2024-04-16T09:15:35.043Z

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Abschied als Kapitän der Schwabenauswahl: Tobis Völker (gelbes Trikot) lief in Aindling neben (von links) Ragnar Klavan, Alexander Manninger und Piotr Trochowski vom FC Augsburg aufs Feld.
Abschied als Kapitän der Schwabenauswahl: Tobis Völker (gelbes Trikot) lief in Aindling neben (von links) Ragnar Klavan, Alexander Manninger und Piotr Trochowski vom FC Augsburg aufs Feld.

Toller Ausstand für Tobias Völker

Zusammen mit der Schwabenauswahl verliert das Aindlinger Urgestein zuhause gegen den Bundesligisten FC Augsburg mit 1:11 +++ Lediglich 1250 Zuschauer kommen zum Benefizspiel

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Man sollte als Sportler abtreten, wenn’s am schönsten ist. Tobias Völker ist ein Abschied unter diesem Motto gelungen. Er durfte noch mal 72 Minuten lang in der Schwabenauswahl kicken, die in einem Benefizspiel in Aindling dem FC Augsburg, der in starker Besetzung angetreten war, erwartungsgemäß mit 1:11 unterlag. Dann räumte er unter Applaus seinen Platz. „Vielleicht können wir ihn noch mal brauchen, man weiß ja nie“, meinte Aindlings Vereinschef Ludwig Grammer. Und Völker widersprach ihm dabei nicht.

„War ein schöner Abschied, das war ein toller Rahmen“, zeigte sich der 36-jährige Kicker im Ruhestand beeindruckt. „Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen, wir haben zu viel mitgespielt.“ Völker hatte 2003 und 2004 die großen Pokalduelle gegen Schalke 04 und Hertha bereits miterlebt. Darum zog er dieses Fazit: „Ich bin mit dem, was ich erlebt habe, schon zufrieden.“

Eine kleine Enttäuschung stellte gestern die Zahl der Zuschauer dar. 1250 Besucher waren gekommen, im Vorfeld war gut und gerne mit einem doppelt so großen Andrang gerechnet worden. Das schwül-warme Wetter hielt sicher den einen oder anderen Interessenten von einem Besuch ab.

Es war von vorneherein klar, dass man keinen Fight erleben würde in diesem ungleichen Duell. Für die Augsburger war’s mehr ein Spielchen als ein echtes Spiel. Man darf davon ausgehen, dass es bei ihnen im Training regelmäßig härter zur Sache geht. Die meisten Treffer wurden locker-lässig herausgespielt. Den Zuschauern freilich hat es gefallen, was auf dem Rasen geboten wurde. Was gut ankam am Lechrain: Der Europa-League-Teilnehmer, der mit Cheftrainer Markus Weinzierl und Manager Stefan Reuter vertreten war, gab sich ausgesprochen volksnah. Angesichts der nahezu körperlosen Spielweise hatten die drei Schiedsrichter einen einfachen Job. Dass die Partie in der ersten und in der zweiten Halbzeit jeweils für eine Trinkpause unterbrochen wurde, war angesichts der Temperaturen mehr als nur vernünftig.

Ganz in Weiß präsentierte sich der Bundesligist, dessen Gegner gelbe Hemden und blaue Hosen trugen. Bereits nach einer Viertelstunde führte der haushohe Favorit mit 3:0, da zeichnete sich schon ab, dass die Anzeigetafel, die nur für einstellige Resultate gerüstet ist, nicht ausreichen würde. Aber zunächst durfte auch mal die Aindlinger jubeln. Patrick Modes, der der Jugend des TSV entstammt und längst einen Stammplatz in der Landesliga besitzt, stürmte nach einem idealen Zuspiel von Eugen Kunz allein auf Alex Manninger zu, behielt die Ruhe und beförderte den Ball überlegt ins linke Eck zum 1:3.

Siebenmal hatte der Gast in Durchgang eins ins Schwarze getroffen, so munter ging’s nach dem Wechsel der Seiten zunächst nicht weiter. Die Auswahl kam zwar kaum mehr raus aus ihrer Hälfte, doch Treffer Nummer acht ließ doch einige Zeit auf sich warten. Am Ende wurde es doch noch zweistellig. Was nun keine Überraschung darstellte.

Viel Ärger vor dem Spiel für eine gute Sache

Aindling Irritationen, Missverständnisse und Dissonanzen – so in etwa könnte man die Vorgeschichte zum gestrigen Benefizspiel für die Tornadohilfe in Aindling beschreiben. Es bedurfte vieler Mails und ungezählter Telefonate, ehe das Feld bereitet war für diese große Veranstaltung.

„Da will man helfen“, stöhnte Dominik Schmitz, der Pressesprecher des FC Augsburg, vor dem Anstoß, der pünktlich um 18 Uhr erfolgte. Aus Affing war in den vergangenen Tagen wiederholt zu hören gewesen, die Partie müsste eigentlich dort stattfinden, nachdem in dieser Gemeinde auch der Tornado gewütet hatte. „Hier ist das größte Stadion“, begründete Schmitz die Entscheidung für die Anlage am Schüsselhauser Kreuz in der Nachbargemeinde Aindling. „Es soll ja auch was bei rüber kommen.“

Im Vorfeld war auch darüber debattiert worden, ob die Gelder, die die Zuschauer für den Eintritt zahlten und die auch gespendet worden waren, allein in die Gemeinde Affing fließen werden. In diesem Fall wäre Stettenhofen (Gemeinde Langweid), wo bekanntlich ebenfalls enorme Schäden zu beklagen waren, leer ausgegangen. Zu diesem Thema berichtete Schmitz, dass sich FCA-Vorstandsmitglied Dr. Peter Bircks eingeschaltet hatte. Das vertraglich vereinbarte Ergebnis: Die Gelder, die für die Tornado-Opfer bei dieser Benefizaktion zusammen kommen, werden im Verhältnis 50:50 auf Affing und Stettenhofen aufgeteilt.

Und noch was sorgte im Vorfeld für Ärger: Warum waren in der Schwabenauswahl nur Kicker aus Mering, Gersthofen, Affing, Gebenhofen-Anwalting und Meitingen dabei, aber keiner aus dem Bereich um Stettenhofen? Roland Bahl, einer der beiden Trainer dieses Teams: „Das hat der Bayerische Fußball-Verband so festgelegt.“

Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff war die Tribüne bereits gut besetzt. Die Aichacher Polizei war ebenso präsent wie das Bayerische Rote Kreuz aus Petersdorf. Die politische Prominenz durfte nicht fehlen: Peter Tomaschko, Mitglied des Bayerischen Landtags, war ebenso gekommen wie die beiden Landräte Klaus Metzger (Aichach) und Martin Sailer (Augsburg), Bürgermeister Tomas Zinnecker (Aindling) und aus Affing der Zweite Bürgermeister Markus Winkelhofer.

„Ich sag’s mit einem Augenzwinkern“, meinte Metzger in der Pause: „Die Schwabenauswahl muss den Temperaturen Tribut zollen.“ Er sprach noch mal die Welle der Hilfsbereitschaft an, die in den vergangenen Wochen einen sechsstelligen Betrag in die Kasse spülte. „Dass der FC Augsburg hier antritt, gibt dem Ganzen noch mal einen Schub“, so der Landrat, der es ausdrücklich begrüßte, dass auch Gelder nach Stettenhofen fließen: „Da gibt es keine Neiddiskussion.“

Aufrufe: 017.7.2015, 23:52 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johann EiblAutor