2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Kevin Pradl beginnt beim SV Heimstetten ein neues Kapitel. F: Lippert
Kevin Pradl beginnt beim SV Heimstetten ein neues Kapitel. F: Lippert

Pradl über leere Versprechungen und das Duell mit Riedmüller

Neuer SVH-Keeper im Interview

Beim BCF Wolfratshausen hat Kevin Pradl ereignisreiche Jahre hinter sich. Nun schlägt der 24-Jährige mit seinem Wechsel zum SV Heimstetten ein neues Kapitel auf. Im Interview verrät der ambitionierte Schlussmann, was er sich für die kommende Bayernliga-Saison vorgenommen hat und erklärt, warum sich sein neuer Arbeitgeber positiv von anderen Klubs abhebt.

Nach drei Jahren in Wolfratshausen kehrst du dem BCF den Rücken. Wie hast du die nicht immer spannungsfreie Zeit erlebt?

Kevin Pradl: Die drei Jahre, die ich beim BCF spielen durfte, waren eine sehr schöne Zeit in meinem Leben. Ich habe den Verantwortlichen beim BCF viel zu verdanken und durfte viele Menschen kennenlernen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Beim BCF herrschte lange Zeit eine sehr familiäre Atmosphäre. Gerade die vergangene Spielzeit hat jedoch stark an den Nerven aller Beteiligter gezehrt und enorm viel Energie gekostet. Ich bin glücklich, dass sie dennoch einen positiven Ausgang genommen hat. Mit einem Abstieg hätte ich mich nicht aus Wolfratshausen verabschieden wollen. Alles in allem kann man glaube ich sagen, dass es einem beim BCF nie langweilig wird.

Du wurdest im Nachwuchs des 1. FC Nürnberg ausgebildet. Hast du noch Kontakt zu Spielern, die den Durchbruch im Profi-Geschäft geschafft haben?

So spontan fällt mir eigentlich nur Marvin Plattenhardt ein. Aber nein, ich pflege aktuell keinen Kontakt mehr zu ehemaligen Mitspielern aus Nürnberg. Die Zeit in Nürnberg kommt mir mittlerweile sowieso so vor, als hätte ich sie in einem anderen Leben erlebt. Die Jungs gehen alle ihre Wege, man verliert sich aus den Augen. Das ist zwar schade, aber so ist eben das Fußballgeschäft.

Der SV Heimstetten will seine Mannschaft künftig anders strukturieren…

In der Tat wollen die Verantwortlichen des SV Heimstetten künftig verstärkt auf Spieler aus der Region setzen. Ich lebe in Ebersberg, etwa 25 Kilometer von Heimstetten entfernt. Daher würde ich mich durchaus zu diesem Personenkreis zählen.

Wie konntest du von einem Wechsel überzeugt werden?

Ich habe mehrere Gespräche mit Herrn Matejka führen dürfen, in denen er sich sehr um mich bemüht und mir das Gefühl gegeben hat, seine Wunschverpflichtung auf dieser Position zu sein. Auch mit welcher Klarheit und Verbindlichkeit Herr Matejka die Bedingungen unserer Zusammenarbeit vertraglich mit mir fixiert hat, war beeindruckend.

Kein normaler Vorgang im Fußballgeschäft?

Leider musste ich in der Vergangenheit bereits mehrfach erleben, dass Spieler mit Versprechungen zu vermeintlichen Top-Vereinen gelockt wurden, die schon unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung nicht mehr eingehalten wurden. Der SV Heimstetten hebt sich hier – ebenso wie der BCF Wolfratshausen – positiv vom Markt ab. Darüber hinaus hat der SV Heimstetten schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Die Infrastruktur ist für die Bayernliga einmalig, die Mannschaft hat ohne Zweifel Potenzial, dieses Jahr wieder ganz vorne mit dabei zu sein. Ich bin sehr, sehr gespannt auf das Projekt mit dem noch sehr jungen Trainerteam.

Welche Ziele verfolgst du in der nächsten Bayernliga-Saison?

Ich wünsche mir, dass unsere junge Mannschaft diese Saison einen attraktiven, dynamischen und sportlich erfolgreichen Fußball spielt. Aber um dies erreichen zu können, müssen wir eine geschlossene Einheit werden. Ich hoffe, dass sich jeder einzelne in den Dienst der Mannschaft stellt und sich einbringt, um ein Team zu formen.

"Bin im Eins-gegen-Eins nur schwer zu überwinden"

Was hast du dir persönlich vorgenommen?

Ich selbst werde mich diese Saison auch voll in den Dienst der Mannschaft stellen. In den letzten drei Spielzeiten war ich Stammtorwart in der Bayernliga, davon eine Saison der Kapitän meiner Mannschaft. Natürlich habe ich persönlich den Anspruch, auch in Heimstetten wieder Stammspieler zu werden. Aber ich bin auch Realist genug, um einschätzen zu können, dass ich mich mit Maxi Riedmüller wohl mit dem härtesten Konkurrenten im bayerischen Amateurfußball messen muss, beziehungsweise darf. Die ersten Trainingseinheiten haben schon gezeigt, dass Maxi über die Erfahrung eines Profis verfügt und ein ganz hervorragender Torhüter ist.

Welche Qualitäten zeichnen dich als Torwart aus?

Ich würde mich als Torwart der neuen Schule bezeichnen, als mitspielenden Torwart. Ich bin beidfüßig und beherrsche alle Formen der modernen Spieleröffnung. Dazu bin ich sehr flink auf den Beinen, habe gute Reflexe und bin im Eins-gegen-Eins nur schwer zu überwinden. Aber als meine größte Stärke würde ich meine Antizipationsfähigkeit nennen. Ich bin in der Lage viele Spielsituationen erkennen zu können, bevor sie überhaupt erst entstehen. Dadurch fällt es mir auch leichter, meine Vordermänner bestmöglich zu organisieren.

In der nächsten Saison triffst du gleich wieder auf den BCF. Was wird das für ein Wiedersehen? Freust du dich, oder hast du vielleicht sogar Angst, ausgepfiffen zu werden?

Ich freue mich schon heute ungemein auf das Spiel in Wolfratshausen, einfach weil ich noch so viele positive Erinnerungen mit dem Stadion und den Menschen verbinde. Daher schließe ich es kategorisch aus, dass die Zuschauer in Wolfratshausen mich bei meiner Rückkehr auspfeifen werden. Ich hatte zu den Menschen im Umfeld des BCF immer ein sehr positives Verhältnis. Deshalb bin ich mir absolut sicher, dass sie mir den Wechsel nicht übel nehmen. Es war jetzt einfach für mich an der Zeit, neue Wege zu gehen, gerade nach so einer turbulenten Saison.

Aufrufe: 023.6.2017, 13:20 Uhr
Lukas Schierlinger - Fussball VorortAutor