2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sven Bissert in einer Trainingspause beim TSV Wilhermsdorf. Sein Fokus liegt auf der Förderung junger Kickerinnen. F: Burghardt
Sven Bissert in einer Trainingspause beim TSV Wilhermsdorf. Sein Fokus liegt auf der Förderung junger Kickerinnen. F: Burghardt

Sven Bissert wundert sich über alte Rollenbilder

Fußballtrainer gibt ehrenamtlich alles für den TSV Wilhermsdorf

Jugendfußballtrainer, Beisitzer und vieles mehr: Sven Bissert gibt alles für seinen TSV Wil­hermsdorf. Für sein ehrenamtliches Wirken verlieh Landrat Matthias Dießl dem 22-Jährigen den Titel "Junger Held 2016" des Landkreises. Als Motivation für sein großes Engagement nennt er einen richtig emotionalen Grund.

Sie kichern, sie quat­schen, sie haben Spaß. Ein Dutzend junger Fuß­ballerinnen zwischen zwölf und 17 Jahren sind an diesem sonnigen Samstagvormittag zum Teambuilding ihres Vereins, dem TSV Wilhermsdorf, gekommen. Durch Spiele und Auf­gaben in wechselnden Mannschaften oder Paa­rungen sollen die Spiele­rinnen Vertrauen zuein­ander aufbauen und ihre Teammitglieder besser verstehen lernen. Zweimal im Jahr gibt es ein solches Teambuilding.

Organisation und Aufsicht über­nimmt dabei Sven Bissert, der Trainer zweier Mädchen-Fußballteams beim TSV. "An Tagen wie heute steht natür­lich der Spaß im Vordergrund. Gemeinsam lachen schafft eine tolle Grundlage als Mannschaft. Davon zeh­ren wir dann die ganze Saison", erklärt Bissert. Bei allem Kichern und Herumal­bern auf dem Platz lässt der Trainer aber immer wieder durchblicken, dass er das Kommando hat. Und die Mäd­chen hören gern auf ihn. Ein Pfiff oder ein Händeklatschen genügt und sie stellen sich gehorsam nebeneinan­der auf, während ihr Coach die nächs­te Übung erklärt.

Dass er Talent zum Fußballtrainer hat, ist Sven Bissert vor knapp vier Jahren aufgefallen. Bis dahin hat der heute 22-Jährige selbst aktiv im Wil­hermsdorfer Verein gekickt. "Als sich unsere A-Jugend aufgelöst hat, haben ein Mannschaftskamerad und ich angefangen, die männliche C-Jugend zu trainieren", schildert er seine Anfänge als Übungsleiter. Schnell kamen weitere Traineraufgaben im Verein hinzu. "In der Spitze habe ich drei Mannschaften trainiert und war sechs bis sieben Tage pro Woche auf dem Vereinsgelände", erzählt Bissert und fügt grinsend hinzu: "Zum Glück habe ich kein zeitintensives Hobby wie Autoschrauben oder so." Mittlerweile hat er seine Trainerauf­gaben ein wenig heruntergefahren. Neben der Mädchenmannschaft betreut Bissert für die hiesige Region noch das Projekt "Ballbina kickt". Damit will der Bayerische Fußballver­band mehr Mädchen an die Sportart heranführen. Bissert hält dafür Prä­sentationen an Schulen und bietet Schnuppertrainingseinheiten an. Lei­der mit bisher mäßigem Erfolg, lautet seine Zwischenbilanz.

Das ist für ihn doppelt schade. Denn für "Ballbina kickt" muss er während der Unterrichtszeiten an den Schulen auftreten. Wegen dieser Einsätze hat der hauptberufliche Groß- und Außenhandelskaufmann schon einige Minusstunden in seinem Betrieb gesammelt. "Mein Chef unterstützt meine ehren­amtliche Arbeit. Das ist echt super. Er hat für eines unserer Mädchenteams sogar einen Trikotsatz für über 1000 Euro gespendet", erzählt Bissert freu­dig. Für den geringen Zulauf von "Ballbina kickt" aber sieht der 22-jäh­rige Jugendcoach einen ganz klaren Grund.

Die Söhne nach Madrid

So seien nach den Schnupperstun­den an den Schulen eigentlich immer viele Mädchen interessiert. Zudem sind die folgenden Trainingseinheiten beim TSV Wilhermsdorf kostenlos. Nach dem, was Bissert gehört hat, sind es aber oft die Väter, die ihre Töchter nicht auf dem Fußballplatz sehen wollen. "Den Sohn würden sie zum Fußballspielen bis nach Madrid fahren, aber die Tochter nicht mal von Langenzenn nach Wilhermsdorf", so seine Einschätzung.

Von solchen Rückschlägen lässt sich Bissert aber nicht die Motivation für sein Ehrenamt rauben. Die ist bei ihm ohnehin besonders stark ausge­prägt. Neben Trainingseinheiten und Teambuilding-Aktionen macht er bei den Heimspielen der Wilhermsdor­fer Mannschaften auch Fotos und stellt sie als visuelle Spielberichte über soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram ins Internet.

Als Beisitzer ist er zudem sportar­tenübergreifend in alle Belange des Vereins involviert. Für sein herausra­gendes ehrenamtliches Engagement wurde der Wilhermsdorfer im Febru­ar als "Junger Held 2016" von Land­rat Matthias Dießl ausgezeichnet. Dafür gab es 500 Euro Preisgeld vom Landkreis, die Bissert wie selbstver­ständlich an seinen TSV spendete, bei dem er seit seinem sechsten Lebens­jahr Mitglied ist.

Auf die Frage, warum er in seiner Freizeit sogar die Duschkabinen des Vereins putzt, antwortet Bissert: "Das wird beim TSV aus unerfindlichen Gründen nicht ordentlich gemacht. Andere Trainer hatten mich in der Ver­gangenheit schon darauf angespro­chen. Der Verein ist für mich ein Stück weit wie Familie. Und ich will nicht, dass über die schlecht geredet wird."

Aufrufe: 09.3.2017, 14:06 Uhr
Florian Burghardt (Fürther Nachrichten)Autor