2024-05-10T08:19:16.237Z

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Immer torgefährlich: Ricardo Taubenheim (Mitte) hat im Trikot der Zepernicker in den vergangenen drei Spielzeiten mehr als 50 Treffer erzielt. Nicht nur wegen seiner Knipser-Qualitäten hätte ihn Einheit-Trainer Dirk Opitz gern behalten.  ©Lutz Weigelt
Immer torgefährlich: Ricardo Taubenheim (Mitte) hat im Trikot der Zepernicker in den vergangenen drei Spielzeiten mehr als 50 Treffer erzielt. Nicht nur wegen seiner Knipser-Qualitäten hätte ihn Einheit-Trainer Dirk Opitz gern behalten. ©Lutz Weigelt

"Taube" knipst jetzt für Minerva Zerpenschleuse

Ricardo Taubenheim verlässt den Kreisoberligist SG Einheit Zepernick in Richtung 2. Kreisklasse

Dieser Wechsel hat viele überrascht. Ricardo Taubenheim alias "Taube" verzichtet kommende Saison darauf, weiter bei der SG Einheit Zepernick in der Kreisoberliga auf Torjagd zu gehen. Er spielt jetzt 2. Kreisklasse in Zerpenschleuse. Die Frage ist: warum eigentlich?

Wer Ricardo Taubenbeim nicht kennt, der sollte zur Einführung kurz ein paar Zahlen geliefert bekommen. Taubenheim ist das, was man republikweit gern als "echten Knipser" bezeichnet. 33 Buden hat er vor zwei Jahren für Zepernick gemacht und holte so die Torjägerkanone. In den letzten beiden Spielzeiten waren es verletzungsbedingt jeweils "nur" 11. Auch das ist kein schlechter Wert.

Doch jetzt will "Taube", wie sie ihn im Klub nennen, seine Goalgetter-Qualitäten lieber drei Ligen weiter unten zeigen, in der 2. Kreisklasse Ost bei Minerva Zerpenschleuse.

Wie kommt's? Will er dort einen neuen Torrekord aufstellen?

Taubenheim hat solche Fragen in letzter Zeit öfter gehört. Und er hat darauf eine einfache Antwort: "Ich habe in Zerpenschleuse ein Haus gebaut und bin vor fünf Monaten Papa geworden." Die Familie also. Aber nicht nur.

Man muss nämlich wissen: Zerpenschleuse ist "Taube's" Heimatdorf, hier ist der 32-Jährige aufgewachsen, und hier hat er auch einst mit dem Kicken begonnen, bei Minerva natürlich, bevor er sich aufmachte in höhere Gefilde. Ein Jahr spielte er Landesliga beim FSV Bernau. "Aber dort hat es nicht so gepasst", sagt er. Danach ging es zu Zepernick. Und hier passte es. Auch bis zuletzt. Taubenheim wäre gern beim Kreisoberligisten geblieben, doch die ständige Fahrerei hat den frisch gebackenen Papa abgeschreckt. "Das ist schon eine gewisse Entfernung", sagt er. Und ob: Knapp 40 Kilometer sind es. Pro Richtung.

Trotzdem ist Taubenheim der Abschied aus Zepernick schwergefallen. Er hat lange gegrübelt. Aber er hätte es, wenn überhaupt, nur einmal pro Woche zum Training geschafft. "Ich wollte aber auch keinem jungen Spieler, der voll mittrainiert, den Platz wegnehmen", sagt er. Und zweimal Training pro Woche wäre nicht drin gewesen.

In Zerpenschleuse trainieren sie nur einmal die Woche, und das auch nur ganz locker, mit "ein paar Hansel", sagt Taubenheim. Und der Stürmer freut sich auf Minerva, immerhin kicken die alten Kumpels aus Jugendtagen noch immer hier: "Ich habe denen immer gesagt, irgendwann komme ich zurück." Dieses "irgendwann" ist jetzt gekommen.

Bei Minerva sind sie froh über Taubenheims Rückkehr. Man braucht hier jeden Mann. Letzte Saison wurde Zerpenschleuse Zweiter der 2. Kreisklasse Ost, hinter Meister Titania Kruge.

Neue Saison, neues Glück. Wird Taubenheim den Klub jetzt direkt in die 1. Kreisklasse schießen? Der Stürmer winkt ab: "Es ist gar nicht klar, dass ich Stürmer spiele. Wenn hinten Bedarf ist, spiele ich hinten."

Testspiele gibt's keine bei Minerva. Sie legen am Sonnabend direkt mit der 1. Pokalrunde los. Gegen Kreisliga-Aufsteiger Union Klosterfelde II (15 Uhr) hat man Heimrecht. Es ist Taubenheims erstes Spiel als Rückkehrer.

Und was sagen sie in Zepernick zum Abschied von "Taube"? Trainer Dirk Opitz hat volles Verständnis für die Wechsel-Entscheidung seines Stürmers: "Ich hätte Ricardo gern behalten, sportlich und menschlich. Aber ich kann ihn verstehen, er ist gerade Papa geworden. In Zerpenschleuse kann er direkt um die Ecke spielen."

Ein Hintertürchen aber haben die Zepernicker Taubenheim offengehalten. Sollte ihm die 2. Kreisklasse vom Niveau her auf Dauer nicht zusagen, könne er zurückkommen. Doch vorerst zählt für Taubenheim nur sein Heimatklub - und natürlich die Familie.

Aufrufe: 04.8.2016, 08:21 Uhr
MOZ.de / Christian HeinigAutor