2024-04-16T09:15:35.043Z

Elbe-Weser-Hammer
Wumms! Mit 112 km/h hämmerte Dennis Korth den Ball ins Netz. Von seinen Mitspielern wird er dafür zurecht gefeiert. F: Dennis Paasch
Wumms! Mit 112 km/h hämmerte Dennis Korth den Ball ins Netz. Von seinen Mitspielern wird er dafür zurecht gefeiert. F: Dennis Paasch

Teambuilding mit flotten Sprüchen

Beim Elbe-Weser-Hammer geht es darum, wer den stärksten Schuss hat - doch das Highlight sind die kleinen Neckereien der Spieler

Der härteste Schuss gewinnt: Beim "Elbe-Weser-Hammer" stellt sich heraus, wer am stärksten gegen den Ball treten kann. Doch der von FuPa Lüneburg ins Leben gerufene Wettbewerb ist auch ein zuverlässiger Sprüchelieferant. So auch beim TV Loxstedt. Die Spieler haben aber nicht nur getestet, wer den stärksten Schuss hat, oder ob jemand den landesweiten Spitzenwert von 131 km/h überbieten kann. Ins Zeug gelegt hat sich die Mannschaft auch beim gegenseitigen Veralbern der Teamkameraden. Rein kameradschaftlich, vesteht sich.

„Ihr werdet die erste Mannschaft sein, die nicht übers Tor schießt“, verkündet FuPa-Redakteur Dennis Paasch, und die Spieler des TV Loxstedt lachen. Klar, denken sich wahrscheinlich viele: Aus mindestens fünf Metern ins leere, unbewachte Gehäuse zu treffen - das müsste selbst für eine Mannschaft aus der 3. Kreisklasse Cuxhaven II machbar sein. Doch das haben vorher schon viele andere Teams gedacht.

Das Messgerät ist hinter dem Tor aufgebaut, auf der Anzeigetafel leuchtet eine rote Null: Der Schussreigen ist eröffnet. Der Torwart der Mannschaft, Philipp Onken, schnappt sich einen Ball und legt ihn mittig vors Tor, und hält dabei wenig mehr als den gebotenen Abstand. Bloß kein Risiko eingehen. Onken tritt an, nimmt Anlauf, hält drauf. Alle Blicke gehen nach oben in den Loxstedter Nachthimmel, dem Ball hinterher, der weit übers Tor fliegt und außerhalb des Sportplatzes landet. 78 km/h werden noch auf der Tafel angezeigt – dann geht das Gelächter los.

„Philipp, du solltest doch keinen Abstoß machen!“, kommt es aus der Mannschaft. Der TV Loxstedt ist nun doch nicht das erste Team, das nicht übers Tor schießt. Philipp Onken hat zwei weitere Versuche, beide landen im Kasten. Danach geht er los, um den ersten Ball zu holen. Immerhin konnte er sich auf 88 km/h verbessern.

„Geklatscht wird erst ab 100 km/h!“

Beim "Elbe-Weser-Hammer" geht es nicht darum, das Runde ins Eckige zu treffen. Es geht darum, wie hart man es tut, wie schnell der Ball fliegt. FuPa hat den Wettbewerb ins Leben gerufen, und erfreut sich einer großen Teilnahmebereitschaft. Bereits 337 Amateurkicker haben an der Aktion teilgenommen und ihre Schusshärte getestet. Und Jannis Leu von Rot-Weiß-Cuxhaven führt zurzeit die Bezirks-Rangliste an: 131 km/h zeigte das Messgerät bei seinem härtesten Schuss an. Stark: Leu schießt härter, als man auf Autobahnen außerhalb deutschlands fahren darf. Sein Spitzenplatz bleibt auch in Loxstedt unangefochten.

Doch viel wichtiger als der Platz an der Sonne ist bei diesem Event sowieso das teaminterne Ranking und der Spaß am Wettbewerb. Und dazu gehört auch der liebevoll gemeinte Spott, der unter den Spielern ausgetauscht wird. Einige der Sprüche mögen sehr hart klingen, jedoch beruht alles auf einer grundsoliden Teamchemie, die durch den gemeinsamen Spaß gestärkt wird. Der Verspottete lacht immer mit. Und das gesamte Team freut sich darüber, wenn ein Teamkollege gut vorlegt.

Abwehrspieler Mike Engels, als zweiter an der Reihe, schafft prompt 103 Stundenkilometer beim ersten Versuch. Spontaner Jubel brandet auf. Schnell einigt sich das Team darauf, dass jedes Ergebnis über 100 km/h mit Applaus bedacht wird.

