2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Einmal verletzungsfrei, ist Timm Bergmann (am Ball) auf dem Deutenbacher Flügel kaum zu halten. F: Janousch
Einmal verletzungsfrei, ist Timm Bergmann (am Ball) auf dem Deutenbacher Flügel kaum zu halten. F: Janousch

Timm Bergmann: Vom Glasfuß zum Topscorer des STV-Express

Statt Clubamateure zu Süd und Vach +++ "Als Arno aufgehört hat, haben wir einen Spieler verloren, aber an spielerischer Qualität gewonnen"

Der STV Deutenbach steht zur Halbzeit souverän an der Spitze der Kreisliga 2 Nürnberg/Frankenhöhe. Ein Gesicht des Höhenflugs der Zeilmann-Truppe ist Timm Bergmann, der in 18 Spielen bereits acht Treffer und starke elf Torvorlagen in der Statistik stehen hat. Der agile Flügelflitzer schnupperte vor einigen Jahren sogar bei den Club-Amateuren rein und versuchte sich beim SV 73 Süd und dem ASV Vach im höherklassigen Fußball, der stolze Vater fühlt sich aber beim STV-Express perfekt aufgehoben.

An Timm – ja, er wird mit zwei m geschrieben – Bergmann kommt man nicht vorbei, wenn man den Höhenflug des STV Deutenbach unter die Lupe nimmt. Auf seine „alten“ Tage erlebt der 29-Jährige gerade seinen zweiten Frühling. Acht Treffer gelangen dem Wirbelwind auf dem Flügel, viermal so viele wie in der kompletten vergangenen Saison. Damit belegt er zusammen mit Erik Hanek und Vincenzo „Enzo“ Romeo in der internen Torschützenliste den geteilten zweiten Rang hinter Torjäger Jörg Kohler (13, „Er haut die Dinger eben wie sein Vater rein“). Dazu steuerte er in 18 Spielen satte elf Assists bei und war somit bei mehr als einem Drittel der Tore der Truppe von Trainer Arno Zeilmann, mit dem er auch neben dem Platz eng befreundet ist, direkt beteiligt. Damit ist er der Topscorer des Spitzenreiters.
Begonnen hat seine Laufbahn beim jetzigen Ligakonkurrenten TSV Südwest, für den sein Vater Michael damals spielte.

Vom FC Stein zum 1. FC Nürnberg

Allerdings wechselte er bereits zur E-Jugend zum FC Stein, ebenfalls Ligakonkurrent und zudem der Derbygegner schlechthin. In der C-Jugend wechselten gleich fünf Spieler des FC Stein, darunter der ehemalige Klosterer und heutige Stettener Florian Jakl (SpVgg Steinachgrund), zum ruhmreichen 1. FC Nürnberg, wo er auch mit Anastasios „Taso“ Kartalis kickte, Regisseur des Ligakonkurrenten SC Germania, der schon für bekannte Clubs wie den FC Amberg, ASV Neumarkt, SC 04 Schwabach oder FC Ingolstadt spielte.

„Bald hat es aber nicht mehr gereicht“, sagt Bergmann heute und kehrte nach Stein zurück, wo sich erstmals die Wege mit seinem heutigen Trainer Arno Zeilmann kreuzten. Zeilmann war damals in der ersten Mannschaft aktiv und trainierte gleichzeitig die B-Jugend des FCS. Schnell wurde Bergmann von seinem Vater, der die A-Jugend betreute, hochgezogen und das Pendeln zwischen den beiden Mannschaften begann. Gleiches passierte, als ihn Bernd Hausmann als A-Jugendlicher in der ersten Mannschaft testen wollte. „Ich wollte den Sprung unbedingt schaffen und habe viel Ehrgeiz entwickelt.“

Der Lohn stellte sich schnell ein, denn mit den gesetzten René Kaiser (ehemals TSV Neustadt/Aisch) und Thomas Hoffmann (Ex-Spieler des SC 04 Schwabach) bildete er die Offensivabteilung. Nicht zu vergessen waren Erman Elibol und Christian Hanf, die noch heute für den FC Stein die Knochen hinhalten. Außerdem spielte da auch ein weiterer Bergmann, nämlich sein großer Bruder Daniel, mit dem er auch heute noch zusammenspielt.

Vom Probetraining bei den Club-Amateuren zu Süd und Vach

Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga steuerte Timm 18 Tore bei und es sprach sich herum, dass da ein Talent in Stein groß wurde. So flatterte ein Angebot der SG 83 Nürnberg/Fürth, die damals in der Bezirksoberliga spielte, ins Hause Bergmann. Nach engem Austausch mit Coach Bernd Hausmann entschied er sich aber dagegen, denn Hausmanns Meinung war, dass er erst noch zwei Jahre seine Meriten verdienen und sich weiter in gewohnter Umgebung entwickeln sollte. Stefan Nüssing, Sohn der Club-Ikone Dieter Nüssing, vermittelte ihm dann ein Probetraining bei den Club-Amateuren, wo er auf bekannte Gesichter stieß, denn mit Mario Feulner und Christoph Weber spielte er schon zu Jugendzeiten für den Ruhmreichen. „Letztlich war aber der Schritt zu groß, da waren einfach bessere da. Aber die Verantwortlichen wollten meinen Werdegang weiter beobachten“, konnte sich Bergmann schon damals gut einschätzen.

