2024-04-24T13:20:38.835Z

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Bereitet dem TSV Gnutz viel Freude: Ahmad Suliman, ein Flüchtling aus Syrien. Foto: Wischeropp
Bereitet dem TSV Gnutz viel Freude: Ahmad Suliman, ein Flüchtling aus Syrien. Foto: Wischeropp

Syrer Suliman in Gnutz: Ein Stürmer mit Sehnsucht

Neuzugang des Kreisligaaufsteigers wünscht sich, dass seine Familie wieder zusammenfindet

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Anderenorts werden Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesteckt, oder es wird gegen den Zustrom von Asylbewerbern demonstriert. Beim TSV Gnutz hingegen wird Integration gelebt, spielen in diesem Verein doch seit Mai drei Flüchtlinge aus Syrien Fußball. Einer von ihnen, Ahmad Suliman, hat sich nicht nur zum Stammspieler des Kreisligaaufsteigers gemausert, sondern als echte Verstärkung entpuppt.

Gegen den TSV 05 schoss er jüngst den Ausgleich zum 1:1 und sicherte damit dem Aufsteiger den zweiten Punktgewinn der Saison. Beim 2:5 am vergangenen Sonntag in Boostedt war der quirlige und technisch versierte Stürmer wieder erfolgreich, als er nach einem gelungenen Dribbling den Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 2:3 aus Sicht der Gäste markierte.

Der 24-jährige Medizinstudent aus Efrim bei Aleppo ist über die Türkei, Griechenland, Albanien, Montenegro, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Zwei Monate dauerte die Odyssee, immer wieder in anderen Gruppen. Er spricht fließend vier Sprachen: Arabisch, Kurdisch, Französisch und Englisch. Und auch seine Deutschkenntnisse sind nach neun Monaten Aufenthalt in Deutschland schon recht passabel. ,,Wegen des Krieges ist es nicht möglich, in Syrien zu arbeiten oder zu studieren. Man weiß außerdem nicht, ob man am nächsten Tag noch am Leben ist." So beschreibt der junge Syrer die hoffnungslose Situation in seinem Heimatland.

Der Vater, der eine Olivenplantage betreibt und Pflanzenöl produziert, sowie ein Bruder sind in Syrien zurückgeblieben. Der Rest der Familie - Mutter, ein Bruder und die Schwester - befindet sich in der Türkei.

Ahmad Suliman bildet mit den Brüdern Mohammad und Bilal Abi Soboh, 22 und 20 Jahre alt, eine Wohngemeinschaft in Nortorf. Der Kontakt zum TSV Gnutz wurde durch ihren Betreuer hergestellt. Und offensichtlich klappt die Integration der drei Ausländer vorzüglich. Nach Aussagen des Co-Trainers Jens Ohm seien sie sogar eine Bereicherung für den Verein, nicht nur in sportlicher Hinsicht. ,,Wir haben ein sehr schönes Miteinander. Die Jungs sind bei allen Veranstaltungen dabei und haben der Mannschaft schon viel von sich erzählt."

Zwar sei zu Anfang die Verständigung noch schwierig gewesen, aber gerade im Fußball komme man oft auch ohne Sprache aus, da ergebe sich vieles von selbst. Und auch Ahmad Suliman fühlt sich in Deutschland und vor allem beim TSV Gnutz sehr gut aufgenommen. Alle seien ihm gegenüber sehr nett und hilfsbereit. ,,Aber mein größter Wunsch ist, dass sich meine Familie wieder zusammenfindet. Ferner hoffe ich, in Deutschland mein Medizinstudium vollenden zu können."
Aufrufe: 01.9.2015, 13:00 Uhr
SHZ / Lutz WischeroppAutor