2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview der Woche
Auch das Engagement von Josef Nikolic nutzte am Ende nichts mehr; F: Stefan Diehl
Auch das Engagement von Josef Nikolic nutzte am Ende nichts mehr; F: Stefan Diehl

"Es wird einen kompletten Neustart geben"

Sascha Bickel nach zweitem SVG-Abstieg in Kreisklasse C im Gespräch

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Als der Startschuss zur Bezirksliga Karlsruhe/Bruchsal 1977 erfolgte, war der SV Gölshausen dabei. Drei Jahre spielte der SVG in dieser renommierten Spielklasse und erreichte sogar zweimal den dritten Platz. Doch diese Zeiten sind für den langjährigen A-Ligisten (insgesamt 24 Jahre) längst vorbei, die Gegenwart ist ungleich trister. Schon Wochen vor dem Saisonende stand für Gölshausen der zweite Abstieg in die Kreisklasse C nach 2011 fest. Im dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg folgte der schmerhafte Aufprall am Boden der Kreisklasse B. Sascha Bickel hat sich als zweiter Vorstand Zeit für uns genommen und auf unsere Fragen klare Antworten gefunden.

Hallo Sascha, machen wir eine Zeitreise in das Jahr 1977. Gölshausen spielte als Gründungsmitglied der Bezirksliga Karlsruhe/Bruchsal drei Jahre lange gegen so illustre Vereine wie den Karlsruher FV, den FC Spöck oder den FC Forst. Hilft diese Erinnerung ein wenig über den Schmerz, nun zum zweiten Mal in die C-Klasse absteigen zu müssen, hinweg oder macht es der Glanz von einst nur noch schlimmer?

Sascha Bickel: Tja, die glorreichen, alten Zeiten... Für die aktuell Verantwortlichen ist das eine Reise in vergangene Zeiten, die wir mit dem hier und jetzt überhaupt nicht vergleichen können und auch nicht wollen.

Kommen wir zurück zur Aktualität: Nach der Meisterschaft in der C1 2014 gab es zwei einstellige Plätze, ehe nun ein Einbruch folgte. Wo lagen die Gründe, dass man doch weit vom rettenden Ufer entfernt ist? Ein Einbruch lässt sich auch in der Saison erkennen. Nach 15 Punkten in der Vorrunde holte man im Februar überraschend einen Punkt gegen Dürrenbüchig. Danach gab es aber keinen Sieg mehr, gerade einmal drei Zähler fuhr der SVG in der Rückrunde ein. Kannst du Knackpunkte im Saisonverlauf benennen?

Sacha: Einerseits hatten wir kein glückliches Händchen mit der Trainerwahl nach dem Aufstieg. Es wurde zwar eine Mannschaft zusammengestellt, welche auch relativ gut zusammenfand und respektable Ergebnisse erzielte. Zulasten des gesamten SVG entstand jedoch durch die neu geholten Spieler unter Führung der Trainer immer mehr ein Verein im Verein. Querelen kamen dazu, Verantwortliche wurden aus dem Verein gemobbt. Die Mannschaft stand zwar und Punkte wurden geholt, doch es war kein Verein mehr.
Eine Umstrukturierung folgte, das Trainergespann ging und die Runde wurde zu Ende gespielt. Zur neuen Runde 2016/17 wurde Josef Nikolic als Trainer verpflichtet, die bestehende Mannschaft blieb größtenteils zusammen und einige Neuverpflichtungen kamen dazu.
Nach den ersten Spielen wurde schnell klar, dass die bestehende Mannschaft nicht mit unserem Trainer und unserem Verein zusammenpasst. Das Problem war, dass die meisten an der letzten Saison festhielten und da alles besser war - jeder hatte seinen Stammplatz, keine Konkurrenz oder Gegenwind. Da kommt dann zum Tragen, dass du als Verein machtlos bist und nichts tun kannst. Einige Spieler verließen uns und die Personaldecke wurde dünner. Dazu kam noch, dass von einigen teilweise eine Einstellung an den Tag gelegt wurde, welche jeder Grundlage entbehrt. Der ein oder andere kann es vielleicht auch nicht besser, weil einfache Dinge wie Charakter, Einsatz oder Leidenschaft einfach fehlen. Weiter herrscht vereinsintern ein großer Personalmangel. Es finden sich immer weniger Leute, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, und die am Vereinsleben aktiv teilnehmen wollen. Die Verantwortung lastet bei uns auf ganz wenigen Schultern. Das ist eigentlich ein Armutszeugnis, wenn wir unseren Mitgliederstand betrachten.

Du hast es schon erwähnt, die Personaldecke war zuletzt äußerst angespannt. Die zweite Mannschaft musste abgemeldet werden und auch Trainer Josef Nikolic schnürte nochmal die Kickschuhe. Euer Trainer war in der schwierigen Lage nicht zu beneiden, oder?

Sascha: Sepp Nikolic war mitunter, man möge mir den Ausdruck verzeihen, die ärmste Sau...Hut ab und vielen Dank für seinen unermüdlichen Einsatz.

Nun geht es also zum zweiten Mal in die C-Klasse. Nach dem ersten Abstieg dauerte es drei Jahre, ehe die Rückkehr in die B-Klasse gelang. Muss es euer Anspruch als erste Mannschaft, möglichst schnell wieder aufzusteigen?

Sascha: Wenn alle Faktoren zusammenpassen, auf jeden Fall. Wir wollen das aber nicht um jeden Preis, weil trotz allem das Menschliche und die Gemeinschaft im Vordergrund stehen sollte.

Wie sieht es im Kader aus? Wird es viele Veränderungen geben? Plant ihr einen Neuaufbau?

Sascha: Es wird einen kompletten Neustart geben. Der Neuaufbau von Mannschaft und Verein ist unausweichlich

Im nächsten Jahr spielen Bretten, Büchig und Rinklingen in der Kreisliga. Neibsheim ist im vorderen Mittelfeld der A-Klasse und Dürrenbüchig hat die beste Saison der Vereinsgeschichte absolviert. Wie schwer ist es, sich bei solcher Konkurrenz im Brettener Sportgeschehen zu platzieren?

Sascha: Wir schauen nicht auf andere Vereine, jedoch muss ich Grüße nach Dürrenbüchig schicken! Dort wird sehr gute Arbeit, Respekt. Der TSV ist ein super Verein!

Wo steht der SV Gölshausen nach dem letzten Spieltag der Saison 2017/18?

Sascha: Ich hoffe, wir sind dann auf einem guten Weg.

Aufrufe: 031.5.2017, 17:20 Uhr
Florian WittmannAutor