2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

Traumhafte Kulisse und schnell zerstörte Gästetaktik

Der 1. FC Lok traf die Gäste von Union Sandersdorf frühzeitig ins Mark

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Union Sandersdorf springt am Wochenende des 22. Spieltag der Oberliga Süd- überrraschend oder weniger überraschend- auf Platz zwei der Tabelle. Dies aber nur in einer Tabelle, welche wenige interessiert. In der Zuschauer- Heimtabelle vom einstigen Europapokalfinalisten 1. FC Lok Leipzig platzierten 3.132 Besucher im Probstheidaer Bruno- Plache- Stadion die Unioner als "zweitliebstes" Team, gleich nach dem in Probstheida gern gesehenen Trüppchen von RasenBallsport Leipzig II, welches im innerstädtischen Duell immerhin 4.927 Zuschauer inspirierte.
Schön war es, unter solch Kulisse mal ein Pflichtspiel zu bestreiten. Weniger schön schien es seitens der Gäste hingegen, dieses am Ende so sang- und klanglos ohne jede Torchance an den Favoriten abzuschenken. Da waren die Gedanken an den fantastischen 3:1- Hinspielsieg dann auch schnell verflogen, zumal sich Lok in der Europapokalarithmetik gegen Union aufgrund des geschossenen Auswärtstores auch das "Weiterkommen" sicherte (3:1/0:2 aus Unionsicht). Weiterkommen- das möchten beide. Lok möchte die Rückkehr in die Regionalliga, Union hingegen den Ligaverbleib. Beides erscheint immer noch möglich. "Gegen das was hier hin und wieder abgeht, ist manchmal ein DFB- Länderspiel nichts", vermerkte Geschäftsführer, Ex- Profi und einstiger Championsleaque- Finalist Mario Basler deswegen auch im Nachgang treffend. Euphorie und Tragödie liegen in Probstheida oft auf gegenüberliegender Straßenseite. An diesem Freitagabend schien alles rosarot für Blau- Gelb. Denn auf dem Rasen machten sie an diesem Tag so einiges richtig. Uniontrainer Mike Sadlo stellte im Mittelfeld auf Raute um und veränderte etwas, was er zuvor außer in Pokalmatches nie tat. Ex- Loktorwart Lukas Wurster bekam im Gehäuse den Vorzug vor Marius Kansy. Ob Wurster an den frühen Toren etwas verhindern konnte scheint fraglich. Der Ursprung allen Übels- so erkannte es Sadlo auch sofort zur Pausenansprache- lag im nicht Verhindern der Leipziger Flanken von der rechten, und damit deutlich stärkeren Bahn der Messestädter. Diese Flanke ließ Union wohl auch zu billig einschweben. Erstere brachte der wiedergenesene Sebastian Zielinsky nach Einwurf per Außenrist herein. Zielinsky- seit der Winterpause erstmals wieder von Trainer Heiko Scholz vom Start weg aufgeboten- zirkelte die Kugel an den Fünfmeterraum. Dort stieg der Leipziger Djamal Ziane- er riss zuvor fünf Jahre beim FC Energie Cottbus ab und war in die Messestadt zurückgekehrt- am höchsten. Wurster bekam keinen Zugriff. Früh, viel zu früh schienen die Grundpläne der Unioner verworfen. Genau das war es, was man verhindern wollte. Ein frühes Tor, welches mit der fünften Minute dann auch noch sehr früh fiel. Union bekam überhaupt keine Bindung, keinen Zugriff auf die Partie. Lok machte all das vermutete, drehte auf und band die Sandersdorfer weitestgehend in der eigenen Hälfte. Normal musste es mit Lok´s eigentlich größter Chance der Partie bereits zwei Minuten später erneut im Wurster- Gehäuse klingeln. Gianlucca Marzullo bekam aus dem Gewühl einen Steilpass direkt in den Lauf gesteckt. Nicht voll und auch nicht platziert getroffen hielt der Unionkeeper dessen Ball reaktionsschnell neben dem eigenen Fuß abtauchend mit dem Handschuh (7.). Die erste Hälfte ging angetrieben von den nun natürlich gepushten Fans klar an die Leipziger. Diese erzielten über die rechte Seite folglich auch das 2:0. Davor ließen die Sandersdorfer es zu, dass man sich an der Auslinie quietschvergnügt zweimal den Ball hin und her spielte, bis die Chance zur Flanke kam. Diese traf Unions Innenverteidiger Christoph Schulz an alter Wirkungsstätte dann abgefälscht so unglücklich an der Brust, dass sie Gianlucca Marzullo direkt vor die Füßße fiel. Der Deutsch- Italiener machte folglich das, was er zuvor bereits zehn Mal in dieser Serie zeigte. Er netzte unmissverständlich auf kürzestem Wege ein (2:0/30.). "Wir schießen zwei Tore, spielen die erste Hälfte gut zu Ende und lassen den Gegner in der zweiten Halbzeit plötzlich ins Spiel kommen. Das sind Dinge, die ich nicht verstehe und die mir auch nicht gefallen können", analysierte Mario Basler das Gesehene im Nachgang. Das einstige Enfant teribble des Fußballs- eigentlich genau jene Figur, welche heute prähistorisch zu den ausgestorbenen zu zählen scheint und vielen Fans bei all seinem fußballerischen Können immer Spaß machte, sah die Sache richtig. Den solche Spiele sollen auch schon mal gekippt sein. An diesem Tag wäre wohl alles passiert. Dass Union dieses Spiel hätte drehen können, schien zu weit über einhundert Prozent unwahrscheinlich. Dabei muss man auch konstatieren, dass die Leipziger gerade mit beiden zum Winter gekommenen Japanern überragende Leute und eine zum Hinspiel deutlich veränderte Formation ins Feld führten. Speziell ein Norikazu Murakami rackerte im Mittelfeld, während sein Landsmann Hiromu Watahiki zusammen mit Ronny Surma eine stabile Leipziger Innenverteidigung stellte. Union aber schaffte es so gut wie gar nicht, diesen noch im Hinspiel so anfälligen Mannschaftsteil mal entscheidend auf die Probe zu stellen. ein harmloser Lochmann- Kopfball im ersten und ein halbrechter Distanzschuss von Pavel Pfeifer im zweiten Durchgang blieben das einzig offensiv nennenswerte der Sandersdorfer Gäste. Diese agierten letztlich mit Pfeifer und dem eingewechselten Brodkorb mit vier Leuten in der totalen Offensive im "Alles oder Nichts". Am Ende sollte das "Nichts" im verspäteten Osterkörbchen liegen- an diesem Abend auch zu recht für die Sadlo- Elf. Eine Lob gebührt dem weiblichen Schiedsrichtertrio unter Referee Sandra Blumenthal aus Pritzwalk. Auch wenn die Partie nicht die aller kniffeligsten Situationen herbei rief, machten die Damen einen sehr guten Job!
Aufrufe: 012.4.2015, 11:08 Uhr
Holger BärAutor