2024-04-25T08:06:26.759Z

Pokal
Einschwören auf das Endspiel: Schönbergs Trainer Axel Rietentiet erzählt seinen Spielern beim Training, was sie am Sonnabend in der Partie gegen Hansa Rostock erwarten wird. Foto: Hans Taken
Einschwören auf das Endspiel: Schönbergs Trainer Axel Rietentiet erzählt seinen Spielern beim Training, was sie am Sonnabend in der Partie gegen Hansa Rostock erwarten wird. Foto: Hans Taken

Trainieren für den Pokal-Coup

Den Regionalliga-Klassenerhalt hat der FC Schönberg geschafft - jetzt soll gegen Hansa die Überraschung im Landespokal-Finale folgen

Sieben Mal hat der FC Schönberg schon das Fußball-Landespokal-Finale gewonnen und sich dadurch einen Startplatz in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde gesichert. Anders als in den Endspielen zuvor heißt der Gegner nun aber FC Hansa Rostock. Die Zeiten, in denen Rostock als Erst- oder Zweitligist automatisch für den DFB-Pokal qualifiziert war, sind vorbei. Also mischt Hansa seit seiner Drittligazugehörigkeit auch im Landespokal mit. Und das macht die Sache für den Regionalligisten Schönberg nicht einfacher.

Masami Okada freut sich auf den Urlaub in seinem Geburtsland USA, Jörg Hahnel auf die Hochzeit seiner Schwester in Aue und Rico Gladrow auf die kommende Spielzeit im Trikot von Eintracht Trier. Aber vor Ferienzeit, Hochzeitsfeier oder neuen fußballerischen Herausforderungen haben die Kicker des FC Schönberg nur das Pokalfinale im Kopf. Doch das lassen sie sich nicht anmerken. ,,Hansa steht unter Druck. Wir nicht", sagt Masami Okada und macht seine Fußballschuhe sauber. Training ist angesagt. Da geht es nicht mit dreckigem Schuhwerk auf den Platz. Disziplin muss sein. Die war die ganze Saison über gefordert, die ist jetzt, kurz vor dem Saisonhöhepunkt auch gefragt. Es geht locker zu beim Training. Wer beim Ballhochhalten einen unerreichbaren Ball spielt, der bekommt Ohrenkniffe. Mit Zeigefinger und Daumen dürfen die Kicker den Teamkollegen piesacken. Dann ruft Trainer Axel Rietentiet seine Spieler zusammen. Einschwören auf das Finale, das große Endspiel Sonnabend um 14.30 Uhr in Neustrelitz. Es geht gegen Hansa. Hansa.

Ob Henry Haufe, Lukas Scherff oder Anton Müller - gleich zwölf Schönberger haben eine sportliche Vergangenheit bei diesem Club. So wie auch Jörg Hahnel, der fast zehn Jahre lang für die Blau-Weißen im Tor stand. ,,Das spielt aber keine Rolle. Ich könnte auch gegen meinen Vater oder meinen Bruder spielen. Ich will die Partie gewinnen", sagt der Keeper und spricht von seinem Fußballerherzen, das seit zweieinhalb Jahren grün-weiß ist. Ein Trainingsspielchen läuft. Jetzt nur keine Verletzungen mehr. Um den Favoriten zu schlagen, muss Trainer Axel Rietentiet aus dem Vollen schöpfen können. ,,Hansa", sagt er, ,,muss einen gebrauchten Tag haben. Und wir einen perfekten."

Fast zwei Jahrzehnte lang hat Rietentiet für den größten Club in Mecklenburg-Vorpommern zwischen den Pfosten oder als Trainer der Reserve an der Seitenlinie gestanden. Jetzt will er die kleine Pokalsensation schaffen. Ein Sieg gegen Rostock, das wäre nicht nur was fürs Prestige. Ein Sieg, das bedeutet auch eine DFB-Pokal-Partie gegen einen namhaften Gegner und viel Geld für die Schönberger Vereins-Schatulle. ,,Für die Finalteilnahme bekommen wir nur 1000 Euro", weiß Sven Wittfot, sportlicher Leiter beim FC 95. Das reiche mal soeben, so Wittfot, um die Buskosten und das Geld für die Ordner zu bezahlen, die die Grün-Weißen stellen müssen. ,,Von den Zuschauereinnahmen sehen wir nichts", ärgert sich Wittfot. Fast alle der 3418 Tickets seien laut Landesfußballverband verkauft, rund 300 Schönberger haben Eintrittskarten im Vorfeld geordert.

Wenn um 14.30 Uhr die Partie angepfiffen wird, dann betritt der FC 95 auch die große Fernsehbühne. Zum ,,Tag der Amateure", zeigt die ARD alle 21 deutschen Landespokalfinals. In drei Etappen werden ab 12.30 Uhr Konferenzen geschaltet. Nicht vor dem TV-Gerät, sondern vor dem Computer werden dann auch die Okadas in San Diego, Kalifornien/USA sitzen. ,,Meine Familie freut sich immer, wenn Spiele von uns im Fernsehen gezeigt werden", sagt Masami Okada. Aufgrund der Zeitverschiebung werde sein Vater wohl gegen 6 Uhr am Sonnabend den Rechner anstellen, ,,und mir und dem Team dann die Daumen drücken."

Egal, ob es mit dem Pokalsieg klappt, oder nicht. Feiern wollen die Schönberger nach der Partie im Vereinsheim auf jeden Fall. Das, so sagen sie beim FC 95, sei allein schon ob des gelungenen Klassenerhalts fällig. Und die sieben Spieler, die definitiv den Club verlassen werden, sollen auch noch gebührend verabschiedet werden. Jörg Hahnel bleibt in Schönberg, doch nach dem Finale in Neustrelitz will er sofort ins Erzgebirge fahren. ,,Die Trauung meiner Schwester verpasse ich zwar, aber ich hoffe, dass ich passend zur Feier da sein werde", so Hahnel. Doch erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Oder aber am besten beides zusammen. Aber das wird sich Sonnabend ab 14.30 Uhr zeigen.

Aufrufe: 027.5.2016, 11:00 Uhr
Hans Taken Autor