2024-03-28T15:56:44.387Z

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Zwei Optimisten: Klubchef Andreas Reich und Jonas Grüter glauben fest an die Umsetzung des Projekts Aufstieg. Archivfoto: Vigneron
Zwei Optimisten: Klubchef Andreas Reich und Jonas Grüter glauben fest an die Umsetzung des Projekts Aufstieg. Archivfoto: Vigneron

SVW: Meister im Auslassen bester Chancen

Beim 1:1 in Seligenstadt mangelt es den Torjägern Younes Bahssou und Rudi Hübner an Zielwasser

Seligenstadt. Augenblicke nach dem Abpfiff hatte Sascha Amstätter aus dem Trainerstab des Fußball-Hessenligisten SV Wiesbaden bereits die Videospeicherkarte ins Laptop gesteckt und begann mit der Analyse des 1:1 bei den Sportfreunden Seligenstadt. Für den SVW ein Match der vergebenen Möglichkeiten, dazu brauchte man die bewegten Bilder nicht unbedingt anzuschauen. Aber die Detailbetrachtung förderte Hilfreiches zutage.

Ewige Geschichte der Gegentore nach ruhenden Bällen

Zum Beispiel, dass der Abwehrspieler der Gastgeber die Kugel beim frühen Vorstoß von Niklas Rottenau im eigenen Strafraum ganz sauber klärte, womit der Anschein eines Elfmeters vom Tisch war. Und bei Seligestadts 1:0 in der ewigen Geschichte der Gegentore nach ruhenden Bälle war klar erkennbar, dass sich der mit wuchtigem Kopfball erfolgreiche Jan Hertrich clever abgesetzt hatte, den für ihn zuständigen Dustin Ernst ins Leere laufen ließ. Überhaupt, das zeigten Amstätters Aufnahmen schon ausschnittsweise, gibt es beim SVW weiter jede Menge Optimierungsbedarf. Beim Abwehrverhalten, beim Suchen und Finden richtiger Lösungen im Offensivspiel.

Torjäger vergeben Hundertprozentige

Trainer Djuradj Vasic, der am Tag seines 59. Geburtstags nach dem kraftraubenden Pokalfight gegen Steinbach (1:2) auf Seligenstadts tiefem Rasen mit nur einem Punkt beschenkt wurde, bescheinigte Dustin Ernst im Übrigen einen ansonsten starken Auftritt. Diese Einschätzung stand irgendwie stellvertretend für das Pendeln der ganzen Mannschaft zwischen Licht und Schatten.
Der Einstellung stimmte auf jeden Fall, von Effizienz konnte indes kein bisschen die Rede sein. Der Ex-Eschborner Rudi Hübner, der seit dem Treffer beim Auftakt-3:1 in Vellmar auf sein zweites Saisontor wartet, scheiterte vor der Pause gleich in drei Eins-gegen-Eins-Szenen an Torhüter Mike Wroblewski. Auch der sonstige Tore-Garant Younes Bahssou kam aus kurzer Distanz nicht an Wroblewski vorbei, wurde ansonsten bei Ballbesitz stets von zwei Mann angegangen und wirkte im Vergleich zum guten Auftritt gegen Steinbach ohne Feuer.

Seidelmann und Rudi Hübner Wegbereiter des Ausgleichs

Gleich nach Wiederbeginn zielte SF-Stürmer Marcel Kopp, der die SVW-Deckung mehrfach vor Rätsel stellte, nur knapp am linken Pfosten vorbei (49.). Anschließend bekamen die Gäste die Partie besser in den Griff, waren aber stets am gegnerischen Sechzehner mit ihrem Latein am Ende. „Wir haben um den Strafraum herum agiert wie eine Handballmannschaft. Letztlich ging das 1:1 in Ordnung“, befand Linksverteidiger Michael Seidelmann. Mit seinem Pass zu Rudi Hübner leitete er den Ausgleich ein. Hübner ging ins Dribbling, wurde klar gelegt und der zur zweiten Hälfte gekommene Toni Muca verwandelte sicher vom Elfmeterpunkt (80.). Acht Minuten später die zweite und letzte SVW-Gelegenheit der zweiten Hälfte: Ernst steuerte auf Halbrechts aufs Tor zu, suchte aber nicht den Abschluss, sondern passte zum diesmal schwachen Toni Reljic, dessen Schuss abgeblockt wurde.

Vasic lobt Torhüter Masar Qosa

„Wir haben vor der Pause generell zu viele Standards zugelassen. Das mit den Gegentoren nach ruhenden Bällen ist schon Wahnsinn. Dazu steckte vielen das Pokalspiel in den Knochen und nicht zuletzt hat Seligenstadt gut vertedigt. Aber wir leben weiter für unser Ziel“, meinte Jonas Grüter mit Blick auf die Aufstiegsambitionen und die Aufgabe am Freitag gegen Spitzenreiter RW Frankfurt (19.30 Uhr). Grüter vertrat den gesperrten Marko Kopilas gleichermaßen als zentraler Abwehrspieler wie auch als Kapitän. Während im Tor überraschend der eigentlich nur für Notfälle vorgesehene Masar Qosa zum Zug kam. Vasic entschied sich für den 36-Jährigen aufgrund des erkankt fehlenden Nico Adami und aufgrund der Leistung von Stammkeeper Pero Miletic im Pokalspiel, mit der der Coach offenbar nicht zufrieden war. „Masar war fehlerfrei und bei uns in dieser Runde der erste Torwart mit Präsenz“, strich Vasic heraus.

Melunovic nun Dauer-Bartträger?

Niklas Rottenau, nach zweitägiger krankheitsbedingter Trainingspause zur Pause ausgetauscht, sieht den Knackpunkt im Angriff: „Das Zusammenspiel wird besser, doch wir müssen einfach die Tore machen. Wenn wir stattdessen in Rückstand geraten, erfordert das immer einen erhöhten Kraftaufwand.“ Co-Trainer Ermin Melunovic legt dagegen das Augenmerk auf die Defensive. Bis zum nächsten Zu-Null-Spiel will er sich nicht mehr rasieren.

Derweil steht das Strafmaß für die Pokalspiel-Rotsünder Marko Kopilas und Rene Schwall noch nicht fest. Gegen RW Frankfurt dürften beide erneut fehlen.

SV Wiesbaden: Qosa – Gündüz (46. Iten), Pajic, Grüter, Seidelmann (85. Effiong) – Ernst, C. Hübner, Reljic, Rottenau (46. Muca) – R. Hübner, Bhassou.
Tore: 1:0 Hertrich (32.), 1:1 Muca (80./Foulelfmeter). – SR: Awada (Kassel). – Zuschauer: 150.

Aufrufe: 019.9.2015, 19:49 Uhr
Stephan NeumannAutor