2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Wird doch noch alles gut? Aristidis Perhanidis und Alperen Albayrak (von links) freuen sich über den nächsten Plattenhardter Sieg. Foto: Yavuz Dural
Wird doch noch alles gut? Aristidis Perhanidis und Alperen Albayrak (von links) freuen sich über den nächsten Plattenhardter Sieg. Foto: Yavuz Dural

Trainerrücktritt, Elferfrust, Endspiel-Sieg

ln der Bezirksliga Stuttgart bleibt es sowohl im Aufstiegs- als auch im Abstiegskampf spannend

Wer steigt auf? Wer steigt ab? Vier Spieltage vor dem Saisonende wächst in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga die Spannung. Während an der Spitze der Titeldreikampf weiter geht, darf sich im Tabellenkeller fürs Erste der TSV Plattenhardt als großer Gewinner fühlen. Nach ihrem zweiten Sieg in Serie belegen die Filderstädter erstmals seit Dezember wieder einen Platz, der den direkten Klassenverbleib bedeuten würde

Dass Erfolg nicht automatisch vor Turbulenzen schützt, zeigt derweil das Beispiel der erwähnten Weilimdorfer. Die Nord-Stuttgarter, beste Rückrunden-Mannschaft, warten mit der Knallernachricht abseits des Rasens auf: nämlich einem Trainerwechsel. Der Kampf um den Aufstieg. Münster? Stammheim? Oder Weilimdorf? Das ist die Frage. Klar ist nur, dass aus diesem Trio der Meister und Direktaufsteiger sowie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Relegationsteilnehmer kommen wird.

Für jenen, also den am Ende Zweiten, stehen inzwischen die Eckdaten: Er wird in der ersten Runde der Relegation am 10. Juni auf sein Pendant aus dem Bezirk Neckar/Fils treffen (FV 09 Nürtingen oder 1. FC Donzdorf), und zwar an einem noch offenen Spielort im Bezirk des Gegners. Im Erfolgsfall ginge es nur vier Tage später gegen den Sieger des Parallelduells der Zweiten aus den Staffeln Kocher/Rems (momentan SV Neresheim) und Donau/Iller (momentan TSV Neu-Ulm) weiter – ehe in der finalen Runde das Kräftemessen mit dem Tabellendreizehnten der Landesliga folgte (momentan TSV Deizisau). Wer dann definitiv nicht mehr dabei ist, ist der Trainer Sven Peuckert. Der frühere Vaihinger Coach hat in Weilimdorf seinen sofortigen Ausstieg erklärt. Zuvor hatte ihm der Verein mitgeteilt, ob zunehmender Kritik aus der Mannschaft für die nächste Saison ohne ihn zu planen. Bis zum Rundenende übernimmt nun der Spielleiter Michael Bachmann die Verantwortung.

Caruso mit einem "Tor des Monats" gegen Croatia

Der Kampf um die Filder-Meisterschaft. Ja, mehr bleibt ihnen in dieser Saison nicht, den Teams von den Fildern. Die einen mögen es abschätzig den Kampf um die goldene Ananas nennen – für die anderen ist es immerhin noch ein Anreiz: jener, am Ende der Beste der besagten Region zu sein. Vorn liegt in diesem Wettstreit seit Sonntag der SV Bonlanden II. Die Filder­städter setzten ihren Lauf fort. Und wie! Mit einem 7:0 gegen Croatia Stuttgart feierten sie ihren höchsten Saisonsieg. „Die Mannschaft hat jeden Fehler des Gegners gnadenlos ausgenutzt. Sie hat das klasse gemacht“, sagt der Trainer Robert Stadtmüller, derweil sich seinem Gegenüber Igor Ilicic die Nackenhaare sträubten. Sein Fazit: „So darf man sich nicht abschlachten lassen.“

Seinen Höhepunkt nahm das Schützenfest schon in der ersten Hälfte. Zunächst noch mit Startschwierigkeiten, netzten die Bonlandener innerhalb von acht Minuten viermal ein. Am Ende hatte allein Niels Wüllbier dreifach getroffen. Und zwischendurch, wie es dann so ist, wenn es mal läuft, klappten selbst die komischen Dinge. Beispiel 3:0. Bei dem geriet Marco Carusos wohl eigentlich als Flanke gedachter Ball unverhofft zum tückischen Schuss, der in der Dreiangel des Gästekastens einschlug. Stadtmüllers Kommentar: „Ein Tor des Monats.“

SV Vaihingen hadert mit dem Schiedsrichter

Beim SV Vaihingen hingegen mag dieser Begriff eher in einem anderen Kontext in den Sinn kommen. Nicht das Tor des Monats, sondern der Tor des Monats. Bei der 1:2-Niederlage der Schwarzbachkicker in Stammheim stand der Schiedsrichter im Mittelpunkt der Kritik. Einigkeit auf beiden Seiten: der Elfmeter, der die Partie in der 88. Spielminute entschied, war keiner. „Ein Witz“, sagt der Gästetrainer Klaus Kämmerer. Seine Akteure Fabio Andretti und David Freyer waren zum Kopfball hoch gestiegen, als ihr Gegenspieler Emre Yildizeli plötzlich am Boden lag. Das „Opfer“ selbst verwandelte anschließend zum siebten Sieg seiner Elf in Serie – zu einem Erfolg, den Kämmerer in der Summe zwar als „nicht unverdient“ sieht, zugleich in Anbetracht der geschilderten Umstände aber auch „äußerst bitter“ für die Seinen nennt.

