2024-04-16T09:15:35.043Z

Vereinsnachrichten
Jetzt bloß nicht patzen: Der SV Biesenthal kann den Aufstieg schaffen. Archiv-Foto: Roman Stasik
Jetzt bloß nicht patzen: Der SV Biesenthal kann den Aufstieg schaffen. Archiv-Foto: Roman Stasik

Der Aufstiegs-Fluch von Biesenthal

Der erbitterte Kampf um die Krone in der Kreisliga Oberhavel-Barnim Ost geht weiter - Der SVB 90, Ahrensfelde II, Zühlsdorf und Glienicke wollen den Titel

Brandenburgliga - alle Barnimer so gut wie durch. Landesklasse - Ahrensfelde ist am Drücker. Landesliga - wer soll den FSV noch schlagen? Kreisoberliga - kein Barnimer im Aufstiegskampf. Langweiliger Saisonausklang? Von wegen! In der Kreisliga ist es richtig spannend.

Da denkt man, man ist schon durch - und dann kommt es doch alles anders. "Wer jetzt nicht mehr daran glaubt, dass wir aufsteigen können, dem ist nicht mehr zu helfen", hatte der Trainer des SV Biesenthal, Christian Schramm, nach dem Spitzenspiel gegen den SV Glienicke vor drei Wochen festgestellt. Biesenthal als Spitzenreiter und dahinter Glienicke hatten sich in der Kreisliga ein wenig vom Rest des Feldes abgesetzt.

Der Begegnung beider Teams war daher mit Spannung entgegengesehen worden. "Wer dieses Spiel gewinnt, ist durch", war sich Glienickes Trainer Florian Glitza sicher. Und tatsächlich - die Barnimer gewannen die Partie und bauten ihren Vorsprung aus auf 56 Punkte. Glienicke hatte als Zweiter 51 Zähler, dahinter kam Grün-Weiß Ahrensfelde II mit 49 Punkten. Das musste es doch jetzt gewesen sein für die Biesenthaler, die bereits in den zwei Jahren zuvor den Aufstieg nur knapp verpasst haben. Zumal das Restprogramm doch machbar schien: Der Tabellenletzte und der Tabellenvorletzte warteten in den nächsten Spielen.

Doch der Aufstiegs-Fluch verfolgt die Biesenthaler auch in diesem Jahr wieder. Kaum ist die Meisterschaft in greifbarer Nähe, versagen die Nerven. Besonders ärgerlich aus Sicht des Trainers: die verschenkten zwei Punkte gegen den Tabellenletzten FSV Basdorf. "Ich glaube, da hatten die Jungs noch das Spiel gegen Glienicke im Kopf und haben dann gespielt nach dem Motto: Was soll uns jetzt passieren?" Die zu leichtsinnige Spielweise rächte sich, nach dem 1:0 für Biesenthal durch Roman Stasik konnte Gastgeber Basdorf den 1:1-Ausgleich erzielen. "Das war unser Offenbarungseid", so das Fazit von Christian Schramm. "Wir haben einfach nicht gekämpft."

Und auch im Spiel gegen die Vorletzten, der SG Oderberg/Lunow, gab es nur ein mageres Remis. "Da haben wir gut gespielt, aber einfach nicht das Tor getroffen - sogar am leeren Tor haben wir vorbeigeschossen", ärgert sich Christian Schramm.

Glück für die Biesenthaler, dass auch Glienicke patzt. Doch dafür hat sich nun ein anderer Gegner in die Spur gemacht, die Biesenthaler vom Thron zu stoßen: die Reserve von Grün-Weiss Ahrensfelde. Überraschend kommt das für deren Trainer Thomas Neumann, der das Team erst zu Beginn dieser Saison übernahm, nicht. "Wir haben eine kontinuierlich gute Leistung gezeigt. Zum Beispiel auch mit dem 4:0-Sieg am Wochenende gegen die SG Zühlsdorf, die ja auch immer als die Super-Mannschaft der Kreisliga dargestellt wurde. Mich wundert es eher, dass uns keiner so richtig auf dem Zettel hatte."

Jetzt ist das anders. Die "Zweite" von Grün-Weiss sammelte fleißig Punkte und liegt jetzt nur noch drei Zähler hinter Biesenthal. Könnte man dem Klassenprimus die Meisterschaft etwa noch streitig machen? "Theoretisch ist noch alles offen", so Thomas Neumann. "Es ist noch nichts entschieden. Auch Glienicke sollte man noch nicht ganz abschreiben. Die hatten in den letzten Spielen drei gesperrte Stammspieler, das muss man immer beachten."

Neumann kann im Gegensatz zu seinem Kollegen Christian Schramm den verbleibenden vier Spieltagen aber gelassen entgegensehen. Als er das Ahrensfelder Team zu Saisonbeginn übernahm, war sein Ziel: oberes Tabellendrittel. "Vorher hatte sich die Mannschaft ja immer knapp vor dem Abstieg gerettet", berichtet er. Allein ein Platz unter den Top fünf der Liga wäre schon ein Erfolg für das Team, das er übrigens zum Saisonende wieder abgeben wird. Grund: die Einstellung. "Die Mannschaft vertritt nicht so ganz meine Philosophie", erklärt er seine Beweggründe. "Die sind schon sehr im Freizeitmodus. Man muss sie ein bisschen zu ihrem Glück zwingen. Oft sind alle anderen Sachen wichtiger als Fußball und das passt mir nicht. Ich höre definitiv auf, bin schon aus dem Verein ausgetreten", betont Neumann.

Im Gespräch ist er als Trainer der Reserve des FSV Bernau, die in der Kreisoberliga derzeit gegen den Abstieg kämpft. "Da steht aber noch nichts fest. Ich habe nur den Wunsch geäußert, die Mannschaft kennenzulernen, deshalb war ich dort. Es könnte so kommen, dass ich dort anfange, aber es ist noch alles offen."

Nun will er erstmal die Saison mit seinen Ahrensfeldern zu Ende bringen. "Sich mit einer gewonnenen Meisterschaft zu verabschieden, wäre natürlich toll. Aber wir haben ein schweres Restprogramm. Man muss abwarten, was passiert und von Spiel zu Spiel gucken."

Und sein Kontrahent aus Biesenthal? Der versucht, der schwierigen Lage etwas Positives abzugewinnen. "Vielleicht ist es ja gar nicht schlecht, dass wir jetzt wieder mehr unter Druck geraten sind. Damit spielen wir offenbar erfolgreicher als wenn wir so klar vorne liegen", sinniert er. "Ich hoffe, dass die anderen das schwerere Restprogramm haben. Und ich bleibe optimistisch. Jetzt sind die Sinne wieder geschärft. Wenn wir es uns jetzt noch aus der Hand nehmen lassen würden, das wäre bitter."

Aufrufe: 018.5.2017, 10:09 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor