Bezirksliga-Nachlese: Erst Nervenflattern, dann Matchwinner

Wer steigt als Meister auf? Wer spielt in der Relegation um den Aufstieg und wer gegen den Abstieg? Zwei Spieltage vor Schluss sind in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga drei der wichtigsten Entscheidungen weiter offen. Aus Filder-Sicht lässt sich aber immerhin sagen, dass sich vorne die Chancen des SV Bonlanden trotz eines 8:0-Siegs nicht verbessert haben – und dass hinten die Spvgg Möhringen ihrem Ziel Klassenverbleib einen großen Schritt näher gekommen ist. Die Gemeinsamkeit: bei beiden Teams ragten die Torjäger heraus – welche andernorts Sorgen machen. Stichwort TSV Rohr. Für den Aufsteiger gibt es unerfreuliche Nachrichten abseits des Rasens.

SV Bonlanden - Sportvg Feuerbach 8:0

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Allerdings ist sie aufseiten SV Bonlanden wieder ein bisschen weniger geworden. Das rauschende 8:0 gegen die Sportvg Feuerbach war gerade besiegelt, als von anderer Stelle die Ernüchterung kam: diesmal kein Ausrutscher des Tabellenführers NAFI Stuttgart. Der große Rivale im Kampf um den Meistertitel hat seinerseits die hohe Hürde bei Croatia Stuttgart genommen. Und so bleiben nun nur noch zwei Chancen für die Volte an der Tabellenspitze. „Ich glaube eher nicht, dass sich die das noch nehmen lassen. Aber wenn sie patzen, werden wir da sein“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer.

Die realistischere Variante ist, dass es für die Seinen in die Zusatzschicht geht: die Relegation – also in die eigentlich ungeliebte Verlängerung der Saison. Trotz mittlerweile 25 Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage. Trotz zuletzt fünf Siegen mit insgesamt 24:3 Toren. Und trotz der Tatsache, dass sich die eigene Mannschaft seit Wochen nicht nur vize-, sondern höchst meisterlich präsentiert. „Im Prinzip eine Katastrophe, dass man dann womöglich noch bis weit in den Juni hinein Spiele hat“, sagt Kämmerer, zugleich aber eben auch die Möglichkeit, das Saisonziel „Aufstieg“ doch noch zu realisieren. Auftaktgegner wäre wie berichtet am 7. Juni der Zweite der Bezirksliga Donau/Iller, entweder die Regionalliga-Reserve des SSV Ulm 1846 oder Türkspor Neu-Ulm.

Viererpack von Presthofer

Einstweilen sieht Kämmerer sein Team „weiter am Rollen“. Vor allem einen. Nach einer letztwöchigen persönlichen Torepause schlug Nico Presthofer diesmal umso heftiger zu: Mit einem Viererpack eroberte er die Führung in der Schützenliste der Liga zurück. Außer ihm machte die Flügelzange mit Rüchan Pehlivan und Andreas Pottmeyer mächtig Dampf. So sehr, dass Kämmerer nach der Pause gar Bonbons verteilen konnte. Seine Akteure Dustin Müller, Benjamin Taubald und Julian Schwarz ließ er bereits während der Begegnung ziehen. Das Ziel des Trios: der Wasen, die Meisterfeier des VfB.

Was gäben sie dafür, wenn in 14 Tagen doch auch noch eine eigene folgen könnte.

Tore: 1:0 Nico Presthofer (26.), 2:0 Nico Presthofer (38.), 3:0 Andreas Pottmeyer (39.), 4:0 Nico Presthofer (52. Foulelfmeter), 5:0 Nico Presthofer (58.), 6:0 Rüchan Pehlivan (77.), 7:0 Steffen Günther (78.)

Spvgg 1897 Cannstatt e.V. - SpVgg 1887 Möhringen e.V. 2:4

Das spielerische Niveau? „Wir haben den Kopf nicht eingeschaltet“, sagt Karl-Heinz Fuhrmann. Die letzten 35 Minuten? „Jeden Ball sinnlos durch die Gegend gedroschen“, moniert der Trainer. Und der zwischendurch verballerte Elfmeter seines Torjägers Bastian Malchow? „Der war so lasch, dass der Torhüter ihn sogar festhalten konnte“, grummelt der Coach.

