2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ein fast schon alltägliches Bild: Die Spieler des souveränen Tabellenführers TuS Tengern II bejubeln einen Treffer, hier wird Robert Kilias (r.) geherzt.
Ein fast schon alltägliches Bild: Die Spieler des souveränen Tabellenführers TuS Tengern II bejubeln einen Treffer, hier wird Robert Kilias (r.) geherzt.

Tengern tanzt vorne weg

Die Lübbecker Vereine haben ein Mammutprogramm in diesem Jahr absolviert. Drei vorzeitige Trainer-Trennungen hat es gegeben. BW Oberbauerschaft überrascht als Zweiter

Abpfiff für 2016 in der Fußball-Kreisliga A. Ein Grund, um in schöner Tradition noch einmal zurückzublicken. Serienübergreifend lässt sich sagen, die heimischen Kicker haben sich diese Winterpause wirklich verdient. Die vielen Nachholspiele in der Rückrunde 2015/16 (allein der TuS Gehlenbeck war 18 Mal im Einsatz) und jetzt der nahezu – die Ausnahme gilt gerade für die Mannschaften aus dem Lübbecker Stadtgebiet - erfüllte Hin-/Rückrundenplan der Spielzeit 2016/17 mit teilweise 17 Spielen.

Interessant auch ein Blickauf die Jahrestabelle. Hier spiegelt sich die aktuelle Tabelle fast komplett wieder. Diese führen der TuS Tengern II und BW Vehlage, das Tabellenende zieren TuSpo Rahden und der VfL Frotheim. Mit der kleinen Ausnahme, dass sich in der aktuellen Tabelle BW Oberbauerschaft und der BSC Blasheim dazwischen gemogelt haben.
DIE FAVORITEN
Die Saison 2016/17 war auserkoren zum großen Titelrennen zwischen dem SuS Holzhausen und TuS Tengern II. Diese beiden Namen hörte man immer wieder, wenn es darum ging, wer denn am Ende in der Tabelle oben steht. Auch der Spielplan schien es scheinbar gut zu meinen. Am vorletzten Spieltag sollten die beiden Mannschaften aufeinandertreffen. Nur war zu diesem Zeitpunkt für die Bahndammelf eigentlich schon fast alles gelaufen. Der Bezirksliga-Absteiger hatte gerade zum Saisonauftakt zu viele Punkte liegengelassen. Dagegen verlor der TuS Tengern II zum Auftakt beim SSV Pr. Ströhen, startete danach aber eine unheimliche Siegesserie. Es war dann am 13. November 2016 ein echtes Spitzenspiel, doch symptomatisch für den ersten Saisonteil jubelten auch hier die Spieler des TuS Tengern II nach dem 3:2-Sieg im Kurort. Zwar hat der SuS Holzhausen ein Spiel weniger absolviert, doch 13 Punkte Rückstand sind unter normalen Umständen nicht mehr aufzuholen.

Der Spieler der Hinrunde: Gehlenbecks Spielführer Patric Hölscher lebte Fairplay vor.


„Damit beschäftigten wir uns nicht. Wir wollen mehr Konstanz in unsere Leistungen bekommen. Die Konstanz, die der TuS Tengern II an den Tag legt. Eigentlich kann sich Tengern nur noch selbst schlagen“, erklärt auch der zu Saisonbeginn gekommene, neue SuS-Trainer Klaus Symanczyk. Auf der anderen Wiehengebirgsseite, der Tabelle nach jetzt wirklich vor dem Berg, bleibt man dagegen völlig cool. „Wir sind bislang komplett gut damit gefahren, immer nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Insgesamt hat es die Truppe richtig gut gemacht und in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt unternommen. An diese Leistungen wollen wir in der Rückrunde natürlich anknüpfen. Aber ein Selbstläufer ist die Meisterschaft trotz des scheinbar großen Vorsprungs nicht. Das haben hoffentlich alle bei der Niederlage gegen TuRa Espelkamp gesehen“, tritt Tengerns Trainer Kai Sander ganz bewusst auf die Euphoriebremse.


TRENNUNGEN
Die Hinrunde 2016/17 war aber auch geprägt von Trennungen. Gleich drei Trainer nahmen ihren Hut. Den Anfang machte Philipp Knappmeyer. In der Woche vor dem ersten Spiel trat Knappmeyer bei Union Varl zurück. Für viele ganz bestimmt ein sehr unglücklicher Zeitpunkt. Geschadet hat es „United“ aber scheinbar nicht. Der Bezirksliga-Absteiger spielte insgesamt eine starke Hinrunde und mit Platz fünf rangiert man sogar noch einen Platz vor dem wesentlich höher gehandelten Mitabsteiger SuS Holzhausen. Dennoch bleibt ein wenig der Eindruck der letzten Partien hängen, und da kassierten die Varler drei Niederlagen in Folge. Während der Rücktritt von Knappmeyer bei Union Varl schon sehr überraschend kam, war der Schritt von Martin Neumann fast zu erwarten. Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison lief es beim TuSpo Rahden nicht mehr rund. Dank der starken Hinrunde war der Klassenerhalt aber eine sichere Angelegenheit. Doch schon vor der Serie war klar, dass die Rahdener vor einer Herkulesaufgabe standen. Mit Daniel Kamolz und Tristan Groß verließen zwei enorm wichtige Spieler den Verein. Und diese Lücke konnte nicht geschlossen werden. Daran konnte auch Neumanns Nachfolger Matthias Pätkau nicht viel ändern. Ganze 13 erzielte Tore bei fünf Punkten in der Hinrunde. Man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass die Rahdener schon ein großes Fußballwunder brauchen, um den Abstieg noch zu verhindern. Dritter im Bunde ist Mehmet Aylak. Nach der 1:5-Niederlage des FC Lübbecke beim TuS Tengern II einigten sich Verein und Trainer auf ein Ende der Zusammenarbeit. Aylaks Nachfolger wurde Tasso Keller und der erwischte mit zwei Siegen einen Einstand nach Maß. Spektakulär war dabei vor allem das Debüt: ein 9:3-Sieg beim VfB Fabbenstedt. Nach dem Spiel am 23. Oktober durften die Lübbecker aber nur noch einmal ran und so warten auf Keller und seine Schützlinge im zweiten Saisonteil gleich 17 Spiele.


