2024-04-24T13:20:38.835Z

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Zum Abschluss noch einmal zwei Treffer erzielt - Yugo ist zufrieden mit dem Verlauf der Fußballsaison.  | Foto: Dominik Bloedner
Zum Abschluss noch einmal zwei Treffer erzielt - Yugo ist zufrieden mit dem Verlauf der Fußballsaison. | Foto: Dominik Bloedner

Team Afrika: Wie lief die Saison in der Kreisliga C?

Mit dem Ball am Fuß die Wartezeit überbrücken +++ Team Afrika gewinnt sein letztes Saisonspiel

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Kickend die Wartezeit überbrücken: Die dritte Mannschaft der Sportfreunde Hügelheim ist ein ganz besonderes Fußballteam. Es besteht aus Asylbewerbern – und hatte nun Saisonfinale.
In der 59. Spielminute darf auch der Kapitän jubeln. Yugo setzt sich auf der linken Seite durch, lässt den Abwehrspieler alt aussehen und schlenzt den Ball ins Tor. 4:0 für die dritte Mannschaft der Sportfreunde Hügelheim, die 20 Fans im Müllheimer Eichwaldstadion klatschen. Es ist der letzte Spieltag der Kreisklasse C, Gegner ist - da schließt sich der Kreis - erneut die zweite Mannschaft des SC Freiburg Tiengen. Diese hat trotz Heimrecht wegen Unbespielbarkeit des eigenen Platzes die Reise nach Müllheim angetreten.

"Wir hätten jedes Spiel schon 10:0 gewinnen müssen, damit die Aufmerksamkeit nicht erlahmt." Georg Imgraben
Ein Blick zurück: An gleicher Stelle sind beide Teams zur Saisoneröffnung im August aufeinander getroffen; der Endstand lautete 6:2. Rund zweihundert Zuschauer, Politprominenz am Würstchengrill, Kamerateams und Presse. Das Interesse war groß, schließlich haben die Sportfreunde eine Mannschaft gemeldet, in der ausschließlich Asylbewerber kicken, die meisten davon aus dem kleinen westafrikanischen Land Gambia. In ganz Deutschland gibt es nur noch eine andere solche Mannschaft.

Doch nun herrscht Fußballamateuralltag. "Wir hätten jedes Spiel schon 10:0 gewinnen müssen, damit die Aufmerksamkeit nicht erlahmt", sagt Georg Imgraben, der Betreuer des "Team Afrika", gibt lautstark Anweisungen von der Seitenlinie. Imgraben und andere vom Verein Aktion Zuflucht Müllheim haben den Asylbewerbern damals geholfen, eine eigene Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Anfeindungen hat es nie gegeben

Der Ball läuft gut durch die Reihen der Afrikaner. Direktes Kurzpassspiel, Robustheit, Überzahl in Ballnähe - aus dem zusammengewürfelten Haufen verspielter Individualisten ist im Saisonverlauf ein Team geworden. Ein Spieler hat es sogar in die erste Mannschaft der Hügelheimer geschafft.

Die Sache mit der Willkommenskultur, mit der Integration durch Sport, mit dem Ehrenamt, der Bürokratie und den Problemen - über all das berichtet Samuel Gebert von der Aktion Zuflucht. Schrecklich sei es, dass fast alle Afrikaner, um die er sich kümmert, noch immer keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gehabt hätten. Dass ihr Asylverfahren seit mehr als eineinhalb Jahren also nicht bearbeitet worden sei. Gebert erzählt, dass es wegen des Handels mit Marihuana im Heim am Bahnhof Probleme gab - "ein Einzelfall, kein Spieler von uns" -, dass die Anerkennungsquote für Flüchtlinge aus Gambia in Deutschland bei nur 2,7 Prozent liege und dass trotzdem viele hier blieben und Wurzeln schlügen. Weil sie geduldet werden, arbeiten, Deutsch gelernt haben. Der Torwart, der an diesem Nachmittag kein einziges Mal hinter sich greifen muss, hat eine Lehre als Mechatroniker angefangen, Yugo ist schon seit mehr als einem Jahr in einem Gartenbaubetrieb tätig, andere machen Praktika.

"Man muss weiter kämpfen"

Das Spiel endet 6:0, Yugo schießt noch ein Tor. "Es hat sich gelohnt, kommende Saison melden wir wieder eine Mannschaft", so Thomas Köpke, der Vorsitzende der Sportfreunde. Vor Saisonbeginn hat er beim Bezirkstag des Fußballverbandes die anderen Vereine gebeten, das Projekt mit den Flüchtlingen zu unterstützen. Anfeindungen habe es nie gegeben.

Das meint auch Yugo, verschwitzt und außer Atem. Er wartet wie alle auf sein Verfahren. "Man muss weiter kämpfen", sagt der 21-Jährige. Immerhin hat er deutsche Freunde gefunden und fühlt sich wohl im Markgräflerland. Er hat einen Job, ist mit seinem Team durch den Sieg Tabellenvierter geworden - und hat inzwischen auch eine Freundin. Sie steht am Spielfeldrand. "Alles gut", sagt Yugo und grinst.

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Fotos: Team Afrika besiegt das BZ-Team mit 3:2



Aufrufe: 06.6.2016, 00:00 Uhr
Dominik Bloedner (BZ)Autor