf ihren Trip ist vor etlichen Monaten der Filmexperte Thomas Köke im Netz aufmerksam geworden. Köke bildet an der Hochschule Bremen TV-Journalisten aus. Aus den weit über 200 Stunden Filmmaterial, die das Trio auf ihrer anderthalbjährigen Reise gedreht hat, soll mit Kökes Hilfe ein Film entstehen. Dazu gibt es auf der Homepage schon einen Trailer. Bis Juli, so Nico Schmieder gestern, könnte es zur Fertigstellung des Films dauern. So dürfte die „erlebnisreichste Lücke“ im Leben der drei auch für andere nachvollziehbar werden.

Tagebuch auf der Internetseite

Ein über 190-seitiges Tagebuch gibt es im Internet auf www.trioforrio.com

Bildergalerie zu Trio for Rio

Aus Hunderten von Aufnahmen hat Nico Schmieder eine Bildergalerie zusammengestellt, Erläuterungen zu allen Aufnahmen gibt es auf dem Tour-Tagebuch des Altinger Fußballschiedsrichters.

Aufrufe: 012.2.2017, 13:00 Uhr
Andreas Gauß, GäuboteAutor