HÖLSCHERS AUFTRITT
Das markanteste Datum der Hinrunde war der 8. Oktober. An diesem Samstag gab es die Szene der Hinrunde. Im Duell zwischen dem TuS Gehlenbeck und SuS Holzhausen zeigte Gehlenbecks Patric Hölscher eine ganz besondere Fairplay-Aktion. Immer wieder wird Fairplay und Respekt von allen Seiten, auch von höchsten DFB-Stellen, eingefordert. Viel zu selten aber folgen diesen Worten auch Taten. Bestes Beispiel dafür war gerade erst ein Bundesligaspieler aus Leipzig, der nach einer kleinen Flugshow den anschließenden Strafstoß eiskalt verwandelte. Dass es auch ganz anders geht, bewies Patric Hölscher. Nach einer undurchsichtigen Aktion und einem Elfmeterpfiff entschied der Gehlenbecker Kapitän für sich, dieses „Geschenk“ nicht anzunehmen. Hölscher kündigte vor dem Schuss dem Holzhauser Torwart Pascal Klapper seine Aktion an und schob dann die „Kugel“ zu Klapper zurück. Dies alles beim Stand von 1:2 und einer Drangphase der Gehlenbecker. Das Ende ist ebenfalls klar. Die Gehlenbecker verloren die Partie mit 2:6. In Erinnerung aber bleibt die Aktion des Gehlenbecker Kapitäns, der dafür nicht nur medial in den sozialen Netzwerken, sondern auch in der Kultsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ gelobt wurde. Aktuell steht Patric Hölscher beim westfälischen Fußballverband für die Fairplay-Aktion des Monats zur Wahl.
STRÖHER HÖHENFLUG
Ein besonderes Jahr erlebte auch der SSV Pr. Ströhen. Erst im Entscheidungsspiel gegen den SV Börninghausen wurde im Juni die Klasse gehalten. Danach sorgten die Nordkreisler gleich am ersten Spieltag der neuen Saison für einen echten Paukenschlag. Gegen den TuS Tengern II gab es einen 2:1-Heimsieg. Wer nun aber dachte, dies sei eine Eintagsfliege gewesen, sah sich getäuscht. Die Ströher sicherten sich zwischenzeitlich sogar die Tabellenführung. Diese Leistungen allein am neuen Spielertrainer Andre Krause festzumachen, wäre nicht in Ordnung. Allerdings hat der 30-Jährige einen großen Anteil an der Ströher Erfolgsstory. Mit Platz vier hat der SSV Pr. Ströhen eine bärenstarke Hinrunde hingelegt.
Zu den positiven Überraschungen zählt aber auch BW Oberbauerschaft. Wie Pr. Ströhen steckten auch die Oberbauerschafter in der letzten Saison lange Zeit im Abstiegskampf. Das Jahr 2016 schlossen die Blau-Weißen auf einem überragenden zweiten Platz ab. Bilanz einer enormen Effektivität. 30 Tore reichten am Ende zu 29 Punkten. Damit aber nicht genug. Vor zwei Wochen gab das Trainergespann Daniel Bönker/Jan Kleine-Beek bekannt, dass nach der Saison Schluss ist.
ANGESPANNT
Angespannt ist die Lage beim VfL Frotheim. Nach der schwachen Rückrunde 2015/16 läuft es auch jetzt nicht rund. Besonders der Ausfall von Spielertrainer Christoph Meyhoff trifft die Frotheimer schwer. Mit Meyhoff fehlt auf dem Platz der Kopf der Mannschaft. Es hört sich schon ein wenig komisch an, wenn man sagt, mit 14 Punkten haben die Frotheimer fast das Optimum aus der Hinrunde rausgeholt. Die Zahlen sprechen aber genau dafür. Mit gerade einmal 14 geschossenen Toren (nur Rahden hat ein Tor weniger erzielt) muss der VfL mit 14 Punkten mehr als zufrieden sein. Anders sieht das beim BSC Blasheim aus. Hier ist die Ausbeute mit zwölf Punkten beim einem Torverhältnis von 31:38 eindeutig zu wenig. Auch deshalb muss die Numrich-Truppe auf einem Abstiegsplatz überwintern.

Aufrufe: 017.12.2016, 09:30 Uhr
Michael MeierAutor