2024-05-02T16:12:49.858Z

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Martin Rödiger	Foto: red
Martin Rödiger Foto: red

Torhüter mit Stürmer-Gen

VL MITTE: +++ Martin Rödiger mit Topleistung beim Verbandsliga-Debüt für Wieseck +++ Wechselspiel mit Paul Kottek +++

WIESECK. ,,Mir wird nachgesagt, dass ich im Tor die größeren Qualitäten habe, aber das Toreschießen macht mir mindestens genau so viel Spaß", sagt Martin Rödiger. Torhüter oder Stürmer? - diese Frage begleitet den 19-Jährigen schon von Kindesbeinen an, sollte aber nach diesem Auftritt für die Zukunft eigentlich beantwortet sein. Von Anpassungsschwierigkeiten jedenfalls konnte bei seinem Verbandsliga-Debüt im Kasten der TSG Wieseck keine Rede sein, vielmehr avancierte Rödiger am Sonntag zum Garanten für den hauchdünnen 1:0-Erfolg über den FC Dorndorf.

,,Ich bin gut reingekommen und hatte die ersten Bälle sicher. Und wenn man so startet, ist es einfacher, konzentriert zu bleiben", fasst der Abiturient seine gelungene Premiere in der neuen Spielklasse nüchtern und unaufgeregt zusammen. Mehrfach bewahrte er seine Mannschaft bei Distanzschüssen und in 1:1-Situationen erst vor dem Rückstand und dann vor dem Ausgleich. Insbesondere in der 72. Minute, als er das abgefälschte Geschoss von Dorndorfs Goalgetter David Röhrig mit einem hervorragenden Reflex entschärfte.

Dass Rödiger gegnerische Angriffsreihen mit seinen blitzschnellen Reaktionen entnervt, ist aber nicht immer so gewesen, denn in der Jugend des TSV Hungen zog er die Handschuhe auch mal aus - und wieder an: ,,Das war ein Mischmasch. In der E-Jugend war ich im Tor, in der D-Jugend im Feld, in der C-Jugend im Tor und in der B-Jugend im Feld." Dann war vorerst Schluss in Hungen, da es eine A-Jugend nicht gab und Rödiger mit damals 17 Jahren zu jung für die Erste Mannschaft war.

,,Ich wollte ein halbes Jahr in Wieseck in der A-Jugend überbrücken, habe mir aber im November 2013 einen Kapselriss in der Hand zugezogen", erklärt der 19-Jährige, der das Beste aus der Situation machte, nach Hungen zurückkehrte und als Angreifer in der Restrunde der Spielzeit 2013/14 bei den Senioren in der Kreisliga A immerhin fünf Treffer markierte.

Im Sommer 2014 folgte der zweite Versuch in Wieseck, aber nicht wie angedacht in der A-Jugend, weil deren Trainer Stefan Frels bereits drei Torleute in seinem Kader hatte. Anders sah es bei Danny Kaliampos aus, sodass Rödiger wider Erwarten dem Gruppenliga-Team angehörte. Hinter Paul Kottek verbuchte er als Nummer zwei einige Einsätze, für Aufsehen sorgte Coach Kaliampos aber vor allem damit, dass er Rödiger in der einen oder anderen Partie in vorderster Front einsetzte.

Und mitunter lag der Grund nicht in Personalsorgen. Als es im Saisonfinale nach dem feststehenden Aufstieg noch um den Meistertitel ging, lief der 19-Jährige mit der Elf auf dem Rücken auf, obwohl Alternativen für die Offensive vorhanden gewesen wären. Stichwort Alternative: die existiert im Tor in der aktuellen Spielzeit zu Rödiger in Person von Paul Kottek nach wie vor.

,,Das sind zwei junge Spieler, die wollen sich weiterentwickeln und spielen. Klar, wären beide gerne die Nummer Eins. Das könnte man so handhaben, wenn von zwei Torleuten einer frisch aus der Jugend kommen würde oder ein Älterer von 32, 33 Jahren da wäre, der zufrieden wäre, dabei zu sein. Aber warum sich auf die Suche begeben, wenn man zwei so gute Torhüter hat?", erläutert Kaliampos seine Sicht der Dinge und will ,,jedem Wettkampfpraxis geben. Demnach werden Paul und Martin sich jeweils nach zwei Spielen abwechseln."

Eine Regelung, mit der Rödiger kein Problem hat: ,,Paul und ich hätten uns natürlich gewünscht, die Nummer Eins zu sein. Aber bisher hat keiner von uns so hoch gespielt. Daher ist es ein guter Kompromiss, jeder wird seine Einsätze bekommen."

Nach Adam Riese ist am kommenden Sonntag beim Aufstiegsanwärter Viktoria Kelsterbach zum zweiten Mal in Folge Rödiger dran, seine Stärken zu zeigen und Schwächen abzustellen. ,,Sich selbst einzuschätzen, ist schwierig. Die Leute sagen, dass ich starke Reflexe auf der Linie habe. Nachholbedarf habe ich, womöglich auch aufgrund meiner Körpergröße von 1,80 Meter, bei Ecken und Flanken", weiß der Abiturient, dass er sein Potenzial noch nicht komplett abgerufen hat. Selbstredend gilt Rödigers Konzentration im Training, gemeinsam mit Torwarttrainer Michael Eckert an Defiziten in seinem Torwartspiel zu arbeiten.

Die Frage - Torhüter oder Stürmer? - ist deswegen endgültig ad acta gelegt. Oder doch nicht? Zu 100 Prozent möchte Rödigers Trainer nichts ausschließen und sagt: ,,Man weiß nie, was kommt." Rödiger dürfte es freuen, müsste er nicht gänzlich auf die Freude am Toreschießen verzichten.



Aufrufe: 021.8.2015, 11:30 Uhr
Gießener AnzeigerAutor