2024-04-24T07:17:49.752Z

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Gemütszustand "wie immer - angespannt"

Der VfL Vichttal hat die Hand am Titel der Fußball-Landesliga. SV Breinig will als Zweiter aufsteigen

Das Finale verspricht noch einmal viel Spannung – mehr als man nach dem Saisonverlauf der Fußball-Landesliga erwartet hätte. Mit dem VfL Vichttal und dem SV Breinig scheinen die beiden Aufsteiger bereits festzustehen, doch sicher ist das noch nicht. Breinig, mit 59 Punkten Tabellenzweiter, spürt den heißen Atem des FC Niederau (57) im Nacken, und auch der Vierte SC Brühl (56), der am Sonntag kampflos punkten wird (siehe Infobox), könnte bei Niederlagen der Konkurrenz noch auf Platz 2 springen. Dass Niederau auch den VfL (60) noch abfängt, ist zwar angesichts der drei Punkte Vorsprung und des um zwölf Treffer besseren Torverhältnisses wenig realistisch – rechnerisch unmöglich ist es aber nicht.

Und so stehen Andi Avramovic (40) und seine Vichttaler, die bei Hertha Walheim antreten, und Michael Burlet (52), dessen Breiniger bei Alemannia Straß zu Gast sind, am Sonntag unter Zugzwang. Mit den beiden Trainern sprach Helga Raue vor dem Showdown.

Letzter Spieltag – und es geht noch um Titel und Aufstieg. Wie fühlen Sie sich vor dem Spiel?

Avramovic: Mein Gemütszustand ist wie immer (lacht). Tatsächlich bin ich vor jedem Spiel immer angespannt, auch heute schon. Aber natürlich ist es schon ein besonderes Spiel am Sonntag.

Burlet: Wie vor jedem Spiel, daran ändert sich nichts. Ich bin immer angespannt. Ich glaube, dass es allen ehrgeizigen Trainern so geht. Wir haben es am Sonntag selbst in der Hand. Was gibt es Schöneres, als wenn man das am letzten Spieltag noch sagen kann? Okay, vielleicht wenn man es frühzeitiger geschafft hat, die Chance dazu war da, aber wir haben sie selbst aus der Hand gegeben.


Wie war das Saisonziel formuliert? Wurde es während der Spielzeit umformuliert? Und wie würden Sie die Saison charakterisieren?

Avramovic: Wir wollten gut starten. Das ist gelungen, aber wir haben festgestellt, dass man unterwegs auf Dinge trifft, auf die man sich vorher nicht einstellen kann. Es war eine lange, lange Saison, ein langer Weg mit vielen Kapiteln, die wir zu bewältigen hatten. Ich würde im Vorfeld nie einen Platz als Ziel formulieren, es sei denn, man würde mir schriftlich garantieren, dass sich niemand verletzt (lacht). Erst vor zwei Wochen haben wir gesagt, dass wir uns eine sehr gute finale Ausgangssituation geschaffen haben und Meister werden wollen.
Burlet: Das erste Jahr nach einem Abstieg ist immer schwierig. Zudem haben wir zehn Spieler verloren, mussten ebenso viele neu einbauen. Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass wir mehr Probleme bekommen würden, hatte gehofft, unter den ersten Fünf zu landen. Doch wir waren von Beginn an immer unter den ersten Drei – auch wenn das erste Saisondrittel nur so lala lief. Vor der Winterpause haben wir richtig Boden auf Vichttal gutgemacht, waren sogar Spitzenreiter, das hat die Erwartungshaltung im Verein erhöht.


Gab es Schlüsselspiele?

Avramovic: Eher Etappen. Aber ja, auch Meilensteine, wie die beiden Partien gegen Brühl, die wir gewonnen haben. Und der Erfolg vor zwei Wochen gegen den Kohlscheider BC. Und da waren die beiden Niederlagen gegen Breinig, die ich aber nicht als Negativerlebnisse werte. Im Hinspiel haben wir mit einem angeschlagenen Kader die beste Halbzeit gespielt, und das Rückspiel haben wir verdient verloren. Die sieben Spiele davor hatten wir gewonnen, da hatte der eine oder andere wohl das Gefühl, dass wir schon durch seien – und hat auch so gespielt. Ein gewisser Moment war auch das Pokalspiel gegen Viktoria Köln, das uns in der Meisterschaft „defokussiert“ hat – siehe das darauf folgende 0:3 beim KBC.
Burlet: Ich würde sagen, wir haben insgesamt eine konstante Saison gespielt. Wir hatten oft personelle Probleme, vor allem nach der Winterpause. Aber meine Mannschaft hat das gut weggesteckt, ich hatte mit mehr Problemen in der Rückrunde gerechnet. Aber es gibt natürlich immer Spiele, in denen man – positiv oder negativ – überrascht wird. Wir haben trotz guter Auftritte Punkte liegen lassen gegen den KBC, Brühl oder Niederau, gegen die wir jeweils nur einen Punkt geholt haben.