„Schnell hinters Tor - wir müssen den Ball abfangen!“, rufen die Spieler, als Cihan Aydemir antritt. Der Stürmer des TV Loxstedt muss offensichtlich viel Spott ertragen, weil er in dieser Saison häufiger mal übers Gehäuse geschossen hat. Doch bei der Schussmessung wirkt er geradezu souverän, der erste Versuch landet mittig im Kasten. „Erstes Saisontor, Cihan!“, ruft der Trainer Frank Schmidt begeistert, die Mannschaft lacht. Doch Aydemir kommt an die 100 km/h nicht heran, immer wieder werden 99 Kilometer pro Stunde angezeigt. Die Mannschaft zögert mit dem Applaus. „Erst ab 100 wird geklatscht, haben wir gesagt!“, ruft ein Spieler, gefolgt von Gelächter. Doch die Mannschaft findet noch tröstende Worte für Cihan Aydemir: „Dreimal das Tor getroffen, wenigstens das hast du geschafft.“ Aydemir kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Er weiß, dass die Sprüche nicht böse gemeint sind.

„Schießt doch mal härter!“

Mike Engels indes kann seine 103 km/h nicht mehr überbieten, das tun seine Teamkollegen für ihn: Dennis Korth zum Beispiel schafft bei seinem ersten Versuch 108. Er feiert den Erfolg mit einer Verbeugung vor seiner Mannschaft. Dennoch wird klar: Es ist ein komisches Gefühl, mit voller Wucht gegen den Ball zu treten und dann zu begreifen, dass man nicht ansatzweise so hart geschossen hat wie Jannis Leu. „Wie hat der denn die 131 geschafft?“, fragen viele Spieler ungläubig. Philipp Onken, der Torwart, macht einen Vorschlag: „Schießt doch mal härter!“ Danach muss er sich von seinem Trainer Frank Schmidt anhören, dass er den schwächsten Schuss seiner Mannschaft abgegeben hat - inklusive Trainer.

Denn Schmidt selbst wird auch zum Schuss gebeten: „Komm Frank, 60!“, fordert jemand. Der Trainer schafft an dem Abend 92 km/h. „Das ist mehr als Onken!“, ruft die Mannschaft.

Das will Philipp Onken nicht auf sich sitzen lassen. In seinen ersten Versuch im zweiten Durchgang setzt der Torwart einen ordentlichen Wumms. 90 km/h! Und der Ball geht diesmal sogar etwas flacher übers Tor als im ersten Durchgang. „Moment“, sagt jemand, als der Ball in der Ferne aufschlägt, „Cihan ist doch noch gar nicht dran!“ Wieder Gelächter.

„Wenn er im Spiel doch auch nur treffen würde…“

Cihan Aydemir schafft es im zweiten Durchgang wieder nicht, in den dreistelligen Bereich zu kommen. Als einer seiner Versuche wieder 99 km/h misst, ärgert er sich lautstark. Doch zumindest trifft er ins Tor. „Cihan sollte im Spiel auch mal das Tor treffen“, sind sich die Spieler einig.

Dennis Korth nutzt seine drei Versuche, um mit einem satten Schuss jeweils die Latte zu treffen. „Dennis, wenn du kein Bock hast, dann lass es sein“, lautet der Kommentar aus der Mannschaft.

Nach dem zweiten Durchgang stehen die sechs besten Spieler fest, die jeweils noch zweimal schießen dürfen: Hendrik Busch schafft „nur“ 105, Felix Rausch, Christian Rosche und Tom Krapf kommen nicht über 107 hinaus. Gerrit Schumacher schafft 108. Doch Dennis Korth ist am Ende der Sieger der Mannschaft. Er haut den Ball mit 112 km/h ins Netz. Sofort rennen seine Teamkollegen auf ihn zu und feiern ihn. Auch, wenn das Ergebnis in der Gesamtwertung bei FuPa Lüneburg nur für die Plätze 69 bis 75 reicht: Beim TV Loxstedt hat der Mittelfeldspieler den ersten Platz. Und er muss daher wahrscheinlich am wenigsten Spott ertragen – dafür wohl aber für den Flüssigkeitshaushalt des Teams sorgen. Denn am Ende zählt immer das Team und beim TV Loxstedt kommt der Spaß - teamintern - nicht zu kurz.

Und das ist die aktuelle Top-10 des Elbe-Weser-Hammers 2015/16:

1. Leu, Jannis
Rot-Weiss Cuxhaven 131 km/h 2. Schlüter, Philipp
Rot-Weiss Cuxhaven 128 km/h Harrer, Dustin
SG Stinstedt 128 km/h Schneider, Sascha
MTV Bokel 128 km/h 5. Rademacher, Lukas
MTV Bokel 126 km/h 6. Bayram, Sercan
OSC Bremerhaven von 1972 125 km/h Lüdemann, Kevin
MTV Bokel 125 km/h 8. Mangels, Lennart
SG Bülkau/Steinau/Odisheim 124 km/h 9. Krause, Sascha
TSV Altenwalde 123 km/h Naumov, Oleg
SFL Bremerhaven 123 km/h Albrecht, Stefan
TSV Stotel 123 km/h Behrmann, Hauke
TSV Neuenwalde 123 km/h

Und hier geht es zur Gesamtwertung: Ranking Elbe-Weser-Hammer

Aufrufe: 019.3.2016, 11:00 Uhr
FuPa Lüneburg / Joscha HoopsAutor