2024-05-02T16:12:49.858Z

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Im Fall des Falls zückte Marcel Schütz in seinen beiden Spielen auch mal Gelb.	Foto: Schütz
Im Fall des Falls zückte Marcel Schütz in seinen beiden Spielen auch mal Gelb. Foto: Schütz

Teamwork an der Algarve

Schiedsrichter Marcel Schütz vom SV Leiselheim kehrt begeistert vom ersten Auslandseinsatz zurück

LEISELHEIM. Cabo de São Vicente unweit der Stadt Sagres war der perfekte Ort fürs Erinnerungsfoto. Schnell versammelten sich Marcel Schütz vom SV Leiselheim und die Schiedsrichterkameraden und ließen das Bild schießen. Geographisch betrachtet war das Kunstwerk wertvoll, weil es am südlichsten Punkt Europas entstand. Inhaltlich, weil die Männer von ihren Fußball-Nationalverbänden zum Algarve-Cup entsandt worden waren und dort ein verschworenes Team bildeten, das in dieser Zusammensetzung wohl nie wieder zusammenfinden wird.

Für Zweitliga-Referee Marcel Schütz war der U17-Wettbewerb der erste internationale Einsatz seiner Karriere. Und den erlebte der 24-Jährige absolut positiv. „Alle Referees zogen an einem Strang. Und jeder gab jedem Tipps, worauf er am nächsten Tag bei der Spielleitung achten sollte“, sprudelte er Leiselheimer nach seiner Rückkehr. Die Eindrücke der achttägigen Reise haben ihn merklich überwältigt.

Sportlich lief es für den höchstklassigsten Unparteiischen aus dem Kreis Alzey-Worms prächtig. Er war der einzige der insgesamt neun Schiedsrichter, der bei diesem Vier-Nationen-Turnier, das die Portugiesen vor England, Deutschland und Holland gewannen, zwei Spiele pfeifen durfte: Zum Auftakt den 1:0-Sieg der Portugiesen über England, zum Abschluss den 1:0-Sieg Englands über Holland.

Betreut wurden der deutsche, der englische, der holländische und die sechs portugiesischen Schiedsrichter von Joao Ferreira. Er war früher für den Weltverband aktiv und ist heute im Land des Europameisters für die Ausbildung der zwölften Männer zuständig. Beim Algarvecup kümmerte er sich um die Neun, was Marcel Schütz wiederum eine völlig neue Perspektive eröffnete: „Bei den regelmäßigen Nachbesprechungen der Spiele diskutierten wir nicht über einzelne Entscheidungen. Stattdessen sensibilisierte er uns beispielsweise für unser Stellungsspiel in bestimmten Situationen“. Ein Ansatz, der Marcel Schütz in der heimischen Praxis in der Zweiten und der Dritten Liga seltener begegnet.

Ferreira war aber auch so geschickt, die neun Schiedsrichter an der Ehre zu kitzeln. Jeder, so verkündete er im Vorfeld, sollte eine Spielleitung bekommen. Offen war nur, wer die letzte Partie des Turniers pfeift. Sie bliebe dem vorbehalten, der vorher die beste Leistung gezeigt hat. Die Entscheidung für Marcel Schütz war nicht der einzige Hinweis darauf, dass der Leiselheimer bei seinem internationalen Debüt gut ankam. Auch der englische Trainer klopfte ihm auf die Schulter, als er meinte: „I like your style“.

Die 17-Jährigen auf dem Fußball-Feld stellten hohe Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Schiedsrichter. Sie bereiteten sich über den Algarve-Cup auf die EM-Qualifikationsspiele vor und machten mächtig Dampf. Überfordert fühlte sich Schütz davon nicht. Im Gegenteil: „Das hat tierischen Spaß gemacht“.

Nicht minder informativ war der Austausch der Schiedsrichter untereinander. Der Brite schilderte, wie in der Heimat der Aufstieg funktioniert. Dass etwa die Vereine dabei großes Mitspracherecht haben. Die Portugiesen gewährten Einblicke, wie es sich als Profi-Schiedsrichter lebt. Impulse, die Marcel Schütz mit nach Hause brachte und das Gefühl der Dankbarkeit verstärkten: „Es war schön, das zu erleben, die Chance dafür bekommen zu haben“. Käme der Deutsche Fußball-Bund wieder mit einem Angebot auf ihn zu, auf der internationalen Bühne zu pfeifen, er wäre immer wieder gerne dabei.

Zum positiven Erlebnis trug auch bei, dass Portugals Schiedsrichter den Gästen Sightseeing ermöglichten. An den spielfreien Tagen stand ein Transporter zur Verfügung, mit dem Schütz und Co. mit einem einheimischen Fremdenführer, natürlich auch Schiedsrichter, Sehenswürdigkeiten wie die römische Villa von Vilamoura oder Cabo de São Vicente besichtigen konnten. Eben solche Orte, an denen unvergessliche Bilder entstehen.



Aufrufe: 022.2.2017, 14:30 Uhr
Claus RosenbergAutor