2024-03-28T15:56:44.387Z

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Aus dem Meisterrennen gedrängt? Der SV Weil um Imad Kassem-Saad (links) verpasste gegen Denzlingen (mit Frank Lengner, rechts) nicht nur den Sieg, sondern kam auch noch böse unter die Räder. | Foto: Matthias Konzok
Aus dem Meisterrennen gedrängt? Der SV Weil um Imad Kassem-Saad (links) verpasste gegen Denzlingen (mit Frank Lengner, rechts) nicht nur den Sieg, sondern kam auch noch böse unter die Räder. | Foto: Matthias Konzok

SV Weil verliert Spitzenspiel gegen FC Denzlingen mit 2:6

Tabellenführer feiert am Ende einen Kantersieg im Nonnenholz +++ Unterhaltsames Duell mit Knackpunkt nach einer Stunde

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Meisterschaft ade? Der SV Weil war auf bestem Wege, den Spitzenkampf gegen den FC Denzlingen zu gewinnen. Dann drehten die Gäste ein rassiges Spiel – und siegten mit 6:2.
"Für die Zuschauer war es ein attraktives Spiel", versuchte Maximilian Heidenreich ein positives Resümee. Allerdings nur mit der falschen Verteilung der Tore aus Weiler Sicht. Soweit der Fußballfan Heidenreich. Doch für den Trainer Heidenreich war das unterhaltsame Duell im Nonnenholz kein Fest. Vogelwild sei es im Spitzenkampf zuweilen zugegangen. Am Ende zeigte die Ergebnistafel ein 2:6 - ein Debakel für Weil, ein Fest nur noch für Denzlingen. Doch das Resultat täuschte darüber hinweg, wie eng die Partie eine Stunde lang gewesen war und jederzeit in eine Richtung kippen konnte.



Die 440 Zuschauer mussten in der Anfangsphase Zweifel haben, ob die Gäste wirklich Spitzenreiter sind und dabei auch noch über die beste Defensive der Liga verfügen. Eindrucksvoll spielten die Blau-Weißen ihren Gegner an die Wand. Keine Minute war gespielt, da hatte Almin Mislimovic die Weiler Führung auf dem Fuß, eine Minute später Yannik Weber und Imad Kassem-Saad. Die Rettungstat gegen Weber bezahlte FC-Schlussmann Raphael Baumann mit einer Handverletzung, bereits nach zwei Minuten musste Paul Kinder einspringen. Die kurze Pause störte den blau-weißen Sturmlauf indes nicht. Dynamisch, schnell, zweikampfstark präsentierte sich Weil, mit Zug nach vorn und zum Tor. Denzlingen bekam die Hausherren nicht in den Griff, in der achten Minute riss Simon Schweiger den durchstartenden Witalij Arsentjew um, wandelte auf dem schmalen Grat der Notbremse - der gelbe Karton, mit leicht rötlicher Färbung, war indes vertretbar. Die Wucht, mit der SV-Kapitän Fabian Kluge den fälligen Freistoß auf den Denzlinger Kasten hämmerte, er war Sinnbild des Weiler Willens. Zeit zum Durchatmen blieb nicht, kurz darauf legte Arsentjew den Ball über FC-Torhüter Paul Kinder, doch Schweiger rettete vor der Linie.

Weil verliert den Faden

"In den ersten zehn Minuten sind wir jeweils gar nicht reingekommen", gab Denzlingens Trainer Armin Jungkeit zu. Das Positive für die Gäste: es stand noch 0:0. Das war zugleich das Weiler Manko. "Wir müssen mit ein, zwei Toren in Führung gehen", bemängelte Heidenreich die fehlende Effizienz. Der Kasten des Spitzenreiters blieb zunächst im Blickpunkt, allerdings brachen die Hausherren nicht mehr so oft gefährlich durch. Nach 23 Minuten hatte das Gros der Zuschauer den Jubelschrei aber schon auf der Zunge, der Schuss von Arsentjew ging jedoch haarscharf am langen Pfosten vorbei. Die nächste vertane Chance.

"Wir haben dann in der ersten Hälfte den Faden verloren", analysierte Heidenreich. Zunehmend konnte auch Denzlingen die gegnerische Defensive beschäftigen, verpasste zweimal die Führung durch Benjamin Bierer. Die Gäste waren im Spiel angekommen. Zwar jubelten die Weiler dann doch einmal, allerdings stand Almin Mislimovic zuvor im Abseits. Fast im Gegenzug schlug Denzlingen zu: Auf der linken Seite setzte sich der quirlige Timo Wehrle durch, seine Flanke köpfte Bierer zum 1:0 in die Maschen (39.).

