2024-04-16T09:15:35.043Z

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Da waren sie noch gemeinsam unterwegs: André Weingärtner (r.) und Patrick Joerg, der jetzt die Chefrolle übernimmt. Foto: Edgar Daudistel
Da waren sie noch gemeinsam unterwegs: André Weingärtner (r.) und Patrick Joerg, der jetzt die Chefrolle übernimmt. Foto: Edgar Daudistel

Trennung lässt viele Fragen offen

Nicht nur Waldalgesheims Trainer André Weingärtner wird vom Rauswurf völlig überrascht +++ Vorstand: Erwartungen nicht erfüllt

Waldalgesheim. Für die einen kommt es völlig überraschend, andere nehmen für sich in Anspruch, insgeheim damit schon gerechnet zu haben. Fußballverbandsligist SVA Waldalgesheim hat sich am Mittwochabend von Trainer André Weingärtner getrennt. Der heute 39-jährige Weingärtner war seit Juli 2010 bei seiner ersten Trainerstation im Aktiven-Bereich für die erste Mannschaft der Grün-Weißen verantwortlich und hat mit ihr den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert: Im Sommer 2014 gelang der Sieg im Südwest-Verbandspokal und damit der Einzug in die erste Runde des DFB-Vereinspokals. Weingärtner war es im Lauf seiner Amtszeit zudem immer wieder gelungen, talentierte junge Spieler aus der Region an die Waldstraße zu holen und sie dort auszubilden und zu fördern.

Die Trennung kommt nach dem 4:0-Auswärtssieg am vergangenen Sonntag bei Jahn Zeiskam mit einer verletzungsbedingt enorm geschwächten Rumpftruppe auf den ersten Blick mehr als überraschend. Aktuell belegt die Alemannia in der Verbandsliga Platz sechs, mit Tuchfühlung nach oben, auch wenn Platz eins elf und Platz zwei neun Punkte entfernt sind. Weingärtner wurde die Entscheidung des Vorstands am Mittwoch unmittelbar vor dem angesetzten Training mitgeteilt. Den Übungsbetrieb übernimmt der frisch gebackene A-Schein-Inhaber und bisherige Co-Trainer Patrick Joerg.

„Das anvisierte Ziel, mit einer jungen und guten Mannschaft in der Saison 2016/17 um den Aufstieg in die Oberliga mitzuspielen, ist nach Abschluss der Vorrunde in weite Ferne gerückt. Vor diesem Hintergrund hat sich der Vorstand mit Blick auf die Rückrunde entschieden, die Zusammenarbeit mit André Weingärtner zu beenden”, hat SVA-Vorsitzender Reinhard Schenk erklärt. Die Alemannia blieb im bisherigen Saisonverlauf häufig unter ihren Möglichkeiten. Angesichts des Qualität des Kaders hätte trotz vieler verletzungsbedingter Ausfälle mit dem Abschluss der Hinrunde mehr drin sein müssen als Rang sechs. Gestritten werden darf über die Gründe dafür. Man habe dem Lehrer an der BBS Bingen angeboten, bis zur Winterpause weiterzumachen, erklärte Schenk gegenüber der AZ. Das habe der aber abgelehnt und sich von der Mannschaft verabschiedet.

Mit dem Erfolg steigen auch die Erwartungen

Schenk unterstrich, dass man Weingärtner in seinen mehr als sechs Jahren bei der Alemannia „als ausgezeichneten, kompetenten Trainer, der vor allem mit jungen Leuten eine gute Hand bewiesen hat”, kennen und schätzen gelernt habe. Mit ihm hielt der SVA zunächst die Oberliga und stieg nach dem Abstieg 2012 als Meister der Verbandsliga Südwest direkt wieder auf, um danach – im Jahr des Pokalgewinns – wieder abzusteigen. Seither spielten die Waldalgesheimer in der Verbandsliga konstant vorne mit. „Durch diese erfolgreichen Spielzeiten stiegen naturgemäß die Erwartungen, und die Mannschaft wurde zu Beginn der Saison gezielt nach den Wünschen des Trainers verstärkt”, sagt Schenk. Dabei habe man insbesondere darauf geachtet, den Spielerkader aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre auch in der Breite besser aufzustellen. Nachdem nun der gewünschte Erfolg ausgeblieben ist, sah man sich in Waldalgesheim gezwungen zu handeln.

Die Entscheidung traf den Trainer völlig unvorbereitet, wie er sagt. „Mit mir hat vorher niemand vom Vorstand über die aktuelle sportliche Situation gesprochen“, habe er keinerlei Warnsignale bekommen. Auch Kapitän Marcel Fennel berichtete, dass die Mannschaft von der Mitteilung des Vorstands am Mittwochabend überrascht worden sei. Und auch Co-Trainer Joerg versicherte, von dieser Entwicklung nichts gewusst zu haben. Allerdings ist es völlig unwahrscheinlich, dass der Vorstand die Trennung erst Anfang der Woche, ausgerechnet nach dem 4:0 in Zeiskam, beschlossen hat. Ebenso steht fest, dass die sportliche Entwicklung auch Gegenstand der routinemäßigen Gespräche zwischen Vorstand und Mannschaftsrat war, zuletzt am letzten Freitag im Oktober nach der Niederlage in Kandel.

Vorsitzender Schenk hat gegenüber der AZ klar zum Ausdruck gebracht, dass es im Winter keine Verstärkungen mehr gibt und dass man von der Mannschaft dennoch erwartet, noch ins Rennen um die Spitzenplätze einzugreifen. Zieht man zusätzlich in Betracht, dass alle mit dem aktuellen Stand unzufrieden und davon überzeugt sind, dass das Potenzial des Teams weitaus mehr hergibt, stehen Patrick Joerg und die Mannschaft nun vor der Herausforderung zu beweisen, dass der Vorstand mit seiner Deutung der Dinge richtig lag.



Auswärtsspiel in Winnweiler

Viele Veränderungen beim Auswärtsspiel in Winnweiler am Sonntag (Anstoß 15-30 Uhr) wird Patrick Joerg nicht vornehmen.

Dem Trainer der Alemannia fehlen neben den Langzeitverletzten David Stipp und Lars Weingärtner auch Patrick Walther, Konstantin Sawin, Jan Förstel, Lukas Redschlag und Michael Schmuck.

Wieder dabei sind Marcel Fennel, Arlind Mulaj und Felix Pauer.

Der Fanbus fährt um 13 Uhr am Stadion an der Waldstraße ab.

Aufrufe: 010.11.2016, 20:30 Uhr
Andreas Scherer und Jochen WernerAutor