2024-04-24T13:20:38.835Z

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Der SV Schopfheim wehrt sich gegen den Vorwurf, gern die Hand aufzuhalten, aber keine Eigenleistung zu erbringen. Der Kunstrasenplatz ist eines von vielen Beispielen für sehr viel Eigenleistung.   | Foto: Privat
Der SV Schopfheim wehrt sich gegen den Vorwurf, gern die Hand aufzuhalten, aber keine Eigenleistung zu erbringen. Der Kunstrasenplatz ist eines von vielen Beispielen für sehr viel Eigenleistung. | Foto: Privat

SVS-Protest gegen "absurde Aussage"

Im Vorfeld der Gemeinderatssitzung wehrte sich der Vereinsvorsitzende gegen Behauptungen von Stadtrat Gustav Blessing.

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Unverkennbar füllten am Montagabend Mitglieder vom Sportverein Schopfheim (SVS) die für Zuhörer reservierten Plätze im Gemeinderat. Der Grund war schnell klar, als SVS-Vorsitzender Thomas Schulz in der Fragestunde zum Mikrofon griff. "Der SVS trägt zum Wohl der Stadt bei, ist aber dargestellt worden als Verein, der immer nur die Hand aufhält", sagte Thomas Schulz. "Das ist absurd".
Der Auslöser
Thomas Schulz bezog sich auf einen Leserbrief von Gustav Blessing (Unabhängige), der sich mit der Oberfeld-Debatte befasste. Darin wird auch das marode Sportheim erwähnt, das dringend saniert werden müsste. Wörtlich heißt es da: "Das ist natürlich richtig, aber die Verantwortlichen sollten nicht vergessen, dass andere Vereine jährlich für Renovierungen viel Geld oder Eigenleistung einbringen, um den Gebäudezustand aufrecht zu erhalten. Was hat der SV Schopfheim in den letzten zehn bis 20 Jahren dazu beigetragen?" Und genau hier setzt SVS-Vorsitzender Thomas Schulz an. Das sei eine Frechheit angesichts der enormen Eigenleistungen, die der SVS in den vergangenen Jahren gestemmt habe, um sowohl den Sportplatz als auch das Sportheim einigermaßen in Schuss zu halten. Allein in den Hartplatz seien Hunderte von Arbeitsstunden investiert worden, ganz abgesehen von der Kreditaufnahme für den Kunstrasen, der sich im Besitz der Stadt befinde, über 50 000 Euro. Die Spendenaktion für den Kunstrasenplatz belaufe sich bisher auf 12 000 Euro. Und bei all den Diskussionen um die eventuelle Fusion zweier Vereine werde vergessen, dass die Idee der Zusammenlegung vom FV Fahrnau gekommen sei, fügte Thomas Schulz noch hinzu.

Zahlen, die für sich sprechen
Andreas Gsell, seit 26 Jahren Jugendtrainer beim SVS, hatte Zahlen "für den Herrn Gemeinderat Blessing zum Mitschreiben" dabei. Bisher, so Andreas Gsell, habe es sich nicht geziemt, als gewählter Gemeinderat über Leserbriefe Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu wollen. Die Zahlen im Einzelnen: Von 1993 bis 2001 hat der SVS das Sportheim, Gaststätte und WC-Anlagen für damals 56 000 Mark renoviert. Der Umbau der Duschkabinen sei mit Eigenleistungen von rund 50 000 Euro erfolgt. Eigenleistungen seien auch in den Anstrich fürs Metallgeländer um beide Plätze gesteckt worden - etwa 400 laufende Meter. Das Material sei von der Stadt gezahlt worden. Im August seien Eigenleistungen im Wert von rund 6500 Euro in den Eingangsschuppen (im Besitz der Stadt) geflossen.

Andreas Gsell erinnerte auch daran, dass Schopfheims ehemaliger Stadtbaumeister Hermann Unger drei fertige Pläne für neue Sportheime unentgeltlich angefertigt hat (1989, 2002 und 2007). Immer wieder sei die Verwirklichung abgelehnt worden. "Auch hier haben wir immer Eigenleistung angeboten".

Laufende Kosten
Andreas Gsell listete auch die Ausgabenentwicklung fürs Sportheim auf. Mussten 2005 noch 870 Euro für Strom ausgegeben werden, waren es 2013 2100 Euro. Das liegt daran, dass die Lüftung ständig laufen soll. Im selben Zeitraum stiegen die Wasserkosten von 1400 auf 2100 Euro und das Heizöl stieg von 2700 auf 4800 Euro.

Vereinsentwicklung
Andreas Gsell betonte das gute Verhältnis, dass der SVS zum FV Fahrnau pflegt. Dass sich der Verein in einem maroden Gebäude befindet wiege umso schwerer, als es etwa 50 ehrenamtlich tätige Personen beim SVS gebe, die sich um die rund 280 Kinder und Jugendlichen, davon 205 Jungen und circa 75 Mädchen kümmern. Von der A- bis zur E-Jugend habe der SVS 18 Nachwuchsmannschaften, davon vier Mädchenmannschaften in seinen Reihen. "Wir gehören zu den vier größten Jugendabteilungen im Bezirk Hochrhein", erklärte Gsell. Auch unter dem Aspekt Ehrenamt komme Gustav Blessings Leserbrief besonders gut an, meinte Andreas Gsell sarkastisch.

Reaktionen im Gemeinderat
"Jeder weiß, was der SVS leistet und weiß es zu schätzen", erklärte Bürgermeister Christof Nitz. Gustav Blessing wiederholte, worum es ihm geht. Ein gutes Beispiel für Initiative und Eigenleistung sei der Musikverein Fahrnau mit seiner "Villa Musica", erklärte Blessing. Er habe den Leserbrief geschrieben, weil er immer wieder auf das marode Vereinsheim aus der Bevölkerung angesprochen worden sei. Mark Leimgruber, CDU-Stadtrat und Vorsitzender des Fußballvereins Fahrnau (FVF) wandte sich direkt an Gustav Blessing: Er sei erschrocken über die Wortwahl gewesen; und er wünsche sich, dass die Oberfeld-Debatte eine Versachlichung erfahren. Beide Vereine haben einen großen Jugendanteil. Bei Plänen der Zusammenlegung werde auch an die anderen Vereine gedacht, machte Leimgruber deutlich. Er glaube im übrigen nicht, dass eine Entfernung von 700 Metern beider Plätze eine große Rolle spiele. Fest stehe aber auch, dass beide Verein noch keine Entscheidung getroffen haben. Michael Straub (Grüne) fand es merkwürdig, dass eine Fragestunde für ein Statement genutzt wird. Diese Kritik zielte in Richtung Bürgermeister. Diesbezüglich reagiere er großzügig - und zwar in alle Richtungen - sagte Bürgermeister Nitz. "Das handhabe ich offen". Als Straub daran zweifelte, erklärte Nitz, dass schließlich auch Bürgerinitiativen häufig Vorträge gehalten, aber keine Fragen gestellt hätten.
Aufrufe: 023.10.2014, 10:00 Uhr
Marlies Jung-Knoblich (BZ)Autor