Denzlingen eiskalt, Weil mit hängenden Köpfen

Die Pausenführung konnte Jungkeit allerdings nicht lange genießen. Denn nach Wiederbeginn erlebte er ein Déjà-vu. "Wir waren nicht richtig wach", brachte er die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte auf den Punkt. Weil hingegen legte wieder los wie die Feuerwehr: Mit letztem Einsatz legte Simon Blaschke die Kugel ins lange Eck (47.), Kassem Saad setzte einen Abpraller in die Maschen (49.) - 2:1 für den SVW, die Partie war gedreht. Und die Heidenreich-Elf war drauf und dran, nun den entscheidenden Schlag zu setzen, ließ die Chance zum 3:1 aber liegen. So kippte die Partie nach knapp einer Stunde noch einmal - und diesmal endgültig. Der Ausgleich von Bierer sollte der Knackpunkt im Spitzenkampf sein. "Bei vielen Spielern gingen die Köpfe runter", schilderte Heidenreich seinen Eindruck. Weil fehlte plötzlich das Selbstvertrauen, der Elan, während Denzlingen die Chance beim Schopfe packte und die Gastgeber nun auseinandernahm. Mehrere Großchancen, darunter ein sehenswerter Lupfer an die Latte von Alexander Ambs, ließen die Gäste zunächst ungenutzt, ehe Schweiger nach einer Ecke einnetzte (67.). Der SVW war von der Rolle, Denzlingen zog durch Rino Saggiomo, Ambs und Wehrle letztlich gar auf 6:2 davon.

Denzlinger Qualität von der Ersatzbank

"Wir hatten genügend Chancen, um zu gewinnen", haderte Heidenreich nach der Partie. "Aber wir waren hinten zu anfällig. Defensiv war das alles andere als berauschend." Den Weiler Coach ärgerten zum einen die einfachen Gegentore, bei der seine Mannschaft zu viel Freiraum im Sechzehner bot. Zum anderen begann die Fehlerkette schon viel früher, jeder abgewehrte Ball der Denzlinger Defensive wurde für den SVW zur Gefahr. Den Hausherren gelang es nicht, die Gegenstöße der Gäste zu unterbinden und zumindest zu verlangsamen. "Hinten geraten wir dann in die Bredouille."

Für Weil ist der Meisterzug damit wohl abgefahren, Denzlingen hingegen hält Kurs in Richtung Titel. "Hinten raus war der Sieg verdient", resümierte Jungkeit. Zumal seine Elf noch zwei, drei Möglichkeiten nicht nutzte. "Aber insgesamt fiel der Sieg auch ein, zwei Treffer zu hoch aus." Ein Unterschied in dieser Partie: die Ersatzbank. Mit Saggiomo und Ambs hatte Denzlingen nach dem 1:2 zwei Akteure eingewechselt, "die richtig Dampf ins Spiel gebracht haben", so Jungkeit. Allen voran aber ein toller Teamgeist habe die Wende ermöglicht. "Heute ging viel über den Willen, am Ende aber auch mit sehr schönem Fußball", lobte Jungkeit. Nach Schlusspfiff konnten eben nur die Denzlinger am attraktiven Spitzenkampf Gefallen finden.

SV Weil - FC Denzlingen 2:6 (0:1)
Weil: Düster, Lauber, Groß, Kluge, Blaschke (72. Sowe), Arsentjew (72. Smailji), Kassem-Saad, Mislimovic, Weber (81. Obradovic), Kaiser, Saccone.
Denzlingen: Baumann (2. Kinder), Unterreiner, Kuwert, Lengner, Rees (52. Saggiomo), Dichtel, Schweiger, Wehrle, Bierer (65. Ambs), Bayram.
Tore: 0:1 Bierer (39.), 1:1 Blaschke (47.), 2:1 Kassem Saad (49.), 2:2 Bierer (57.), 2:3 Schweiger (67.), 2:4 Saggiomo (71.), 2:5 Ambs (74.), 2:6 Wehrle (86.).
Schiedsrichter: Jonas Hirt (Schönwald).
Zuschauer: 440.
Aufrufe: 02.4.2016, 23:30 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor