2024-03-28T15:56:44.387Z

Pokal

Verhaltene Freude beim SV Eichede

Zwischen Traumlos und Enttäuschung: Die Reaktionen beim Oberligisten zum DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern fallen unterschiedlich aus.

Die Hoffnungen auf ein Traumlos im DFB-Pokal waren groß. Am Ende wechselte die Gemütslage bei Regionalliga-Absteiger SV Eichede zwischen Enttäuschung, Zufriedenheit und Vorfreude: Der Club aus dem 848 Einwohner zählenden Dorf und der 2781 Einwohner zählenden Gemeinde Steinburg empfängt in der ersten Runde den 1. FC Kaiserslautern, viermaliger Deutscher Meister, zweimaliger Pokalsieger, einer der größten Traditionsclubs in Deutschland. Ein großer Name also – mittlerweile steht der allerdings nur noch für Zweitligamittelmaß.

Während die Vorstandsmitglieder Ralf Maltzahn (Sicherheitsbeauftragter), Heino Keiper (Seniorenboss Fußball) und Jascha Reuter (2. Vorsitzender) den SV Eichede bei der Auslosung live im Fußballmuseum in Dortmund repräsentierten, fanden sich im herausgeputztem Vereinsheim in Eichede rund 300 Fans ein, um die Übertragung zusammen anzuschauen. Von der Decke hingen zahlreiche SVE-Trikots, auf Großbildleinwand verfolgten die Ligamannschaft und zahlreiche Jugendkicker die Übertragung.

Die Reaktionen auf das Los, das Ex-Nationalspieler Sebastian Kehl zog, fielen unterschiedlich aus. Nico Fischer, der sich die üblichen Verdächtigen wie Bayern München, Borussia Dortmund oder den Hamburger SV gewünscht hatte, gab sich gewohnt diplomatisch. „Das war eine spannende Auslosung. Wir mussten ja fast bis zum Ende warten. Nun ist es Kaiserslautern geworden. Nicht ein Verein aus dem höheren Regal der Bundesliga, aber ein Traditionsverein“, so der SVE-Kapitän, der sich durchaus Chancen ausrechnet: „Warum nicht? Wir werden alles versuchen. Ich persönlich wollte ja gegen den HSV spielen. Um das zu erleben, müssen wir eben in die 2. Runde einziehen.“

Ligamanager Malte Buchholz nahm das Los gelassen zur Kenntnis, freute sich vor allem über den tollen Zuspruch am Ernst-Wagener-Stadion. „Das war doch eine tolle Sache, dass so viele Anhänger den Weg am späten Sonntagnachmittag auf die Anlage gefunden haben. Einige mussten ja sogar draußen stehen, weil das Vereinsheim so voll war. Ich persönlich hatte bei noch drei auszulosenden Partien auf den FC Schalke 04 gehofft. Mein Wunsch ging aber leider nicht in Erfüllung.“

Stiller Genießer hingegen war Petrik Krajinovic, dem ein Lächeln ins Gesicht geschrieben stand, nachdem die „Roten Teufel“ gezogen worden waren. „Ich freue mich. Das ist zwar kein ganz großer Club. Dafür habe ich aber einen persönlichen Bezug zu Kaiserslautern, wo mit Stipe Vucur ein Spieler im Kader steht, der aus einem Nachbardorf in Kroatien stammt. Ich kenne ihn aus meiner Heimat bestens.“

Eichedes neuer Trainer Dennis Jaacks hingegen räumte ein, dass es besser hätte laufen können. „Ich will nichts schönreden. Ein Traumlos ist das sicherlich nicht. Mal schauen wie viele Fans dieser Club auch in Schleswig-Holstein noch hat, wer da alles einen FCK-Schal aus dem Schrank kramt und sich das Spiel gegen einen Traditionsclub, der sicherlich die besten Jahre hinter sich hat, anschaut. Immerhin besteht so aber eine sportliche Minimalchance auf das Weiterkommen“, glaubt Jaacks.

Olaf Gehrken verglich den kommenden Gegner von der Mentalität her derweil mit den Stormarnern. „Der Club lebt den Fußball von der Intensivität her ebenso wie wir hier. Deshalb sehe ich das für uns auch als echte Herausforderung an. Wir haben 32 Möglichkeiten gehabt, haben nun eine bekommen, die ich ins obere Drittel, wenn es um ungewöhnliche Vereine geht, einordne. Ich bin jedenfalls zufrieden.“

Die Pfälzer freuen sich derweil auf die Begegnung und wollen ihrer Favoritenrolle gerecht werden. „Wir wollen natürlich die zweite Runde erreichen, wissen aber, dass wir dafür gegen einen Gegner dagegenhalten müssen, der alles in die Waagschale werfen wird. Wir werden Eichede sicherlich nicht unterschätzen“, kommentierte der FCK-Vorstandsvorsitzende Thomas Gries das Los auf der Homepage des Vereins.

FCK-Trainer Norbert Meier, der im 30 Kilometer entfernten Reinbek geboren wurde, schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir fahren sicherlich nicht in den Norden, um eine Besichtigungstour zu machen. Wir nehmen dieses Spiel genau so ernst wie jedes Punktspiel und werden uns ebenso gut darauf vorbereiten.“

Und wo wird nun gespielt? Der Vereinsboss des Oberligisten sagte dazu: „Wir werden alle Optionen abarbeiten, schauen was umsetzbar ist. Es geht nicht vorrangig um Geld, sondern darum, dass wir unseren Fans in unserer Region etwas bieten wollen. Deshalb werden wir alles versuchen, dass wir in Eichede in unserem Dorfstadion spielen können. Wir müssen erst einmal schauen, welche Grundlagen dazu benötigt werden. Es ist auch alles mit Kosten verbunden. Im Ernst-Wagener-Stadion, entfallen diese, um es erstrundentauglich zu machen. Gehen wir in ein anderes Stadion und einen andere Stadt, fallen aber Mieten an.“
Aufrufe: 012.6.2017, 19:30 Uhr
SHZ / Stephan Russau/bjlAutor