Insofern könnte man Schlimmes vermuten für die Spvgg Möhringen. Jedoch: weit gefehlt. So viele Kritikpunkte es für den nüchternen Analytiker Fuhrmann am Sonntag auch gab, so groß war die gleichzeitige Erleichterung. Denn im Auswärtsspiel bei der Spvgg Cannstatt hat das eigene Team trotzdem mit 4:2 gesiegt, was ein großer Schritt in Richtung Klassenverbleib ist. Zum Relegationsplatz haben die Kicker von der Hechinger Straße nun ein Zwei-Punkte-Polster. „Jetzt gilt es, am nächsten Wochenende gegen Obertürkheim zuhause noch mal alles reinzulegen. Dann könnte es schon vollends reichen“, weiß Fuhrmann, in dessen Aufgebot es schließlich einen Matchwinner gab. Jener hieß Malchow. Richtig: just der Mann, dem beim Strafstoß die Nerven flatterten.

In drei anderen Szenen vollstreckte der 25-Jährige dann allerdings kühl, nachdem die Möhringer in der richtungweisenden Partie früh in Rückstand geraten waren. Eigener Einwurf, Ballverlust, Abwehrpanne – damit hatte es schlecht angefangen. Doch aus abseitsverdächtiger Position nach Vorarbeit von Marvin Kuhn sowie mit zwei sehenswerten Rechtsschüssen drehte Malchow die Partie. Wer also wollte bei den Gästen noch ernsthaft meckern? Am Ende auch Fuhrmann nicht mehr. Wie er die Leistung seines Torjägers sah? „Wenn er jede Woche drei Dinger macht, darf er gern auch Elfmeter verschießen. Alles gut!“, sagt der Trainer.

Tore: 1:0 Marvin Kellner (3.), 1:1 Bastian Malchow (36.), 1:2 Bastian Malchow (48.), 1:3 Bastian Malchow (55.), 2:3 Oliver Olenschuk (82.), 2:4 Christopher Müller (89.)
Besondere Vorkommnisse: Bastian Malchow (SpVgg 1887 Möhringen e.V.) scheitert mit Foulelfmeter (40.)

TSVgg Plattenhardt - FC Stuttgart-Cannstatt 6:0

Gut 70 Spielminuten lang war es eine zähe Geschichte. Schützenfest gegen den Tabellenletzten? Von wegen. Stattdessen bekamen die Zuschauer des TSV Plattenhardt zu sehen, wie sich ihre Mannschaft gegen einen tief stehenden Gegner eher uninspiriert abmühte. Dann griff das Trainergespann Sascha Krammer/Paulo Bayrak in die Überraschungskiste. Am Spielfeldrand durfte einer die Schuhe schnüren, für den die Saison eigentlich schon beendet schien. Gestatten: Christian Mayer. Knapp drei Monate nach seinem Zehenbruch und nur drei Tage nach seinem Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining feierte der Kapitän ein Blitzcomeback. Das Ergebnis: der 32-Jährige kam, wirbelte los – und schlagartig wurde an diesem Nachmittag doch noch alles gut.

Innerhalb von sechs Minuten gelangen den Plattenhardtern vier weitere Treffer, drei davon mit Mayer-Beteiligung. Unter dem Strich stand gegen den FC Stuttgart-Cannstatt ein 6:0. Krammers Kommentar? „Er ist halt ein Typ, der auf dem Platz weiterhilft.“ Ebenso wie der ebenfalls nach längerer Verletzungspause erstmals wieder eingewechselte Philipp Straub. Auch wenn beide noch längst nicht bei 100 Prozent sind. Bis dahin wird es wohl noch eine andere, nämlich individuell zähe Geschichte.

Tore: 1:0 Bilal Toy (28.), 2:0 Paulo Bayrak (74.), 3:0 Alperen Albayrak (75.), 4:0 Paulo Bayrak (76.), 5:0 Alperen Albayrak (79.), 6:0 Christoph Honemann (88.)

Der 28. Spieltag im Überblick

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