Höherklassig wollte es der gelernte Industriemeister (Metall) trotzdem versuchen. Der SC Feucht zeigte sich interessiert, aber Bergmann gab dem SV 73 Süd mit dem heutigen Feuchter Trainer Klaus Mösle den Vorzug. Für den damaligen Landesliga-Aufsteiger spielte er eine Saison. Mit dem Klassenerhalt in der Tasche führte sein Weg zusammen mit Michael Lauth, heute Trainer des SV Burggrafenhof, wo auch die damaligen Mitspieler Patrick Raab und Klaus Fierus spielen, zum ASV Vach, wo Uwe Neunsinger nach dem Landesliga-Abstieg einen Neuanfang wagen wollte. „Es hat sich gut angehört und die Erfahrung war es allemal wert.“ Gelohnt hat sich der Abstecher im Nachhinein aber nicht, denn am Ende stand der Abstieg in die Bezirksliga, ein schwerer Schlag für den einstigen Landesliga-Dino.

Bergmann und Zeilmann auch neben dem Platz eng befreundet

Bergmann wollte sich schließlich auf die berufliche Karriere konzentrieren. Er besuchte drei Jahre lang abends die Meisterschule, sodass für den Fußball nur noch eingeschränkt Zeit blieb. Bruder Daniel hatte in der Zwischenzeit wegen seiner Bundeswehrzeit den FC Stein ebenfalls verlassen und schnürte für den STV Deutenbach die Stiefel, wo er sofort seine Rolle als Leistungsträger ausfüllte. „Auch Arno konnte ich von einem Wechsel überzeugen, der mit mir bereits bei Süd gespielt hat“, verfolgt fühlt sich Bergmann aber nicht von seinem Trainer, der gleichzeitig ein enger Freund ist. Unter Beppi Kohler, Vater von Sturmpartner Jörg Kohler, gelang der Aufstieg in die Kreisliga, wenn auch am Ende denkbar knapp. „Markus Brattinger und ich sind in der Rückrunde lange Zeit verletzungsbedingt ausgefallen.“ Damit mussten andere in der Offensive in die Bresche springen, was letztlich auch von Erfolg gekrönt war. Am vorletzten Spieltag war der Aufstieg schließlich vor dem SC Türk Genc eingetütet, der in der Rückrunde stark aufkam.

Für Kohler übernahm Zeilmann zunächst als Spielertrainer, dann ausschließlich an der Seitenlinie. „Da haben wir einen Spieler verloren, aber an spielerischer Qualität gewonnen“, kann sich Bergmann einen Seitenhieb nicht verkneifen, der allerdings auch von der Statistik her gedeckt ist.

Einen Aufstieg konnte Bergmann mit dem STV also bereits feiern, ob es mit dem zweiten Aufstieg klappt, da will er sich nicht festnageln lassen. „Roßtal will mit aller Macht hoch, was man an den Transfers sieht. Wenn es passiert, dann nehmen wir das natürlich mit. Wenn es nicht gelingt, dann bricht die Welt über Deutenbach aber auch nicht zusammen“, legt Bergmann die so wichtige Lockerheit an den Tag, weiß aber auch, dass die gute Mischung an erfahrenen Spielern und aufstrebenden Talenten in Deutenbach ein Faustpfand sind. „Wir haben eine geile Truppe, es passt alles und der Teamspirit ist so hoch wie nie. Jeder haut sich für den anderen rein“, gibt der stolze Vater des fast zweijährigen Ben ein Stimmungsbild ab. Zur Überraschung seiner Teamkollegen trifft Bergmann nun auch regelmäßig.

Können die Bergmänner auch einen zweiten Aufstieg?

„Wegen meiner Chancenverwertung wurde ich gerne mal hochgenommen. Ok, vier bis fünf Tore sind als Stürmer aber auch lachhaft“, kann er auch Selbstironie. „Das war aber auch mal anders“, erinnert er sich an Steiner Zeiten zurück. Stolz ist er auf seine Trainingsbeteiligung. „Nach vielen Verletzungen wurde ich schon als Glasfuß belächelt. Jetzt bin ich hinter Trainingsweltmeister Michael Schacher, dem man das in Stein wohl gar nicht zutraut, auf Rang zwei.“ Auch Markus Brattinger, der lange mit Verletzungen zu kämpfen hatte, reiht sich in den Spitzenrängen ein. „Er gibt mit seinen läuferischen Möglichkeiten alles auf der Sechs“, erklärt Bergmann nicht ganz ernst gemeint.

„Dass Markus und ich neben Keeper David Carl die meisten Einsatzminuten haben, hätte uns wahrscheinlich vor der Saison niemand zugetraut“, schwingt auch hier ein bisschen Stolz mit. „Ob gewollt oder nicht, Lucas Leigeber ist unsere Stimmungskanone“, gibt Bergmann noch einen Einblick in das eigene Team. „Auch Erik Hanek ist ein Glücksfall. Er ist uns quasi zugelaufen, ihn kannte man nicht und jetzt schießt er sogar entscheidende Tore.“ Zudem wurde die Defensive mit Felix Diez und Moritz Duschl entscheidend verstärkt. Dort hat Bergmann, der inzwischen als Messtechniker bei der Fürther Firma Hoefer + Sohn arbeitet, aber auch noch familiäre Bande im Köcher. „Meinen Bruder Daniel darf man nicht vergessen. Auch wenn er in der Vorrunde kaum spielen konnte, ist er unheimlich wichtig für die Truppe. Seine Zeit in der Saison wird noch kommen.“ „BBB – Bergmann und Bergmann schießen den STV-Express in die Bezirksliga“ wäre doch eine passende Schlagzeile.

Aufrufe: 01.2.2017, 06:01 Uhr
Matthias JanouschAutor