2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau
Heute Abend das letzte Mal für die Eintracht am Ball: Christian Tix. (Foto: Dirk Waidner)
Heute Abend das letzte Mal für die Eintracht am Ball: Christian Tix. (Foto: Dirk Waidner)

Tix und fertig

KARRIEREENDE Kreuznachs Routinier bestreitet gegen SC Idar II sein letztes Spiel für die Eintracht +++ Wunderlich: "Ein besonderer Spieler"

Bad Kreuznach. Wenn man nach über 30 Jahren am Wochenende erstmals keinen Ball mehr am Fuß hat und unter der Woche nicht mehrfach die Sporttasche für das Training packt, kann einen diese Umstellung schon mal zu denken geben. „Ich habe keine Ahnung, was passiert“, steht auch Christian Tix vor dieser tief greifenden Änderung. Der 35-jährige Routinier der SG Eintracht Bad Kreuznach absolviert am heutigen Freitag (Anstoß: 19.30 Uhr) sein letztes Spiel für den Verein, zu dem er 2014 von der Spielvereinigung Ingelheim gewechselt war.

In der Bezirksligapartie zwischen der Eintracht-Zweiten und der Reserve des SC Idar Oberstein geht die Laufbahn des 1,96 Meter großen Defensivspezialisten nach 31 Jahren zu Ende.

Fünf Stationen verteilt auf über 30 aktive Jahre

Angefangen hat alles im Ingelheimer Stadtteil Frei-Weinheim, wo Tix beim heimischen VfL erstmals die Fußballschuhe schnürte. „In der C-Jugend bin ich dann zu Mainz 05, wo ich dann auch noch die B-Jugend miterleben durfte“, erinnert sich der Kältetechniker-Meister. Nach dem Weggang bei den 05ern gab es jedoch eine Zeit, in der Tix sich eine Auszeit vom Fußball nahm. Fast ein halbes Jahr habe er damals aufgehört, bevor ihn seine besten Freunde überredet hätten, wieder in Frei-Weinheim anzufangen. Vier Jahre später, Christian Tix spielte gerade seine erste Saison bei den Aktiven, klingelte das Telefon. Am anderen Ende: Max Reichenberger, seinerzeit Trainer von Oberligist Ingelheim, dessen Trikot Tix die folgenden vier Spielzeiten tragen sollte. Nach drei Jahren bei der Hassia aus Bingen, zog es den heute 35-Jährigen dann wieder zurück an den Blumengarten. „Ich habe dort sehr viele schöne Jahre verbracht. Als Jungspund mit den ganzen alten Haudegen war schon etwas besonderes“, denkt Tix dabei an ehemalige Teamkollegen wie Timo Hellmeister, Patrick Rudolf oder Oliver Dries zurück.


Unfreiwilliger Abschied aus Ingelheim führt zur Eintracht

Insgesamt zehn Jahre am Blumengarten, viele davon in der Oberliga, fanden 2014 dann ihr jähes Ende. Auf das Trainerduo Jimmy Umbs und Thomas Wunderlich folgte Jürgen Collet und auch innerhalb der Mannschaft plante Ingelheims Präsident Wolfgang Bärnwick einen Umbruch. „Die Art und Weise, wie nach so vielen Jahren im Verein mit uns gesprochen wurde, war nicht sehr erfreulich – teilweise auch unter der Gürtellinie“, zog es nicht nur das Trainergespann Umbs/Wunderlich, sondern auch Christian Tix, Tim Hulsey, Matthias Gerhard und Steffen Becker zum Bezirksligisten aus Kreuznach. „Herr Bärnwick wollte einen kompletten Schlussstrich ziehen und sportlich weiterkommen, was ja sehr erfolgreich geklappt hat, wie man sieht“, kann sich Christian Tix angesichts der Ingelheimer-Talfahrt eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. Diese richte sich jedoch nicht gegen den Verein an sich: „Es ist ein toller Klub, bei dem ich eine der schönsten Zeiten meiner Karriere verbracht habe.“

So folgte Tix seinem besten Kumpel Jimmy Umbs zur Eintracht, wo die Kombination aus Ingelheimer Neuzugängen und vorhandenen Spielern die Bezirksliga dominierte. „Wir hatten schon eine enorme Qualität. Die Jungs, die schon in Kreuznach spielten, waren alle fertige Bezirksligaspieler und ohne uns Neuzugänge zu sehr zu loben, denke ich nicht, dass der Verein heute sportlich da stehen würde, wo er jetzt ist“, erklärt der 35-Jährige, der im Kreise der anderen Ex-Ingelheimer wunderbar funktionierte.