Zuvor hatten sich die Vaihinger laut ihrem Coach „50 Minuten lang blendend präsentiert“ und durch Daniel Schweizer geführt – ehe dann der Gegner mehr und mehr die Schlagzahl erhöhte. Aufregung schon in dieser Phase: in zwei anderen „Strafstoß – ja oder nein?“-Situationen war die Pfeife des Unparteiischen stumm geblieben, einmal hüben nach einem Handspiel von Philipp Zirfaß, einmal drüben nach einem Foul an Tristan Schmid.

„Eine lächerliche Entscheidung“

In der Tabelle sind die Vaihinger mithin weiter auf Abwärtskurs und nun nur noch Siebter, gefolgt vom anderen Filder-Frustteam des Spieltags, der Spvgg Möhringen. Duplizität der Ereignisse: auch deren Kicker lagen vorn, auch bei ihnen erhitzte ein strittiger Elfmeter die Gemüter – und auch sie standen am Ende in Folge eines späten Gegentreffers mit leeren Händen da. Die Schlüsselszenen beim 1:2 in Sillenbuch? Es gab mehrere. Etwa den eigenen frühen Elfmeter-Fehlschuss von Steffen Müller. Oder dann jenen zweiten Strafstoß der Partie, der dem Gegner zum bis dahin schmeichelhaften Ausgleich verhalf. „Eine lächerliche Entscheidung“, sagt der Trainer Jörg Elser, über die er freilich ebenso wenig gelacht hat wie sein Vaihinger Kollege Kämmerer im oben erwähnten Fall. Doch es sollte noch dicker kommen für Elser und sein Aufgebot, das sich dann kurz vor Schluss durch einen Kopfball von Sascha Blessing auch noch den K.-o.-Schlag fing.

Einziges Glück der Möhringer: im Gegensatz zum Gegner bleiben ihnen personelle Nachwehen erspart. Nach einem Gerangel am Boden zeigte der Schiedsrichter nur dem Sillenbucher Marc Raitze Rot, nicht aber dessen Kontrahenten Steven Jordan. Dabei hat der, weiß der Gastgeber-Coach Marc Bachhuber, „zuerst meinem Spieler mit der Faust ins Gesicht gehauen“.

Plattenhardt siegt und bangt weiter

Haue, emotionale Hitze und Ärger also. Wie war das doch gleich? Hatte irgendjemand behauptet, dass es „nur noch“ um die Filder-Meisterschaft geht? Der Kampf gegen den Abstieg. Zwei sind raus: Palästina Al Q’uds und der TSV Mühlhausen. Nun bleibt zu klären: wie heißt der dritte Direktabsteiger? Wer muss in die Relegation? Und aus Filder-Sicht: was wird aus dem TSV Plattenhardt? Dessen Chancen stehen seit Sonntag wieder um einiges besser. Im zweiten Spiel unter dem neuen Spielertrainergespann Bernd Giersdorf/Paulo Bayrak galt zum zweiten Mal: durchatmen, über drei Punkte freuen. Nach dem 4:1 im Kellerduell gegen die erwähnten Mühlhausener sind die Weilerhau-Kicker erstmals seit Monaten aus der Abstiegszone raus, freilich: gerettet noch mitnichten. „Es fühlt sich für den Moment gut an, aber wir wissen, dass wir nachlegen müssen“, sagt Giersdorf.

Die Hauptrolle beim aktuellen Erfolg teilten sich drei Kicker. Erstens: Dennis Kattenberg. Er sorgte erst noch für Haare­raufen, indem er die Großchance zur Führung vergab, holte dann aber wenig später energisch nachsetzend den Elfmeter zum 1:0 heraus. Zweitens: Aristidis Perhanidis. Der Winterpausen-Neuzugang erzielte seine Punktspieltreffer acht und neun im Plattenhardter Trikot. Drittens: Alperen Albayrak. Er bereitete nach der Pause die beiden letzten und zugleich erlösenden Tore der Gastgeber mustergültig vor.

Trainer-Duo Giersdorf/Bayrak auch in der nächsten Saison?

So verkommt es zur Randnotiz, dass der Aufschwung gerade auch interne Verlierer hat. Stichwort Torhüter. Aus der Tatsache, dass ihnen mit dem Ex-Profi Daniel Wagner kurzfristig ein neuer Mann vor die Nase gesetzt worden ist, haben die bisherigen Platzhirsche Alexander Busse und Tim Steck ihre Konsequenzen gezogen – sie haben sich für den Rest der Saison in die eigene zweite Mannschaft verabschiedet. Giersdorf sieht es gelassen. „Was jetzt zählt, sind die verbleibenden vier Spiele, nur das“, sagt er. Und danach mal schauen.

Vier weitere „Endspiele“. Und auch vier Spiele zur weiteren Werbung in eigener Sache? Erste Stimmen sind jedenfalls bereits zu vernehmen: warum eigentlich nur Interimsduo? Ob die Nummer mit Giersdorf und Bayrak nicht sogar etwas auf Dauer wäre? Ersterer, lässt sich heraushören, wäre nicht prinzipiell abgeneigt. „Entscheiden“, sagt er, „muss am Ende der Verein.“

Aufrufe: 012.5.2015, 16:30 Uhr
Filder-Zeitung/Franz StettmerAutor