Aufstieg und Titel führen nur über den VfL.

Avramovic: Von der Tabellensituation her ja. Wir gehen die letzte Aufgabe zu 100 Prozent fokussiert an, wollen nach dieser Saison auch als Erster über die Ziellinie gehen. Es ist die Maxime, einfach von der Mannschaft zu erwarten, dass sie die Leistung auch im letzten Spiel noch einmal auf den Platz bringt. Und ich lüge nicht, wenn ich mir wünsche, dass beide Stolberger Teams gemeinsam in die Mittelrheinliga aufsteigen. Ich drücke Breinig die Daumen.
Burlet: Wenn wir in der nächsten Saison wieder im Derby aufeinandertreffen würden, wäre das eine tolle Sache.


Niederau kann dem VfL rein rechnerisch noch den Titel streitig machen und Breinig – wie auch Brühl – sogar den Aufstieg streitig machen.

Avramovic: Klar beschäftigen wir uns damit. Niederau muss zum GFC 99, das ist das größte Dürener Derby und wird sicher eine intensive Partie. Wie sie uns aber auch sicher in Walheim erwartet – auch damit beschäftigen wir uns, aber nicht mehr als sonst.
Burlet: Ich denke nicht an Brühl und Niederau, wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen. Wenn wir nicht wollen, kommt keiner an uns vorbei. Wir wollen auf den Platz gehen und gewinnen, ein Remis, das theoretisch reichen würde, wäre uns zu wenig.


Als Trainer wäre es der erste Aufstieg in die Mittelrheinliga, als Spieler haben Sie Verbandsliga gespielt.

Avramovic: Ja, insgesamt sechs Jahre – bei Rhenania Würselen, in Freialdenhoven, Schmidt, bei Borussia Brand und der Eschweiler SG. Im Gegensatz zum Trainer Avramovic war der Spieler Avramovic deutlich wechselfreudiger (lacht).


Und Sie haben als Spieler und Trainer Erfahrungen gesammelt?

Burlet: Ich habe vier Jahre mit Eschweiler SG in der Verbandsliga, damals die vierte Klasse, gespielt. Als Trainer bin ich mit der Dürwißer A-Jugend (in die Mittelrheinliga) und der B-Jugend (in die damalige Regionalliga) aufgestiegen. Im Seniorenbereich bin ich dreimal mit meinen Teams in die Mittelrheinliga aufgestiegen: mit der ESG, Dürwiß und im Sommer 2015 mit Breinig, dazu ein Landesliga-Aufstieg mit Rhenania Eschweiler.


Noch ein Blick auf die Gegner am letzten Spieltag ...

Avramovic: Walheim ist eine tolle Mannschaft und hat eine sehr gute Serie hingelegt. Das junge Team mit einigen erfahrenen Akteuren spielt schnellen Fußball. Wir werden auf taktisch disziplinierte Gastgeber treffen, die die vergangenen drei Spiele wieder gutmachen wollen. Das wird eine Herausforderung, ganz sicher gibt es für uns keine Geschenke.
Burlet: Wir haben einen Riesenrespekt vor Straß, das eine gute Saison mit einer überragenden Hinrunde gespielt hat. Mit Betzer und Fuß verfügt man über zwei gute Stürmer, dazu kommen die Platzverhältnisse... Das Hinspiel haben wir an einem sehr guten Tag 4:0 gewonnen, das Rückspiel wird sicher schwieriger. Aber meine Jungs reden schon die ganze Woche lang über dieses Spiel. Die Stimmung ist konzentriert, auch wenn die Pfingstpause keine gute Idee im Spielplan war. Die Jungs setzen sich selbst am meisten unter Druck. Ich bin zuversichtlich: Wenn es drauf ankommt – wie am Sonntag – dann ist meine Mannschaft immer da.

Aufrufe: 09.6.2017, 10:30 Uhr
rau | AZ/ANAutor