„In der Landesliga reichten die 80 Prozent nicht jede Woche aus, wie es vielleicht in der Bezirksliga noch war. Aber gerade die drei Spiele gegen Worms haben gezeigt, was wir für eine tolle Truppe hatten“, spricht Tix von den drei besten Spielen, die er im Trikot der Eintracht erlebt habe. Dem pflichtet auch Trainer Thomas Wunderlich bei. „Christian ist ein ganz besonderer Spieler, dem wir unglaublich viel zu verdanken haben. Ohne ihn wäre das sicherlich nicht möglich gewesen.“ Gegen die Regionalliga erprobten Spieler der Wormatia war Tix ein sicherer Rückhalt für sein Team. Doch mit dem Start der Verbandsliga-Saison änderten sich auch die Vorzeichen für den Abwehrspieler.

Umgang mit den jungen Spielern nicht einfach

Gerade was die Hierarchien im Mannschaftssport angehe, habe sich in den letzten Jahren unglaublich viel getan: „Die gibt es nicht mehr. Die Einstellung vieler Spieler ist heute einfach ganz anders, als früher. Aber es ist eben eine neue Generation und solange es sportlich klappt, soll es so sein.“ Dennoch staunte Tix nicht schlecht, was sich mancher Youngster in den letzten Jahren so rausgenommen habe. „Hätte ich das früher so gemacht, hätten die mich geköpft und so niedergemacht, dass ich mich nicht mehr getraut hätte, wiederzukommen“, will der 35-Jährige aber nicht beurteilen, ob früher alles besser war. Die vielen Änderungen machten es vor allem den Trainern schwer. „Ich würde niemals mit ihnen tauschen wollen. Du hast 22 komplett verschiedene Typen und musst versuchen, es allen recht zu machen“, wird man vom Defensivspieler daher kein schlechtes Wort über die Übungsleiter hören. „Die haben mit Abstand das schwerste Los und sind die Ersten, die gehen müssen, wenn es nicht läuft.“

Gerade nach der Niederlagenserie zum Start der Verbandsliga, gab es einige Kritik einzustecken. Für Tix folgte eine schwere Zeit, war die Rolle als Reservist doch eine völlig neue: „Anfangs wusste ich nicht ein mal, was man als Auswechselspieler so macht.“ Immer seltener konnte sich der 35-Jährige motivieren, ins Training zu gehen, was natürlich auch den Trainern aufgefallen sei. „Wenn man nicht trainiert, hat man auch keinen Anspruch zu spielen, auch nicht in der zweiten Mannschaft. Das wäre mir unangenehm“, spricht Tix von einem klaren Cut, den er machen wolle. In 2017 auf Abruf für die zweite Mannschaft weiterzumachen, ergebe bei ihm keinen Sinn. „Dann würde bei mir jeden Samstag das Telefon klingeln“, lacht Christian Tix, der in Zukunft mehr Zeit für sein Privatleben und Reisen investieren möchte.

„Meine Freundin macht das Ganze nun seit elf Jahren mit und hat mich immer unterstützt“, würdigt Tix die Geduld seiner Lebensgefährtin. Obwohl er sich auf sein letztes Spiel freut, ist der Einsatz des 35-Jährigen nicht zu 100 Prozent sicher. „Ich habe mich letzte Woche leicht verletzt, hoffe aber, dass es reicht“, will Tix nachvollziehbarerweise auf keinen Fall auf sein persönliches Abschiedsspiel verzichten.

Aufrufe: 09.12.2016, 10:00 Uhr
Martin ImruckAutor