2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Thomas Semmelmann und Klaus Augenthaler ergänzten sich als Trainerduo in Donaustauf hervorragend. Foto: lst
Thomas Semmelmann und Klaus Augenthaler ergänzten sich als Trainerduo in Donaustauf hervorragend. Foto: lst

Augenthaler sagt leise Servus beim SV Donaustauf

Co-Trainer Semmelmann spricht offen über die coole Zeit an der Seite des Weltmeisters

Der SV Donaustauf wartete im Frühjahr 2016 mit einer Sensation auf! Weltmeister Klaus Augenthaler wurde als Trainer für die Saison 2016/17 in einer großen Pressekonferenz im Regensburger DEZ vorgestellt. Damals war der SVD noch in der Bezirksliga Süd daheim. Bis Juni 2016 fungierte Augenthaler bereits als Berater. Hauptverantwortliche Trainer blieben allerdings Thomas Semmelmann und Kapitän Andreas Vilsmaier. Am 16. Mai 2016 stieg das Team als Meister der Bezirksliga Süd in die Landesliga auf. Auch die Oberpfalzmeisterschaft konnte mit einem 2:0-Sieg über Sorghof, den Meister der Bezirksliga Nord, eingefahren werden. Im Juni war es dann so weit. Mit einer neu formierten Mannschaft startete der SV Donaustauf unter dem neuen Star- und Cheftrainer Klaus Augenthaler in ihre erste Saison in der Landesliga Mitte. Einer seiner engsten Vertrauten beim SVD wurde Thomas Semmelmann, der ab sofort als Co-Trainer fungierte. Ebenfalls im Trainerteam blieb Andreas Vilsmaier, der als Kapitän als verlängerter Arm auf dem Platz des Duos fungierte. Am vorletzten Spieltag fuhr Donaustauf die Vizemeisterschaft in der Landesliga Mitte ein. Kurz darauf wurde öffentlich bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Klaus Augenthaler nicht verlängert wurde, dass in der neuen Saison Karsten Wettberg dessen Amt ausführen werde. In der anstehenden Relegation wollten Auge und Semmel den Aufstiegstraum real werden lassen, scheiterten allerdings an einem sehr starken Gegner, an der SB Traunstein Chiemgau. Somit endete Auges Mission beim SVD mit einer Niederlage. Nun stand uns Thomas Semmelmann Rede und Antwort.

Herr Semmelmann, traurig, dass sie nun nicht mehr Seite an Seite von Klaus Augenthaler arbeiten können?

Natürlich, es schwingt schon eine gehörige Portion Wehmut mit. Klaus war nicht nur sportlich eine absolute Bereicherung, sondern auch menschlich passte er hervorragend zum Verein und zur Mannschaft. Nicht nur ich konnte sehr viel lernen, dies für mein weiteres Trainerleben mitnehmen. Am Samstag verabschiedete er sich von jedem Spieler mit einem Foto aus seiner aktiven Zeit, das mit einer persönlichen Widmung versehen wurde. Klaus hat sich viele Gedanken gemacht, was er uns schenken könnte. Und das passt zum Menschen Augenthaler. Er kam jedem Autogrammwunsch nach, spielte Fußball mit den Kindern, die ihn darum baten. Auch setzte er sich mit den Fans zusammen, stand jedem Rede und Antwort. Er brachte jedem Menschen den nötigen Respekt entgegen. Klaus verstand sich mit den Spielern hervorragend. So scherzte er regelmäßig mit Michael Diermeier, einem absoluten Dortmund-Fan. Michi brachte Klaus nach dem Halbfinale einen DFB-Pokal mit, Klaus hingegen versorgte Diermeier mit Bayern-Trainingsklamotten. Bei allem Ernst, bei aller aufopferungsvoller und akribischer Arbeit ist der Spaß nicht auf der Strecke geblieben. Wir alle, das Trainerteam, die Verantwortlichen, die Spieler und die Fans werden Klaus vermissen. Es ist schade, dass sich unsere Wege nach nur einem Jahr bereits wieder trennen werden. Klaus hat sich seine Erfolge nie raushängen lassen. Unvergesslich bleiben werden natürlich auch seine Geschichten und Anekdoten über seine Zeit in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft. Er ist ein hervorragender Erzähler und Unterhalter!

