2024-04-19T07:32:36.736Z

Relegation
Kopf hoch: Ein enttäuschter Martin Plonner (Mitte) steht nach Schlusspfiff im Kreis seiner Teamkameraden. Trotz der Niederlage gegen Bad Kohlgrub ist er stolz auf eine „überragende Saison“. foto: Andreas Mayr
Kopf hoch: Ein enttäuschter Martin Plonner (Mitte) steht nach Schlusspfiff im Kreis seiner Teamkameraden. Trotz der Niederlage gegen Bad Kohlgrub ist er stolz auf eine „überragende Saison“. foto: Andreas Mayr

Zu siegessicher? Eberfing verspielt 3:0-Führung

Die SG zeigte keinen Kreisliga-Fußball

SG Eberfing – Aufstiegsträume nach 1:4 gegen FC Bad Kohlgrub geplatzt – Trainer Plonner räumt ein: „Gehören in die Kreisklasse“

Es reichte ein Blick auf Martin Plonner. Der Mann verkörpert einen Verein. Es ist Spielertrainer, Torjäger, Anführer. Keiner spiegelte nach Schlusspfiff die Gefühlslage eines ganzen Klubs so gut wieder wie Plonner. Im Mittelkreis stand er. Er kauerte nicht auf dem Boden, wie es so viele gemacht hätten nach der schmerzhaftesten Niederlage in der kurzen Geschichte der Spielgemeinschaft aus Eberfing und Marnbach. „Keiner hat vor einem Jahr gewusst, ob und wie das funktioniert“, sagt Plonner. Der Torjäger verbarg auch nicht das Gesicht in seinen Händen. Er hob den Kopf. Das war ein bemerkenswertes Bild. Es vermittelte: Natürlich mag Eberfing verloren haben, aber gefallen ist es nicht. Von der „überragenden Saison“ seiner Burschen sprach Plonner. Vom Stolz auf sein Team. Von den „ein, zwei Halben“, die sich er und seine Teamkollegen trotz der 1:4 (0:3)-Niederlage gegen den FC Bad Kohlgrub-Ammertal gönnen werden. Und Plonner sprach noch einen außergewöhnlichen Satz: „Mehr oder weniger gehören wir in die Kreisklasse.“ Das war seine Erkenntnis nach 180 Minuten Relegation.

Im Rückspiel zeigte nur eine Mannschaft Kreisliga-Fußball: Bad Kohlgrub. Bereits nach 31 Minuten hatte der FC den Hinspiel-Rückstand (0:3) ausgeglichen. Das 0:2 und 0:3 „müssen wir uns selbst ankreiden“, sagt Plonner. Individuelle Fehler, viel zu viel Raum – im wichtigsten Spiel der Saison patzte das Prunkstück, die SG-Abwehr. Von „Riesen-Schnitzern“ spricht der Spielertrainer. Das 0:1 allerdings schreiben die Hausherren dem Schiedsrichter zu. Ein Handspiel pfiff Julius Egen-Gödde. Am Handspiel an sich zweifelte auch niemand. „Aber wo soll unser Spieler die Hand hintun“, fragt Plonner. Normalerweise macht er das nicht, Niederlagen auf den Unparteiischen schieben. Aber diesmal sagt der Coach – ganz unabhängig von den eigenen Patzern: „Der Schiedsrichter ging gar nicht.“ Eine zweite, folgenschwere Entscheidung traf der Referee: Er pfiff nochmals Elfmeter, als Johannes Ammer seinen Kohlgruber Gegenspieler Josef Niklas am Strafraumeck traf (58.). Christian Maintz traf ein zweites Mal und rettete die Gäste mit dem 4:1. Auch diesmal hatten die SG-Kicker reklamiert, auch wenn Egen-Göddes Pfiff in Ordnung ging.

Plonner selbst hatte Eberfing zwischenzeitlich mit einem Freistoß auf 1:3 herangeschossen. Es war einer der ganz wenigen Torschüsse der SG. Plonner führt das auch auf die Taktik der Kohlgruber zurück. Die Ammertaler schlugen viele lange Bälle. Damit nahmen sie „unser Herz“ (wie Plonner sagt) – also die Mittelfeldzentrale um Bernhard Spensberger und Andreas Kergl – aus der Partie. Die vielen zweiten Bälle landeten oft bei Kohlgrub. Dazu leistete sich die Abwehr der Gäste diesmal keinen einzigen Aussetzer. Torwart-Opa Stefan Glas parierte zudem mit einem unfassbaren Reflex Plonners Seitfallzieher (60.). In einer Aktion davor hatten die Hausherren schon den Pfosten getroffen – die größte SG-Chancen der Partie.

Für die Eberfinger und Marnbacher beginnt nun die Sommerpause. Mitte Juni. Ein Unding, findet Plonner. Er appelliert an den Bayerischen Fußballverband (BFV), sich Gedanken zu machen. Ihn stört die 15er-Gruppe und die aufgeblasene Relegation. Partien über Partien für seine Fußballer. „Wir spielen fünf Wochen länger als früher. Irgendwann gehen uns die Körner aus. Das ist alles viel zu viel.“ Früher sei die Relegation der Höhepunkt gewesen. Plonner stellt klar: „Wir sind alle immer noch Gaudi-Fußballer und keine Profis.“

Aufrufe: 012.6.2017, 16:11 Uhr
Weilheimer Tagblatt - Andreas MayrAutor