2024-04-16T09:15:35.043Z

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Ein Aufsteller mit der Aufschrift „#prayforgermany“ und „Warum?“ Auch die Schwester eines Pipinsrieder Fußballers ist unter den Todesopfern von München. 	F.: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
Ein Aufsteller mit der Aufschrift „#prayforgermany“ und „Warum?“ Auch die Schwester eines Pipinsrieder Fußballers ist unter den Todesopfern von München. F.: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Trauer nach dem Amoklauf

Der FC Pipinsried fühlt mit Arbnor Segashi und sagt Spiel ab +++ Auch die Unterföhringer Ex-Kollegen stehen unter Schock

Über Facebook und andere soziale Medien suchte Arbnor Segashi am Freitagabend verzweifelt nach seiner Schwester Armela. Auch seinen Teamkollegen vom FC Pipinsried schrieb er, dass die 14-Jährige mit einer Freundin im Olympia-Einkaufszentrum beim Einkaufen gewesen sei und dass er seit dem Amoklauf dort nichts von ihr gehört habe.

Er bat alle, die Informationen hätten, sich zu melden. „Wir wissen nur, dass sie sich bis jetzt in keinem Krankenhaus/Kinderklinik befindet“, teilte Arbnor Segashi letztmals kurz vor Mitternacht mit. Wenige Stunden später dann die traurige Gewissheit. Armela lebt nicht mehr. Sie ist einer der neun Menschen, die der 18-jährige Amokläufer von München erschossen hat. Die Fassungslosigkeit der Familie kennt nur wenige Worte. „Wir lieben dich Engel“, postet ihr Bruder Arbnor auf Facebook. Auch die Mannschaftskollegen des 21-jährigen Kosovaren stehen unter Schock. Roman Plesche, Sportlicher Leiter des Bayernligisten FC Pipinsried, erfährt am Samstagmorgen direkt von Segashi von der traurigen Nachricht.

Schnell macht diese auch unter den Spielern die Runde. Der FC Pipinsried müsste am Samstag eigentlich im Allgäu beim TSV Kottern in der Stadt Kempten zum Punktspiel antreten. „Alle Spieler haben mir geschrieben, dass sie heute niemals dorthin fahren werden“, erzählt Plesche. Daraufhin telefoniert er mit dem Präsidenten des FCP, Conny Höß, und später mit den Verantwortlichen des TSV Kottern. Alle haben Verständnis, dass die Partie abgesagt werden muss.

Wie Plesche berichtet, verfassen viele Mannschaftskollegen „aufbauende Nachrichten“ an Segashi und teilen ihm mit, dass sie jederzeit für ihn da seien, wenn er Hilfe brauche. Die Familie Segashis bittet später um Spenden, um Armela in die Heimat überführen und dort beerdigen zu können. Auch viele Spieler des Bayernligisten reagieren laut Plesche auf den Aufruf. Am Sonntagnachmittag fordert Arbnor dann aber alle Hilfsbereiten auf, nicht mehr zu spenden. „Wir haben die Möglichkeiten, unsere Schwester zu transportieren, um sie in der Heimat zu beerdigen. Bitte hört auf zu spenden“, schreibt er auf Facebook.

Roman Plesche weiß nicht, wie lange der 21-jährige wichtige Neuzugang dem Bayernligisten fehlen wird. Aber er sagt: „Er soll sich soviel Zeit nehmen, wie er braucht. Wir machen keinen Druck.“ Segashi ist in Pipinsried bereits Stammspieler und agiert als linker Verteidiger oder im linken Mittelfeld. Davor kickte er viele Jahre beim Ligakonkurrenten FC Unterföhring. Auch der sagte das für Samstag angesetzte Fußballspiel gegen die DJK Vilzing ab. Der Vater Segashis ist dort noch immer bei den Senioren aktiv. Plesche berichtet von einer „unglaublich netten Familie“. Umso betroffener sei der FCP.

Bis Dienstag ruht in Pipinsried der Ball. Dann soll mit dem ersten Training nach dem Amoklauf wieder so etwas wie Normalität einkehren. Wann die Partie in Kottern nachgeholt wird, ist derzeit noch offen.

Aufrufe: 024.7.2016, 18:57 Uhr
Aichacher Nachrichten / Evelin Grauer, redAutor