Wie war es für Sie im Schatten des Weltmeisters Co-Trainer zu sein?

Von Beginn an verstanden wir uns menschlich hervorragend. Privat begann schnell eine Freundschaft zu wachsen, wir diskutierten über den Fußballsport hinaus zu vielen Themen. Auch meine Frau und seine Freundin Sandra verstehen sich blendend. In sportlicher Hinsicht wuchsen wir immer besser zusammen. Im Laufe der Zeit hat mich Klaus immer mehr nach meiner Meinung gefragt. Wir sprachen Trainingspläne und –übungen ab. Und er zeigte sich kompromissbereit. Obwohl er ein Verfechter der Viererkette ist, stimmten wir uns ab, dass wir beim vorhandenen Spielermaterial mit einer Dreierkette erfolgreicher sein würden. Er holte auch die Meinungen des Spielführers oder des Spielerrats ein. Und so änderte er in enger Zusammenarbeit mit mir das System. Und das mit Erfolg! Die Vizemeisterschaft war das Ziel. Jene haben wir erreicht. Natürlich ist es schade, dass wir in der Relegation gescheitert sind, aber der zweite Rang als Aufsteiger kann sich durchaus auch sehen lassen. Für Klaus war die Arbeit mit einer Amateurmannschaft natürlich eine große Umstellung. Training war nur abends möglich. Es kamen Spieler auch einmal gestresst oder fertig von der Arbeit oder vom Studium zum Training. Er hat sich aber auch darauf ohne Probleme ein- und umstellen zu können. In der Öffentlichkeit war ich Auges Co-Trainer, doch in der täglichen Arbeit war ich doch eher sein Trainerpartner, dessen Meinung dem Cheftrainer viel wert war. Auch sein Draht zur Mannschaft hätte besser nicht sein können. Klaus lud uns zum Essen ein, er führte viele Einzelgespräche, nahm jeden Ernst, suchte den Kontakt zu jedem Einzelnen. Und er hat sich, sein Können und sein Fachwissen bis zur letzten Sekunde voll und ganz mit eingebracht. Für das gesamte Umfeld ist sein Weggang ein großer Verlust. Eine coole Zeit liegt hinter uns! Nun gilt es aber positiv in die Zukunft zu schauen.

Wie haben Sie mitbekommen, dass Klaus Augenthalers Vertrag nicht verlängert wurde?

Er kam sofort danach zu mir, da er nicht wollte, dass ich es über drei Ecken erfahren würde. Und er versprach mir, dass er bis zur letzten Sekunde alles geben würde. Und das tat er auch. Klaus ist ein absoluter Profi. Für uns alle ist es schade, dass Klaus sich nun verabschieden wird. Natürlich ist es klar, dass ein Klaus Augenthaler sein Geld kostet. Ein Mann mit seinen Erfolgen und seiner Reputation bekommt man nicht für einen Apfel und ein Ei. Dennoch hätten wir gerne mit ihm weitergearbeitet. Ich wünsche ihm viel Glück für seinen weiteren beruflichen Werdegang. Er hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Und so wird er bald wieder noch enger zur Bayern-Familie gehören als dies eh schon der Fall war. Klaus hat eine interessante Aufgabe vor sich. Mehr werde ich allerdings nicht verraten! Darum hat er mich gebeten. Am kommenden Samstag treffen wir uns mit der gesamten Mannschaft nochmals mit Klaus, um uns mit einer internen Feier voneinander verabschieden zu können.

Wie geht es weiter mit Ihnen?

Herr Wettberg war bereits bei mir daheim und hat mir geschildert, wie er sich die Zusammenarbeit mit mir vorstellen würde. Er möchte mich eng in die Trainingsplanung und –dürchführung einbinden. Das hat mir sehr zugesagt. Ich bin ein Mensch, der nicht im Mittelpunkt stehen muss und gut auf andere zugehen kann. Somit bin ich sicher, dass auch die Zusammenarbeit mit Karsten Wettberg gut klappen wird. Klaus und ich haben uns hervorragend ergänzt. Ich hoffe, dass das in Zukunft Mit Karsten Wettberg ebenfalls so sein wird.

Aufrufe: 030.5.2017, 18:00 Uhr
lstAutor