„Wir sind in der Max-Schmeling-Halle der Titelverteidiger und deshalb natürlich gefordert“, begründet der inzwischen 47-jährige Ziemer seine enormen Aktivitäten. Immer wieder steht er mit seinen Mitspielern in telefonischem Kontakt und muss dabei auch Nackenschläge einstecken. So kann das fest eingeplante Tschechen-Trio Marek Nikl, Pavel Kuka und David Jarolim aus den verschiedensten Gründen nicht antreten. Natürlich bedauert dies der emsige Macher, doch es wirft ihn nicht um. Denn der Spielerkreis ist groß. „Nach Berlin hätte ich 20 Spieler mitnehmen können“, erzählt er, „denn das Turnier übt einen großen Reiz aus.“
Fraglich ist noch der Einsatz von Marek Mintal, der im Vorjahr zum besten Spieler der Veranstaltung gewählt worden ist. Der Nürnberger Publikumsliebling wird von einer starken Erkältung geplagt, hofft aber auf eine rasche Genesung. Wieder in die Mannschaft zurückgekehrt ist Dieter Eckstein, der im letzten Jahr nach dem Auftritt in der Hauptstadt seinen Rücktritt erklärt hatte. „Er brennt wieder vor Ehrgeiz“, sagt Ziemer über seinen Kumpel. Dem Kader gehören neben den Torhütern Daniel Klewer und Tobias Fuchs auch Andreas Wolf, Markus Feinbier, Markus Lösch, Tomas Galasek, Thomas Richter, Armin Störzenhofecker, Ziemer und natürlich Marek Mintal an, falls er wieder fit ist.
Dass die Club-Altstars in Form sind, haben sie vor einer Woche bei einem Turnier in Mühlheim an der Ruhr als Sieger demonstriert. Einer der stärksten Akteure war dabei Martin Schneider, der in Berlin für Borussia Mönchengladbach auflaufen wird. Davon ist Ziemer aus plausiblem Grund wenig begeistert: „Die Gladbacher sind schließlich unser Gruppengegner und können davon profitieren, dass Martin unsere Truppe genau kennt.“ In der Vorrunde haben es die Franken noch mit dem VfL Osnabrück zu tun. Der Gruppe eins gehören die beiden Berliner Lokalmatadoren Hertha BSC und Union sowie eine Island-Allstars-Mannschaft an.
Thomas Ziemer sieht sich als Cluberer durch und durch („Ich habe bis zum heutigen Tag 23 Jahre für den Verein gespielt“), auch wenn seine Profizeit eine deutsche Landkarte ausfüllt. Erinnert sei nur an die Engagements in Homburg, Mainz, Rostock, München, Friedrichshafen und diverse Vereine in fränkischen Gefilden. Ziemer war ein großes Talent, das sein Potenzial nicht ausgeschöpft hat. „Ich hätte eigentlich mindestens 25 Länderspiele machen müssen“, erinnert er sich an eine kritische Anmerkung von Trainer Felix Magath. Dass ihm der große Ehrgeiz gefehlt hat, räumt der 47-Jährige inzwischen aber ein. Der Blick zurück fällt trotzdem positiv aus: „Ich bin mit meiner Karriere voll und ganz zufrieden.“
Dem Fußball ist er erhalten geblieben. Als Macher der Traditionself des 1.FCN und als Spielerberater mit einer eigenen Agentur. Mehr als 40 Spieler, zumeist Talente aus dem fränkischen Raum, betreut er und bescheinigt einigen eine stolze Laufbahn. Aber sie müssen eine Voraussetzung erfüllen: Der Ehrgeiz muss ausgeprägter als einst bei ihrem Berater sein.