2024-05-02T16:12:49.858Z

Transfers

Gelsenkirchen statt Wildpark

SV Gonsenheim Nachwuchsspieler Karim Zeghli wechselt zu Schalke 04 +++ "Er ist absolut ehrgeizig und sehr willensstark."

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Gonsenheim. Beim SV Gonsenheim werden sie fortan einen ganz genauen Blick auf den Nachwuchs des FC Schalke 04 richten. Denn Karim Zeghli, U17-Fußballer am Wildpark, schnürt in der kommenden Saison für die Gelsenkirchener die Schuhe. Und nicht nur sein aktueller Chefcoach Steffen Kaschel ist mächtig stolz.

Eigentlich hätte Zeghli als Jung-Jahrgang der B-Junioren in dieser Saison im Landesliga-Team der Gonsenheimer auflaufen sollen. Doch Kaschel war bereits in der Saisonvorbereitung so angetan von dem Defensiv-Spezialisten, der es zuvor in der C-Junioren-Verbandsliga dennoch auf sieben Saisontreffer gebracht hatte, dass er ihn fest in seinem Regionalliga-Team installierte. Zeghli, der 2010 nach Gonsenheim gewechselt war, dankte es auf dem Feld. „Er hat sich zu einem echten Leistungsträger entwickelt“, betont der 37-Jährige.

Der Lohn: Bei Schalke 04 hat Karim Zeghli nun einen Zweijahresvertrag unterschrieben, für die B-Junioren-Bundesliga in der kommenden Saison und die A-Junioren-Eliteklasse ein Jahr später. Die Mittlere Reife hat der Linksfuß in der Tasche. In Gelsenkirchen zieht er ins Internat, macht sein Fachabitur – und wird auf sich gestellt weit entfernt von der in Mainz beheimateten Familie leben. Ein immenser Schritt. „Er bekommt die Chance, seinem Traum näher zu kommen“, sagt Kaschel.

Beim 1. FC Kaiserslautern und bei Mainz 05 war Zeghli ebenfalls im Probetraining, wurde jedoch nicht genommen. In Gelsenkirchen ist man von seinem Potenzial überzeugt. „Die Trainingseindrücke waren gut, die Beobachtungen seit Anfang Februar waren positiv“, berichtet Kaschel, der sich mit seiner langjährigen Erfahrung als Trainer in Nachwuchsleistungszentren – erst bei Eintracht Frankfurt, mit deren U17 er als Co-Trainer 2010 sogar Deutscher Meister wurde, dann bei Darmstadt 98 – selbst einschaltete und den Wechsel begleitet hat. „Andere sehen ihn als Außenverteidiger. Ich sehe ihn in der Innenverteidigung am stärksten“, erläutert Kaschel, „seine Zweikampfführung mit wenigen Fouls und seine gute Spieleröffnung zeichnen ihn aus. Zudem will er unbedingt Richtung Profibereich schnuppern.“

Der Gonsenheimer U17-Trainer erhofft sich von dem Wechsel auch eine Signalwirkung: „Es ist auch in so einem Alter nicht zu spät, um zu einem größeren Verein zu wechseln. Er ist nicht so ausgelaugt wie mancher Spieler, der ein NLZ verlässt. Aber natürlich wird es eine riesige Umstellung für ihn. Doch er ist absolut ehrgeizig, sehr willensstark.“ Das brachte, nach der Beförderung am Wildpark zum Stammspieler unter lauter Jahrgangsälteren, auch die Berufung in die Südwestauswahl mit sich – wo sich zum größten Teil Spieler aus den NLZs am Bruchweg und auf dem Betzenberg tummeln. Auch Zeghlis Gonsenheimer Teamkollegen Luca Dietrich und Yannik Ischdonat gelang dieses Kunststück.

Für die Gonsenheimer ist der Wechsel süß und bitter zugleich. Bitter, weil es von den Schalkern keinen Cent gibt. „Weil er jetzt einen Jugendfördervertrag bekommt, erhalten wir keine Ablöse“, erklärt Kaschel, „erst wenn er Profi wird, gibt es etwas.“ Dafür erweist sich der SVG mal wieder als prima Lehranstalt für talentierte Kicker. „Spieler auszubilden und weiterzubringen, das ist mir sehr wichtig, das ist dem Verein sehr wichtig. Das Ziel muss ganz klar sein, ein Sprungbrett für Talente zu sein“, betont Kaschel. Das sieht man auch bei den Aktiven, wo sich Cheftrainer Babak Keyhanfar gerade engagiert dafür einsetzt, seinen Stürmer Maziar Namavizadeh an höherklassige Klubs zu vermitteln. Beispiele aus der Vergangenheit, von Arif Güclü bis zu Rufat Dadachov, gibt es zuhauf.

Das U17-Talent in Aktion!
Das U17-Talent in Aktion!

„Es ist sehr interessant, dass man außerhalb eines NLZ vielleicht noch mehr aus den Jungs rausholen kann“, sagt Kaschel, „wir trainieren dreimal die Woche. So gibt es für die Schule und auch für die Freizeit noch genügend Freiraum.“ Karim Zeghli hat diesen Freiraum genutzt, mit einer großen Portion Eigenmotivation. „Er will unbedingt, und er hat nichts zu verlieren“, sagt sein Noch-Trainer – und drückt ihm fest die Daumen. Womöglich gibt es ja ein Wiedersehen. „Wenn schon keine Ablöse fließt – vielleicht machen wir ja mal ein Testspiel“, zwinkert Kaschel Richtung Gelsenkirchen.

Aufrufe: 025.5.2017, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor